Kleine Kirchen
Überall in Griechenland sieht man diese kleinen Kirchen. Ich finde sie fantastisch. Sie sind ein fester Bestandteil der griechischen Kultur.
Diese Mini-Kirchen sind mir schon in Deutschland aufgefallen. Bei Griechenland-Fans stehen sie im Garten. Und in einigen Restaurants sieht man sie im Außenbereich.
In Griechenland habe ich die verschiedensten Formen gesehen. Du kannst sie im Baumarkt kaufen oder Du machst sie selbst.
Mir hat man ein deutscher Griechenland-Fan erzählt, dass diese kleinen Kirchen so etwas wie die griechische Variante eines Vorgartenzwerges seien. Ich hielt das für Blödsinn und habe ihm das auch so gesagt. Es entspannte sich zwischen uns ein längeres, sehr nettes Gespräch.
Im dessen Verlauf ist mir klar geworden, wo das Problem liegt. Der Deutsche war nicht gläubig. Er ist aus der Kirche ausgetreten, weil er damit für sich nichts anfangen konnte. Religion war für ihn Aberglaube, über den er für sich hinweg gekommen sei. Mit dieser Geisteshaltung sah er auf alles in Griechenland.
Am Ende unseres Gesprächs habe ich ihm gesagt, dass er mir mit seiner Sicht auf die Welt eigentlich leid tut. Denn er kann meiner Meinung nach nicht verstehen, was für die griechischen Menschen wirklich wichtig ist. Den Vergleich mit den Vorgartenzwergen fand ich daneben. Es gelang mir aber nicht, es ihm begreiflich zu machen.
Welchen Sinn haben die kleinen Kirchen in Griechenland?
Diese Mini-Kirchen sind weit mehr als nur eine Mode. Vermutlich sind sie in ländlichen Regionen entstanden.
Bauern, die in Griechenland auf den Feldern arbeiteten, hatten das Bedürfnis zu beten. Hierfür brauchten sie einen religiösen Ort. Teilweise haben sie echte Kapellen errichtet, die Feld-Kapellen oder auch Parekklisia (παρεκκλήσια) genannt. Kapellen gehören entweder zu einer Kirche oder sind aus religiösen Beweggründen außerhalb erbaut worden.
Wir kennen das in Deutschland auch. In einigen Regionen sieht man in Feldern und Weinbergen Kruzifixe oder – wie in Griechenland – kleine Kapellen.
Die griechischen Bauern haben sich aber auch Miniatur-Ausgaben ihrer Gotteshäuser gebaut. War die eigentliche Kirche nicht ohne weiteres zu erreichen, tat es auch ihr Modell. Diese nennt man auf Deutsch auch Kapellen, das griechische Wort ist Ekklisakia (εκκλησάκια, kleine Kirchlein).
Ich finde, dass unser deutsches Wort Kapelle nicht ganz passt. Die Bezeichnung Mini-Kirche trifft es für mich in der deutschen Sprache besser.
Inzwischen hat sich die Bedeutung der Mini-Kirchen verändert. Man sieht sie auch am Wegesrand. Es kann sein, dass sich jemand damit bedanken möchte, dass er einen Unfall überlebt hat. Andere Gedenken eines verstorbenen Angehörigen, der nicht so viel Glück hat.
Bei uns stellen die Menschen kleine Kreuze oder Teelichte an Stellen auf, an denen ein Angehöriger verstorben ist. Ich finde, dass diese Mini-Kirchen viel schöner aussehen.
Damit sind wir dann bei einem Beweggrund, den man auch findet. Einige mögen sie einfach ohne genau sagen zu können, warum. Deshalb stellen sie so eine Kirche bei sich auf.
Was ist in den Mini-Kirchen?
Eines hat jede kleine Kirche mit den anderen gemein: In ihr brennt ein ewiges Licht.
Auf dem Bild hier sieht man das ganz gut. Das ewige Licht ist eine kleine Öllampe. Der Vorteil ist, dass die Lichter lange brennen und leicht nachgefüllt werden können. Das ist viel besser als eine Kerze, die meist schon nach kurzer Zeit erlischt.
Ich habe auch schon ein elektrisches Licht gesehen, das mit einer Batterie betrieben wurde. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee kommt, an so einer Kirche ein Solarpanel zu installieren.
Ganz häufig sind auch noch Ikonen in den Kirchen. Das können durchaus die preiswerten gedruckten Bilder sein, die man in Griechenland teilweise im Supermarkt kaufen kann.
Woher bekomme ich eine Mini-Kirche?
Viele Mini-Kirchen sind von den Menschen, die sie aufgestellt haben, in Eigenarbeit gebaut worden.
Wer handwerklich kein Geschick hat, für den gibt es auch andere Lösungen. Einige Baumärkte oder spezielle Shops bieten Modelle „von der Stange“ an.
Darf ich kurz verbessern. Die kleinen Kirchen am Straßenrand bzw oft in Kurven sind keine Minikirchen.
Hier ist bei einem Unfall ein Menschen gestorben!
Im Inneren sieht man oft ein Bild des Toten. Die kleine Flasche enthält Raki. Damit sich der Verstorbene auf seiner Reise daran laben kann.
Öl für die Lampe. Kein Raki.
https://fotopedia.de/?page=Kultur&article=1123%7Cikonostasia-ein-zeichen-von-froemmigkeit
Danke für deine Erklärungen. Wir haben uns das nämlich auch schon gefragt. Hast du zufällig noch ne Idee, warum ich in einer Minikirche eine Flasche Olivenöl entdeckt habe?
Danke und Lg aus der Nähe von Thessaloniki
Carola
Bist Du sicher, dass wirklich Olivenöl in der Flasche war? Oder war möglicherweise eine Öllampe in der Kirche, quasi als „ewiges Licht“. Dann kann es sein, dass jemand das Öl danebengestellt hat um bei Bedarf nachfüllen zu können und nicht immer eine Flasche mit sich führen zu müssen wenn er vorbei geht.