Geschichte

Am 17. November 1973 stürmen Panzer das Polytechnio Athen

Im November 1973 protestierten Studenten am Polytechnio Athen für ein Ende der Diktatur, dem machten am 17. November Panzer der Machthaber ein Ende. Die Erinnerung daran möchte ich mit einem geradezu ikonischen Foto hochhalten, das ich heute im Rahmen des Jahresthemas vorstellen möchte.

Panzer vor dem Polytechnio im November 1973

Ich kenne kein Foto, das dieses Ereignis so dokumentiert wie das, was ich Euch heute hier zeige. Auf der linken Seite sehen wir einen Panzer. Auf der rechten Seite im Hintergrund sehen wir die Studenten am Polytechnikum stehen. Noch ist nichts passiert. Das wird aber noch kommen.

Panzer vor dem Polytechnikum Athen am 17.11.1973
Panzer vor dem Polytechnikum Athen am 17.11.1973

Der starke Mann der Militärdiktatur hieß Ioannis Papadopoulos. Im Januar 1973 war er Regent, Premierminister, Außen- und Verteidigungsminister. Mächtiger war niemand in Griechenland. Im Militär gab es eine Opposition, die aber heterogen war. Einigen Hardlinern war Papadopoulos nicht hart genug. Andere hingen dem beseitigten Königtum nach. Und es gab im Militär auch starke Kräfte, die demokratisch orientiert und keine Freunde der Diktatur waren. Die ihm von diesen Kreisen drohenden Gefahren hatte Papadopoulos vorläufig im Griff.

Die ihm von den Studenten drohende Gefahr erkannte er nicht. Im Februar und März gab es Proteste und Besetzungen von Unigebäuden. Diese Proteste beendete die Polizei mit Knüppeln und anderer Gewalt.

Papadopoulos musste sich weiter mit Opposition befassen. Ein Putsch flog im Mai auf. Papadopoulos beendete die Monarchie auch offiziell und ließ sich zum Präsidenten wählen.

Der Aufstand im November

Am 4. November 1973 jährte sich der Tod von Georgios Papandreou zum fünften Mal. In der Kathedrale von Athen gab es einen Gedenkgottesdienst. Anschließend begannen vor ihr Proteste. Die Menschen sagten laut ihre Meinung.

Denkmal für die Opfer der Militärdiktatur im Polytechnio
Denkmal für die Opfer der Militärdiktatur im Polytechnio

Die Polizei griff brutal durch und verhaftete 17 Menschen. Unter ihnen waren drei Studenten, die verurteilt wurden. Das war ein Fanal.

Es kam zu Protesten in Patras, Thessaloniki und Athen

Am 14. November besetzen einige tausend Studenten das Polytechnikum in Athen. In der Folge kam es zu einem Hin und Her auch am Polytechnikum. Aus dem Universitätsgebäude sendete ein Radiosender. Die Situation verschärfte sich am Abend des 16. Novembers zusehends. Nach Mitternacht, gegen 1 Uhr früh des 17. Novembers, trafen Panzer ein. Viele Menschen flüchteten, Studenten und andere waren im Polytechnikum.

Eine Gruppe von Studenten erschien bei den Soldaten. Sie wollten einen friedlichen Abzug erreichten und baten um eine halbe Stunde Zeit. Dann sollte das Gelände geräumt sein. Die Offiziere wollten allenfalls 10 Minuten gewähren und dann Gewalt anwenden. Der Vorhof des Polytechnikums war voller Studenten.

Ein Panzer erschien. Die Studenten riefen „nicht schießen Brüder“ und begannen die Nationalhymne zu singen. Die gewährten 10 Minuten waren noch nicht vorüber. Der Panzer durchbrach das Tor. Auf den seitlichen Torpfeilern saßen Studenten und Journalisten. Sie wurden heruntergeschleudert. Es gab Tote. Die Soldaten drangen in das Universitätsgebäude ein. Der Radiosender verstummte um 2.45 Uhr.

Das Foto, um das es in diesem Beitrag geht, erinnert genau an diese dramatischen Stunden. Über den Aufstand der griechischen Studenten ließe sich noch viel mehr schreiben. Das aber würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner