Byzanz und Mittelalter
Das Mittelalter in Griechenland war durch das oströmische Kaisertum von Byzanz geprägt. Es bestand bis zum Fall von Konstantinopel. Danach begann die Zeit der osmanischen Herrschaft.
Mit dem Jahr 395 nach Christus beginnt eine neue Phase in der griechischen Geschichte. Nach dem Tod des römischen Kaisers Theodosius I teilten seine beiden Söhne das Reich untereinander auf. Fortan gab es ein weströmisches und ein oströmisches Reich. Der oströmische Kaiser residierte in Konstantinopel. Nach dem Verständnis dieser Zeit bestand das römische Reich als eine Einheit weiter.
476 endete das weströmische Kaisertum mit der Absetzung des letzten Kaisers Romulus Augustulus. Das byzantinische Kaisertum existierte bis zum Fall von Konstantinopel 1453 noch fast 1000 Jahre weiter.
Ostrom: Die Spätantike und Byzanz
In der Spätantike war Konstantinopel des Machzentrum im östlichen Teil des Imperium Romanum. Stadt und Gesellschaft waren von der römischen Antike geprägt und eine intakte Großmacht.
Vom 7. Jahrhundert bis 1204: Die mittelbyzantinische Epoche
Inzwischen war das oströmische Reich weitgehend gräzisiert, also griechisch geprägt. Im eigenen Verständnis betrachteten die Menschen sich jedoch weiterhin als Römer (Ῥωμαῖοι), auch wenn das römische Reich im Westen längst beendet war. Byzanz war im östlichen Mittelmeer ein bedeutender Machtfaktor. Zu schaffen machte dem Reich zunehmend der Andrang von Bulgaren aus dem Norden und vor allem islamischer Kräfte aus dem Süden. Diese Epoche endete im Jahr 1204, als christliche Kreuzritter im Rahmen des Vierten Kreuzzuges Konstantinopel eroberten und das Lateinische Kaiserreich gründeten. Dieses bestand zwar nur für kurze Zeit. Es schwächte die Macht der Byzantiner jedoch auf Dauer, zudem vertieften sich die Gegensätze zwischen orthodoxen Griechen und den katholischen Lateinern mehr und mehr. Die Auswirkungen sind im Verhältnis der orthodoxen und der katholischen Kirche bis heute schmerzhaft spürbar.
1204 bis 1453: Die spätbyzantinische Zeit bis zum Fall von Konstantinopel
Nachdem 1204 Konstantinopel an die Kreuzfahrer verloren gegangen war, entstanden drei Nachfolgestaaten: Das Kaiserreich Nikaia, das Despotat Epirus sowie das Kaiserreich Trapezunt.
In Nikaia erhielt Kaiser Theororos I. Laskaris (Θεόδωρος Αʹ Λάσκαρης;) die byzantinische Tradition aufrecht. Ihm und seinem Nachfolger Johannes III. Dukas Batatzes (Ἰωάννης Γ’ Δούκας Βατάτζης) gelang es, ein wirtschaftlich blühendes Reich aufzubauen, welches auch wieder expandierte. Im Gefolge der Laskariden konnte sich ein Mann durchsetzen, der für Byzanz eine neue und letzte Ära einläuten sollte: Michael VIII. Palaiologos (Μιχαὴλ Ηʹ Δούκας Κομνηνός Παλαιολόγος). Dieser übernahm für den letzten, noch minderjährigen Kaiser aus dem Haus der Laskariden die Regentschaft. Er ließ ihn blenden und schickte ihn in ein Kloster. Am 25. Juli 1261 gelang es ihm, Konstantinopel zurück zu erobern. Damit begann für jedermann sichtbar die Herrschaft der Familie der Palailogen in Byzanz, die das Reich bis zum Fall von Konstantinopel regieren sollten.
Am 29. Mai 1453 erobern die Osmanen Konstantinopel nach einer zweimonatigen Belagerung. Mit dem Fall von Konstantinopel endet das oströmische Kaiserreich, das über 1000 Jahre bestanden hatte. Für die Türkei markiert dieses Datum das Ende des Mittelalters und den Beginn der Neuzeit. Für die Griechen dagegen bedeutet das Ende von Byzanz den Beginn der osmanischen Herrschaft über Griechenland.
Die Bedeutung von Byzanz und was davon bleibt
Meiner Meinung nach kann die byzantinische Epoche hinsichtlich ihrer Bedeutung für Europa gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Gefühlt ist sie für viele Menschen in Mitteleuropa aber „sehr weit weg.“ Im Geschichtsunterricht haben wir uns mehr mit dem Mittelalter in Westeuropa beschäftigt, mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und dem, was dort passiert ist.
Was im Westen oft nicht gesehen wird ist die wichtige Funktion, die Byzanz bei der Abwehr islamischer Eroberer hatte. Wir wissen, dass das osmanische Reich nach dem Fall von Konstantinopel Südosteuropa erobert und über lange Zeit beherrscht hat. Fast wäre Wien – der damalige Sitz des römisch-deutschen Kaisers – das nächste Konstantinopel geworden. Wien jedoch konnte der Belagerung standhalten. Es bleibt der Fantasie von Fans der ungeschehenen Geschichte überlassen, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn islamische Kräfte das Byzantinische Reich schon einige Jahrhunderte früher erobert hätten.
In Griechenland gibt es zahlreiche byzantinische Kirchen, die bis heute stehen. Ein sehr schönes Beispiel dafür die die Apostelkirche auf der griechischen Agora in Athen.