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Das Ikonen-Museum in Frankfurt

In Frankfurt (Main) gibt es ein kleines Ikonen-Museum. Du findest es im Bereich des Museumsufers in Sachsenhausen. Gezeigt wird eine Auswahl von etwa 130 Stücken aus dem reichen Fundus des Museums.

Ikonen und ihr Museum in Frankfurt

Dieses Museums geht auf den Arzt und Ikonensammler Dr. Jörgen Schmidt-Voigt zurück. Daher möchte ich zunächst einmal etwas über Ikonen im Allgemeinen und auch über Dr. Jörgen Schmidt-Voigt sagen.

Karte der Herkunftsländer der Ikonen im Museum
Karte der Herkunftsländer der Ikonen im Museum

Ikonen sind christliche Kult- oder Heiligenbilder. Unser deutsches Wort Ikone leitet sich von altgriechisch εἰκών ab, was mit Bild oder Abbild übersetzt werden kann.

Ikonen sind besonders in den Ostkirchen verbreitet. Besonders orthodoxe Christen verehren sie und aus orthodoxen Gotteshäusern sind sie nicht wegzudenken.

Die Ikonenmalerei hat sich aus Maltechniken der Spätantike entwickelt. Mit der Zeit fand die Ikonenmalerei eine Formsprache, die über Jahrhunderte grundlegend für die Darstellung von Heiligenbildern in der gesamten Christenheit wurde.

Auch in der katholischen Welt gibt es die Verkehrung von Ikonen. Hier gab es jedoch Unterschiede zwischen den Katholiken im Mittelmeer-Raum und nördlich der Alpen. Die Franken standen der Ikonenverehrung kritisch gegenüber. In Italien brachten Künstler die byzantinische Ikonenmalerei zur Blüte. In Deutschland kam später der Protestantismus auf, der mit solchen Heiligendarstellungen nichts anzufangen wusste.

Für orthodoxe Christen sind Ikonen ein Fenster zum Göttlichen. Deshalb verehrt man sie. Sie dienen der Vermittlung des Glaubens. Manche Ikonen stellen nur eine heilige Person dar, andere erzählen ganze Geschichten. Bei orthodoxen Christen gibt es Ikonen nicht nur in Kirchen und Kapellen. Sie gehören auch in jeden Haushalt.

Die protestantische Tradition lehnt die Verkehrung von Ikonen oder anderen Gegenständen mit Bezug zu Heiligen ab. Protestanten fürchten, sich mit Heiligenbilder auf dem Weg zur Götzenverehrung zu befinden. Dennoch gibt es viele evangelische Christen, die eine Ikone besitzen. Altarbilder gibt es auch in der evangelischen Kirchentradition. Und in der Evangelischen Kirche in Deutschland sieht man Ikonen als eine Anregung aus den Ostkirchen auch für evangelische Christen.

Jörgen Schmidt-Voigt

Jörgen Schmidt-Voigt lebte von 1917 bis 2004. Er studierte ab 1936 Medizin und schloss sehr schnell ab.

Ikonen-Museum Frankfurt: Ausstellungsraum unten
Ausstellungsraum unten

1941 wurde er approbiert. Dem folgte die Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin. Tätig war er in Eppstein, wo er das dortige Krankenhaus bis zu seiner Schließung leitete. Anschließend war er Chefarzt der inneren Abteilung im Kreiskrankenhaus Bad Soden. Jörgen Schmidt-Voigt war ein international anerkannter Herzspezialist.

Jörgen Schmidt-Voigt war nicht nur ein renommierter Arzt. Er hatte eine Leidenschaft für Ikonen, die er über mehrere Jahrzehnte sammelte. Als Herzspezialist behandelte er unter anderem die sowjetischen Machthaber Leonid Breschnew und Jurij Andropow. Dafür wurde er mit zahlreichen Ikonen beschenkt. Aber auch Ikonen aus Rumänien, Griechenland, Italien, Zypern und Äthiopien befinden sich in seiner Sammlung.

1982 ging er in den Ruhestand und konnte sich seiner Sammelleidenschaft noch mehr widmen als zuvor. Seine Sammlung von etwa 800 Ikonen brachte er in die Stiftung Dr. Schmidt-Voigt ein, um sie für die Zukunft zu sichern. Diese schenkte er 1988 der Stadt Frankfurt am Main. Das war der Grundstock zum Ikonen-Museum in Frankfurt. Das Museum ist angeschlossen an das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt.

Das erwartet Dich im Ikonen-Museum

Das Museum ist klein. Das solltest Du wissen. Es zeigt seinen Besuchern eine Auswahl von 130 Stücken, die Du im Vorraum, dem Ausstellungsraum, dem Obergeschoss und einem Nebenraum anschauen kannst.

Ikonen-Museum Frankfurt: oberer Bereich der Ausstellung
oberer Bereich der Ausstellung

Du betrittst das Museum durch ein wunderschönes barockes Portal. Das Gebäude ist das frühere Deutschordenshaus von Frankfurt. Der Gebäudekomplex gehört auch heute noch dem Deutschen Orden.

Gehst Du durch das Portal durch, fällt als erstes eine Büste des Stifters Dr. Schmidt-Voigt auf. Daneben befindet sich die Eingangstür. An der Kasse kannst Du den Eintritt zahlen. Im Vorraum gibt es auch eine Garderobe, aber keine Schließfächer. Man bekommt hier ein sehr gutes Heft mit Hintergrundinformationen zu den Ausstellungsstücken.

Im Vorraum erfährst Du auch etwas über die Bedeutung von Ikonen und die verschiedenen Materialien, aus denen sie gefertigt wurden und werden.

Ein großer Schwerpunkt der Sammlung sind russische Ikonen. Aber Du kannst auch Ikonen aus Griechenland, Italien, Rumänien und Zypern sehen. Eine Besonderheit ist die äthiopische Sammlung, zu der ich gleich noch etwas sage.

1992 erhielt das Museum eine Dauerleihgabe von 82 postbyzantinischen Ikonen aus der Sammlung des Museums für Byzantinische Kunst in Berlin.

Die äthiopische Sammlung

In einem eigenen Raum zeigt das Ikonen-Museum Frankfurt seine Sammlung christlicher Kunst aus Äthiopien.

Äthiopienabteilung im Ikonen-Museum Frankfurt
Äthiopienabteilung im Ikonen-Museum Frankfurt

Die Ausstellungsstücke zu Äthiopien stammen größtenteils aus einer privaten Leihgabe. Die Äthiopienabteilung ist die (bis jetzt) einzige öffentliche Ausstellung zum orthodoxen Christentum der äthiopischen und eritreischen Christen in Deutschland.

Die jetzige Ausstellung ist im Juni 2023 eröffnet worden. Sie befindet sich in einem eigenen Raum des Museums.

Zu sehen sind Stücke aus einem Zeitraum von gut 500 Jahren. Die Aethiopica zeichnen sich durch eine Vielfalt aus, die ich so noch nirgends gesehen habe. Mir sind viele kleinformatige Ikonen aufgefallen, die zum Teil wohl um den Hals getragen werden.

Zu sehen sind auch mehrere Manuskripte. Leider kann ich die äthiopische Schrift nicht lesen. Ich kann aber sagen, dass die gezeigten Schriften wirklich wunderschön aussehen.

Die Ikonen empfinde ich als etwas farbenfroher als die europäischen Ikonen. Das mag der Kultur am Horn von Afrika geschuldet sein. Ich finde sie wunderschön.

Informationen zum Besuch im Ikonen-Museum Frankfurt

Wenn Du in Frankfurt bist, lohnt sich ein kleiner Abstecher ins Ikonen-Museum. Das Museum befindet sich im Barockbau des Deutschordenhauses. Es steht direkt an der Alten Brücke und schließt das Museumsufer nach Osten hin ab.

Ikonen-Museum Frankfurt
Eingang zum Ikonen-Museum Frankfurt

Adresse: Brückenstraße 3-7, 60594 Frankfurt

Eintritt:

  • nur Ikonenmuseum: 6 Euro (ermäßigt 4 Euro)
  • Kombiticket mit Museum für Angewandte Kunst: 16 Euro (ermäßigt: 8 Euro)

Öffnungszeiten:

  • Mittwoch: 12 bis 20 Uhr
  • Donnerstag, Freitag: 12 bis 17 Uhr
  • Samstag, Sonntag: 10 bis17 Uhr
  • Montag, Dienstag: Ruhetag

abweichende Öffnungszeiten:

  • geschlossen: Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester, Neujahr
  • 3. Oktober, 26. Dezember: 10 bis 17 Uhr

Mehr Infos: Seite des Ikonenmuseums auf der Webseite des Museums für angewandte Kunst.

Das Museum ist – wie das gesamte Museumufer – gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Solltest Du mit dem Auto anreisen, empfehle ich das Parkhaus Alt-Sachsenhausen (Walter-Kolb-Straße 16, 60594 Frankfurt). Mit freien Parkplätzen ist es in Sachsenhausen eine ziemliche Glückssache. Das Parkhaus ist prima und nicht zu teuer. Zum Museum sind es zu Fuß ungefähr 5 min.

Andere gute Museen in Frankfurt

In der Stadt Frankfurt gibt es viele gute Museen, die auch für Griechenland-Fans etwas sind. Über das Archäologische Museum und das Liebieghaus findest Du mehr in den verlinkten Beiträgen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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