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Archäologisches Museum Frankfurt

Auch Frankfurt hat ein Archäologisches Museum. Zu sehen sind Artefakte, die zwischen der Steinzeit und dem frühen Mittelalter entstanden sind. Griechenland-Fans kommen in der hervorragenden Sammlung antiker Keramiken auf ihre Kosten.

Über das Museum

In den Räumlichkeiten des ehemaligen Karmeliterklosters hat die Stadt Frankfurt ihr archäologisches Museum eingerichtet. Dazu kommt ein moderner Anbau.

Archäologisches Museum Frankfurt
Archäologisches Museum Frankfurt

Du findest das Museum im westlichen Bereich der Altstadt von Frankfurt. Vom Willy-Brandt-Platz und auch vom Römer aus ist es zu Fuß gut zu erreichen.

Ursprünglich war die Sammlung des Museums eine eigene Abteilung des Historischen Museums von Frankfurt. Frankfurter Büger haben dieses Museum 1877/78 gegründet, um die Kultur- und Kunstaltertümer aus Frankfurt und Umgebung zu erhalten. Schnell gesellten sich auch Antiken aus dem Mittelmeerraum hinzu. So kam es, dass die Archäologische Abteilung im Jahr 1937 in ein eigenes Museum für Vor- und Frühgeschichte überführt worden ist.

Damit war das heutige Archäologische Museum gegründet. Seinen heutigen Namen erhielt es im Jahr 2002.

Schwerpunkt des Museums ist die Geschichte Frankfurts und Umgebung in den archäologisch relevanten Epochen. Darüber hinaus besitzt es eine Ausstellung zum Vorderen Orient sowie eine beeindruckende Antikensammlung.

Der alte Teil des Gebäudekomplexes ist ein früheres Kloster. Von 1246 bis 1803 lebten hier Mönche des Karmeliterordens. Im Jahr 1803 wurde das Kloster säkularisiert und befindet sich seit dem im Besitz der Stadt Frankfurt. Neben dem Museum hat heute das Institut für Stadtgeschichte hier seinen Sitz.

Die Antikensammlung

Das Museum besitzt eine Sammlung von Antiken, die zwischen der Bronzezeit und der römischen Republik entstanden sind.

Archäologisches Museum Frankfurt: Antikensammlung
Antikensammlung

Stücke aus Griechenland und Kleinasien bilden den Schwerpunkt der Sammlung. Ab Exponaten aus Großgriechenland (Süditalien), von den Etruskern und aus anderen Gegenden Italiens kannst Du den enormen Einfluss der griechischen Kultur auch auf der italienischen Halbinsel sehen.

Die ältesten Objekte stammen aus der mykenischen Zeit. Aus dem antiken Griechenland sehen wir sowohl rotfigurige als auch weißfigurige Keramiken. Ich fand es faszinierend zu sehen, wie Etrusker und andere Völker Italiens diese Kunstform für sich übernommen haben. Das dokumentiert die engen Beziehungen zwischen Griechenland und Italien und den enormen Einfluss der griechischen Kultur.

Mich haben vor allem die vielen Szenen der Mythenwelt und des Alltags angesprochen, die auf einigen Stücken zu sehen sind. Sowohl die Malereien auf den Keramiken als auch die figürlichen Darstellungen von Göttern und gewöhnlichen Menschen regen meine Fantasie an. Denn ich bekomme eine Vorstellung davon, wie die Menschen der Antike ihre Welt wohl wahrgenommen haben mögen.

Was mich bei antiker Gebrauchskeramik immer wieder fasziniert: Einige Stücke würde auch heute als Designerobjekt auf Interesse stoßen. Das zeigt, dass guter Geschmack in alltäglichen Dingen ein Merkmal der Menschen wohl aller Epochen ist.

Von der Bronzezeit über die Antike, von Hellas bis zu den Etruskern

Ehrlich gesagt wusste ich nicht, dass ich mir Keramiken aus der Bronzezeit im Museum anschauen kann. Die Exemplare können sich sehen lassen. Ähnliches habe ich im Museum des Prähistorischen Thera oder im Archäologischen Nationalmuseum Athen gesehen. Mit anderen Worten: Wunderbare Exemplare.

Mir hatte es zum Beispiel eine Kanne angetan, die aus dem 13. Jahrhundert vor Christus stammt. Sie wurde in Attika gefunden und auf ihr ist ein wunderbarer Tintenfisch gemalt. Um die Zeit von 430/420 v.Chr. datieren die Archäologen einen Rython in Form eines Kopfes. Auf anderen Keramiken sieht man die Szene eines Gelages.

Nimm Dir etwas Zeit für diese Stücke. Lass Deine Phantasie spielen und stell Dir vor, wie die antiken und bronzezeitlichen Griechen ihre Welt gesehen haben mögen. Nicht nur als Griechenland-Fan wirst Du feststellen, dass Frankfurt und sein Archäologisches Museum jeden Besuch wert sind.

Alter Orient

Oberhalb der griechisch-römischen Antikensammlung findest Du im Neubau die Sammlung Alter Orient.

Archäologisches Museum Frankfurt: Sammlung Alter Orient
Sammlung Alter Orient

Hier siehst Du vor allem Kleinkunst aus dem Iran, aber auch Fundstücke aus Anatolien und Syrien.

Die Exponate sind faszinierend. Aus der Zeit zwischen 1.200 v.Chr. und 800 v.Chr. stammen Schnabelkannen und Gefäße in Tierform, die ich so bisher noch nicht gesehen habe.

Dann siehst Du hier auf Bronzen, die aus Luristan stammen. Luristan ist eine Landschaft im Nordwesten des Iran. Die gezeigten Objekte gehören mit zu dem Besten, dass die Kunst des Bronzegießens in der Frühzeit hervorgebracht hat. Welchem Volk wir die Bronzen verdanken, weiß man leider nicht. Die im Archäologischen Museum Frankfurt zu sehenden Bronzen werden zwischen 1.300 v.Chr. und 600 v.Chr. datiert.

Dass diese Bronzen in Frankfurt zu sehen sind, kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Im Westen kenne ich sie sonst nur aus dem British Museum oder dem Louvre. Die besten Stücke sind im Iranischen Nationalmuseum in Teheran zu sehen.

Römerzeit

In der Zeit des Imperium Romanum gab es im Nordwesten der heutigen Stadt Frankfurt/Main eine Stadt namens Nida. Sie war der Hauptort der Civitas Taunensium, der römischen Verwaltungseinheit in diesem Gebiet. Heute liegt hier Heddernheim.

Archäologisches Museum Frankfurt: Römerzeit
Römerzeit

Sowohl aus Nida selbst als auch der weiteren Umgebung hat man viele tolle Funde gemacht, die in der Sammlung zur Römerzeit zu sehen sind.

Bei meinem Besuch sind mir die vielen Fundstücke zum Kult des Mithras. Diese römische Gottheit hat ihre Wurzeln in Persien und galt zeitweise als „die Konkurrenz“ schlechthin für das aufkommende Christentum. Auch im römisch besetzten Germanien gab es viele Orte, an denen die Römer Mithras verehrt haben. Im Archäologischen Museum ist sogar ein kleiner Kultort nachgebaut.

Wirklich auffällig sind auch die Jupiter-Säulen. In der Fachsprache nennt man sie Jupitergigantensäulen. Mir persönlich ist das Wort zu lang. Die meisten von ihnen hat man im 2. und 3. Jahrhundert n.Chr. in der Provinz Obergermanien aufgestellt. Meist sind diese Säulen 4 m hoch, es gibt aber auch deutlich höhere Exemplare.

Dann hat es natürlich viele Funde von Keramiken und anderen Gebrauchsgegenständen gegeben. Auch diese sind in dieser Sammlung zu sehen. Ich fand auch die Münzfunde sehr interessant, die man in der Gegend gemacht hat.

Frühes Mittelalter

Die weitere große Sammlung führt uns in der Zeit des Überganges von der römischen Herrschaft zur Eigenständigkeit der germanischen Völker in der Region. Sie markiert den Umbruch von der Antike in das Mittelalter.

Archäologisches Museum Frankfurt: frühes Mittelalter
frühes Mittelalter

Diese Epoche brachte große kulturelle Veränderungen mit sich. Wir treffen auf Alamannen und Franken, die in der Zeit zwischen dem 3. Jahrhundert n.Chr. und dem 7. Jahrhundert n.Chr. in der Region ihre Spuren hinterlassen haben.

Den Anfang machten hier die Alamannen, die das Rhein-Main Gebiet über gut 250 Jahre geprägt haben. Die fränkischen Merowinger übernahmen dann die Herrschaft.

Das führt uns direkt in die Anfänge der heutigen Stadt Frankfurt. Deren Name ist erstmals am 22. Februar 794 in einer Urkunde Karls des Großen erwähnt worden. In diesem Jahr versammelten sich in der fränkischen Königspfalz wichtige Kirchenvertreter zur Synode von Frankfurt. Das war der Schlusspunkt der Entwicklung. Wir sehen Fundstücke aus der Region, aus denen wir viel über das Leben in der damaligen Zeit erfahren.

Für mich das absolute Highlight des gesamten Museums ist die Frankfurter Silberinschrift. Dabei handelt es sich um ein 3,5 cm großes Silberamulett, in dem eine dünne Silberfolie eingerollt war. Dank moderner Technik konnte deren Inschrift entziffert werden. Die Forscher haben einen christlichen Text lesen können. Dieses Amulett stammt aus einem Grab, das zwischen 230 n.Chr. und 260 n.Chr. angelegt worden ist. Damit ist es der früheste Nachweis für die Anwesenheit des Christentums nördlich der Alpen.

Weitere Artefakte und Ausstellungsbereiche des Museums

Das nach meiner Wahrnehmung älteste Artefakt im Museum ist ein Faustkeil, den man in Bergen-Enkheim gefunden hat. Sein Alter wird mit 200.000 Jahren angegeben. Eine genauere Bestimmung ist wohl nicht möglich. Der Faustkeil beweist, wie lange schon Menschen in der Region in der Region aktiv sind. Ich bin geflasht.

Natürlich erfährst Du auch sehr viel über das Karmeliterkloster selbst. Neben den Jupiter-Säulen sind zwei Vitrinen mit Artefakten, die dem Kloster zuzuordnen sind. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es sie gibt. Infolge der Säkularisierung ist viel Inventar des Klosters „verloren“ gegangen. Dann kam der zweite Weltkrieg. Das Kloster wurde durch Bomben schwer beschädigt, was den Verlust der meisten bis dahin erhalten gebliebenen Artefakte bedeutete.

Richtig faszinierend ist die Sonderausstellung Aenigma 2.0. Sie ist seit dem 14. Oktober 2024 geöffnet und endet am 23. März 2025. Zu sehen sind so genannte Brotlaibidole. Das sind kleine Tonobjekte, die in Form eines Brotlaibs hergestellt wurden und die verziert oder markiert sind. Sie waren in der frühen Bronzezeit in Mitteleuropa verbreitet. Funde sind in Nordwestbulgarien gemacht worden und gehen nordwestlich hoch bis ins Mittelrheingebiet. Weitere Funde gibt es in Korsika, Mittelitalien und Polen. Dank der Zusammenarbeit von Leihgebern aus 11 Ländern konnte diese einzigartige Ausstellung gemacht werden. Man weiß nicht, wofür diese Brotlaibidole gut waren. Handelt es sich um einen Code? Um Nachrichten oder eine frühe Währung? Die Fantasie der Besucher ist ausdrücklich gefragt!

Dein Besuch im Museum

Wenn Du in Frankfurt am Main bist, solltest Du das Museum besuchen.

  • Adresse: Karmelitergasse 1, 60311 Frankfurt am Main (Link zu Google Maps)
  • Homepage des Museums
  • Öffnungszeiten:
    • Mittwoch: 10 – 20 Uhr
    • Donnerstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr
    • Ruhetage: Montag und Dienstag
  • Geschlossen: Karfreitag
  • Eintrittspreise:
    • 10 Euro (ermäßigt: 5 Euro)
    • Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre sowie Studierende der Goethe-Uni Frankfurt und der Fachhochschule Frankfurt
    • Am letzten Samstag jeden Monats ist der Eintritt frei
  • Kontakt: Telefon 0049 69 212-35896 oder E-Mail: info.archaeolmus@stadt-frankfurt.de

Es ist nicht erforderlich, dass Du Dich vorab im Museum anmeldest. Sollten Dir abweichende Besuchszeiten bekannt sein, freue ich mich über eine Nachricht von Dir. Meine E-Mail-Adresse steht im Impressum.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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