Geschichte

Die Apostelkirche auf der griechischen Agora in Athen

Eine der großen antiken Sehenswürdigkeiten in Athen ist die griechische Agora. Gehst Du auf ihr vom Eingang in Richtung Akropolis / Areopag, dann kommst Du an einer alten, kleinen Kirche vorbei. Das ist die Apostelkirche.

Die Apostelkirche auf der griechischen Agora in Athen
Die Apostelkirche auf der griechischen Agora in Athen

Das ist die Apostelkirche, die um etwa 1000 nach Christus erbaut wurde. Sie gilt als ein typischer byzantinischer Sakralbau aus ihrer Zeit. Neben dem Tempel des Hephaistos ist die Apostelkirche der einzige Bau auf der griechischen Agora, der seit seiner Errichtung stehen geblieben ist.

Was ist so besonders an der Apostelkirche?

Es lohnt sich, zunächst einmal um die Apostelkirche herumzugehen. Ich finde, dass ihre architektonischen Proportionen sehr harmonisch wirken. Sie ist eine Kreuzkuppelkirche. So nennt man Kirchen, deren quadratischer Raum für die Gemeinde mit vier eingestellten Säulen oder Pfeilern versehen ist. Diese tragen ein in Gestalt eines Kreuzes angeordnete Tonnengewölbe. In der Mitte darüber tragen diese eine Kuppel.

Im Eingangsbereich vorgelagert ist ein kleiner Vorraum. Diesen Vorraum nennt man auch den Narthex. Der Narthex bleibt den Menschen vorbehalten, die (noch nicht) getauft sind.

Der Altarraum im Naos der Apostelkirche
Der Altarraum im Naos der Apostelkirche

Anders formuliert: Die getauften Christen durften das Innere der Kirche betreten. Nicht getaufte Menschen gingen nur dann in den Sakralraum, wenn sie sich dort taufen lassen wollten.

Das Portal zum eigentlichen Sakralraum (dem Naos) geleitet den Besucher quasi in den Glauben an Gott. Es erinnert an die Worte aus dem Evangelium des Joannes: „Ich bin die Tür, wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig.“ (Johannes 10,9).

Der Boden der Kirche gleicht dem Ur-Ozean

Der Boden der Kirche wirkt auf mich wie ein Ur-Ozean, auf dem die Kirche gleichsam als Arche dahingleitet. Er verbindet den Vorraum mit dem eigentlichen Naos. Dieser Hauptraum ist der Versammlungsort der getauften Christen. Über der Gemeinde blickt Christus der Pantokrator auf die Gläubigen herab und segnet sie.

An der Stelle, an der heute die Apostelkirche steht, stand in der Antike ein Nymphäum. Die Christen haben dieses Gebäude an einem Platz errichtet, an dem die Menschen schon lange vor Christi Geburt eine Gottheit verehrt haben. Das ist nicht ungewöhnlich. Ich finde, dass die Verbindung der heidnischen Vorstellungen mit dem christlichen Bild vom Ozean sehr klug gewählt war. Denn so wurde den Gläubigen der Zeit des Übergangs vom Heidel- zum Christentum deutlich gemacht, dass Christus viel mächtiger und bedeutender war als die heidnischen Nymphen.

Der Pantokrator in der Kuppel
Der Pantokrator in der Kuppel

Hinter dem Naos kommt dann der Altarraum. Der Altarraum in der orthodoxen Kirche ist der zentrale Ort für den Gottesdienst und die Liturgie. Der Altarraum symbolisiert den Himmel oder das Paradies.

Als die Apostelkirche auf der griechischen Agora erbaut wurde, befand Athen sich auf einem Tiefpunkt seiner Geschichte. War Athen bis in die Spätantike hinein ein bedeutsames kulturelles Zentrum, konnte man das im frühen Mittelalter nicht mehr sagen. Das Reich wurde von Konstantinopel aus regiert. Athen war zu einer trostlosen Stadt verkommen.

Basileos II: Erbauer der Apostelkirche

In dieser Zeit regierte in Byzanz der Kaiser Basileios II. Auch wenn Basileios insgesamt 62 Jahre herrschte, vermochte er sein Imperium nicht zu prägen. Er galt als fähiger Feldherr. Ich finde, ein Blick auf seine Vita lohnt.

Basileios II. wurde im Jahr 958 als Sohn von Kaiser Romanos II. und Theophano geboren. Nach dem Tod seines Vaters 963 kam er zunächst unter die Vormundschaft seines Großvaters Nikephoros II. Phokas, der ebenfalls Kaiser war. Basileios II. bestieg den Thron im Alter von nur 18 Jahren, nachdem sein Vater und sein älterer Bruder Konstantinos VIII. gestorben waren.

Während seiner Herrschaft führte Basileios II. erfolgreich Kriege gegen verschiedene Feinde des Byzantinischen Reiches. Besonders bekannt ist seine militärische Kampagne gegen das Bulgarische Reich. Er führte einen langwierigen Krieg gegen den bulgarischen Zar Samuil, der fast vier Jahrzehnte dauerte. Basileios II. erlangte schließlich im Jahr 1018 einen entscheidenden Sieg über die Bulgaren und eroberte das Bulgarische Reich. Sein Beiname „Bulgaroktonos“ (Bulgarenbezwinger) zeugt von diesem Erfolg.

Basileios II. war auch für seine innenpolitischen Reformen bekannt. Er führte Maßnahmen zur Stärkung der byzantinischen Wirtschaft ein und verbesserte die Verwaltung des Reiches. Unter seiner Herrschaft erlebte das Byzantinische Reich eine Zeit des wirtschaftlichen Wohlstands und des kulturellen Aufblühens.

Basileios II. starb im Jahr 1025 ohne direkte Nachkommen. Da er keine männlichen Erben hatte, folgte ihm sein jüngerer Bruder Konstantinos VIII. auf den Thron. Basileios II. wird oft als einer der fähigsten und erfolgreichsten Kaiser des Byzantinischen Reiches angesehen. Seine militärischen Erfolge und Reformen trugen zur Stärkung und Konsolidierung des Reiches bei.

Unter seiner Regentschaft wurde immerhin die Apostelkirche auf der Agora in Athen gebaut. Sie erinnert uns an diesen Kaiser, an den viele nicht mehr denken.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

3 Gedanken zu „Die Apostelkirche auf der griechischen Agora in Athen

  • Pingback: Stoa des Attalos - Hellas Blog

  • Susanne Amft

    Danke für diesen Artikel. Da wir gerade in Athen sind, werden wir uns diese Kirche ansehen. Kala cristoujenna!

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    • Hallo Susanne, das passt ja gut. Falls Dir was auffällt, was in meinem Artikel fehlt, freue ich mich über einen Hinweis. Viel Spaß in Athen!

      Antwort

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