Geschichte

Die Büste der Kleopatra in der Antikensammlung Berlin

In der Antikensammlung Berlin ist eine Büste der Kleopatra zu sehen, die ich Euch heute vorstellen möchte. Sie steht im Obergeschoss des Alten Museums, dort in Raum 7.

Wer war die Pharaonin Kleopatra?

Kleopatra lebte von 69 v.Chr. bis zu ihrem Freitod am 10. August des Jahres 30 v.Chr. Sie ist eine der faszinierenden Pharaoninnen des alten Ägyptens. Wenn Du mehr über sie erfahren möchtest, lies bitte meinen Blogbeitrag über Kleopatra VII.

Die in der Antikensammlung Berlin zu sehende Büste der Kleopatra

Als ich diese Büste das erste Mal sah, hatte ich Elisabeth Taylor in der Rolle der Kleopatra im Kopf und auch die Darstellung bei Asterix. Das mag vielleicht lächerlich sein, war aber so. Irgendein Bild macht sich doch jeder von einer historischen Persönlichkeit. Die Büste sah irgendwie ganz anders aus, als ich mir Kleopatra vorgestellt hatte.

Kleopatra VII in der Antikensammlung Berlin
Kleopatra VII in der Antikensammlung Berlin

Diese Darstellung sieht ähnlich aus wie ihr Bild auf Münzen, die aus Alexandria stammen. Daher kann man diese Büste der historischen Pharaonin sehr sicher zuordnen.

Ihr Gesicht empfinde ich als sehr zart. Die Nase ist spitz, aber nicht markant. Kleopatras Lippen sind geschwungen, nicht schmal. Ihr Kinn wirkt fest und energisch. Ich nehme eine kraft- und machtvolle Frau wahr, die auch als Büste einen großen Eindruck auf ihre Zeitgenossen gemacht haben dürfte.

Wahrscheinlich stand die Büste zu ihrer Zeit nicht für sich. Sie hat keinen gearbeiteten Sockel, sondern läuft unten spitz zu. Ich vermute, dass der Kopf in eine Statue eingesetzt wurde. Das war in der Antike ein recht übliches Verfahren, um schnell und kostengünstig viele Statuen von Herrschern oder anderen bedeutenden Persönlichkeiten aufstellen zu können. Nur der Kopf wurde ausgetauscht, der Torso blieb.

Interessant finde ich auch die Frisur. Kleopatras Haare waren gewellt, nicht glatt. Sie sind zu beiden Seiten in eingedrehten Strähnen nach hinten geführt und zu einer Schlaufe eingeschlagen. Über der Stirn gibt es einen kleinen Bausch. Die Frisur ist so detailgetreu gearbeitet, dass ich vermute, Kleopatra hat wirklich so ausgesehen. Bedeckt ist der Kopf mit einer Binde, die unter dem Nackenknoten zusammenläuft.

Wann genau diese Büste hergestellt wurde, wissen wir nicht. Man vermutet, dass es zwischen 50 v.Chr. und 26 v.Chr. gewesen sein dürfte.

Gefunden hat man die Büste in Italien, und zwar an der Via Appia. Diese Straße führte von Rom nach Brindisi und war eine sehr wichtige Straße durch den Süden des antiken Italiens. Hier kamen viele Menschen vorbei, und wenn für eine Persönlichkeit positive Stimmung gemacht werden sollte, war die Via Appia dafür ein guter Ort. Kleopatra hielt sich in Juli 46 v.Chr. in Rom auf. Ich kann mir vorstellen, dass die Büste in Zusammenhang mit diesem Besuch aufgestellt wurde. Mehr habe ich dazu aber leider nicht herausfinden können.

Wie detailgetreu ist die Büste der Kleopatra in der Antikensammlung Berlin?

Wie nah an der realen Kleopatra die Büste ist, wird heute sehr kontrovers und teils auch emotional diskutiert. Das sehe ich zum Beispiel an der Debatte darum, ob Kleopatra eine schwarze Afrikanerin oder eine weiße Europäerin war.

Netflix vs. Antike Büsten: Sah Kleopatra in Wirklichkeit afrikanisch aus?

Im Dokudrama Queen Cleopatra hat man die Rolle der Kleopatra mit Adele James besetzt. Die Schauspielerin ist teils afrikanischer Herkunft, was in Zusammenhang mit ihrer Besetzung als Kleopatra zu Diskussionen geführt hat. Der bekannte ägyptische Archäologe Zahi Hawass meint, diese Besetzung seit eine „Fälschung von Tatsachen“ und verfolge das Ziel die Meinung zu fördern, dass die ägyptische Zivilisation schwarz sei. Er meint, dass Netflix Verwirrung stifte und falsche Informationen verbreite. Das ist recht starker Tobak. Netflix dagegen trägt vor, dass Kleopatras Ethnie nicht dokumentiert sei auch sei die Identität eines Teils ihrer Vorfahren nicht bekannt.

Auf diese Debatte will ich hier nicht einsteigen. Ich finde, dass Adele James eine tolle Schauspielerin ist. Wäre mir der Phänotypus wichtig, würde ich die Rolle eher mit einer Frau besetzen, die der Kleopatra ähnlichsieht, die wir von den Büsten her kennen.

Das ist aber mein persönlicher Geschmack, und für die Besetzung irgendwelcher Filme war ich noch nie zuständig. Dieser Punkt führt mich jedoch zur Frage der Detailtreue der Büste, die wir in Berlin sehen können.

Antike griechische Portraits

Die Portraits im antiken Griechenland waren keine fotorealistische Abbildung einer Person.

Kleopatra VII in der Abgusssammlung antiker Plastik in Berlin
Kleopatra VII in der Abgusssammlung antiker Plastik in Berlin Charlottenburg

Die Darstellung des Körpers machte Aussagen über den gesellschaftlichen Status und Charaktereigenschaften der Person, ihr Selbstbild oder vielleicht das Ideal der Zeit von einem „Menschen wie er sein soll“ und als schön empfunden wird.

Um eine Person zu identifizieren, war oft zusätzlich eine Inschrift nötig. Ab dem 3. Jahrhundert v.Chr. setzte sich in der Kunst ein Trend durch, die abgebildete Person durch realistische Züge zu individualisieren. Diese mussten jedoch nicht naturgetreu sein.

Kleopatra lebte von 69 v.Chr. 30 v. Chr. In dieser Zeit war es schon relativ üblich, dass Portraits eine gewisse Ähnlichkeit mit der realen Person hatten. Menschen mit Macht wollten erkannt werden, wenn sie schon dafür gesorgt hatten, dass ihre Büsten in der Öffentlichkeit an verschiedenen Orten zu sehen waren. Das war bei Kleopatra nicht anders.

Daher bin ich der Meinung, dass eine gewisse Ähnlichkeit der Büste mit der realen Kleopatra angenommen werden darf. Es ist aber keine detailgetreue Abbildung, sondern eine vorteilhafte und idealisierende Darstellung der Pharaonin.

Wo kann ich die Büste der Kleopatra sehen?

Die Büste der Kleopatra ist Teil der Antikensammlung in Berlin. Du kannst sie im Alten Museum sehen. Dort steht sie im Obergeschoss, Raum 7. Die Inventarnummer der Büste ist 1976.10.

  • Das Alte Museum steht auf der Museumsinsel in Berlin.
  • Adresse: Am Lustgarten, 10178 Berlin
  • Tipp: Das Alte Museum ist schräg hinter dem Berliner Dom und leicht zu finden.
  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
  • Kontakt:
  • Telefon: 030 / 266425101
  • E-Mail: ant@smb.spk-berlin.de
  • Informationen im Internet: Webseite der Antikensammlung Berlin
  • Eintrittstickets: Vor Ort oder bis zu 4 Wochen im Voraus über das Internet zu buchen.
  • Eintrittspreis:
    • Altes Museum 12 Euro (ermäßigt: 6 Euro)
    • Alle Museen auf der Museumsinsel: 24 Euro (ermäßigt 12 Euro)
    • Museumspass Berlin 3 Tage: 32 Euro (ermäßigt: 16 Euro)

Ich empfehle das Kombiticket, mit dem Du Dir alle Museen anschauen kannst. Das ist zwar recht viel und hinterher bist Du erschöpft. Aber es lohnt sich wirklich sehr. Reisende, die länger in Berlin sind und noch weitere Museen anschauen möchten, fahren mit dem Museumspass wahrscheinlich besser.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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