Griechischer Spargel ist in Deutschland ein Produkt im Supermarkt
In Deutschland wird griechischer Spargel derzeit in fast jedem Supermarkt angeboten. Das kann man gut finden oder nicht. Ich mag Spargel und habe mir bislang nur wenig dabei gedacht, wenn er aus dem Ausland kam. So lange es einen Spargel aus der Region gibt, ist das für mich in Ordnung.
Wassos Andrikopoulos wirft in einem Gastbeitrag für den Hellas Blog einen kritischen Blick auf die Sache mit dem griechischen Spargel. Als ich seine Zeilen gelesen habe bin ich in einen sehr guten Supermarkt in Wiesbaden gegangen und sah dort, dass griechischer Spargel nach Deutschland gebracht und angeboten wurde. Das Bündel kostet 6,99 Euro. Das ist genau den Preis, den Wassos in seinem Beitrag mitteilt.
Lest seinen Artikel und denkt an die Reise, die griechischer Spargel unternehmen muss, ehe er in deutschen Kochtöpfen landet.
Griechischer Spargel im deutschen Supermarkt – Ein Preiskampf auf Kosten der Arbeiter?
Ein kritischer Bericht von Vasili, dem schwäbischen Griechen
In deutschen Supermärkten findet sich seit einigen Jahren immer häufiger griechischer Spargel. Die Preise variieren dabei erheblich: Während derselbe Spargel einer griechischen Firma im Feinkostsegment für 6,99 Euro pro Kilo angeboten wird, liegt er beim Discounter für gerade einmal 3,49 Euro im Regal. Doch wie kommt diese Preisdifferenz zustande? Und wer zahlt am Ende den wahren Preis – die Verbraucher oder die griechischen Arbeiter?
Die Schattenseite des griechischen Spargelbooms
Griechenland, insbesondere die Region um Edessa, hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Produzenten von Spargel entwickelt. Die klimatischen Bedingungen erlauben eine frühere Ernte als in Deutschland, was den griechischen Exporteuren einen saisonalen Vorteil verschafft. Doch die niedrigen Preise sind kein Zufall – sie basieren auf einem System, das auf billiger Arbeit, ungleichen Marktbedingungen und fragwürdigen Transportwegen aufbaut.
Arbeitsbedingungen: Niedriglöhne und wenig Schutz
Die Lohnkosten in der griechischen Landwirtschaft sind im europäischen Vergleich erschreckend niedrig.

Ein landwirtschaftlicher Arbeiter verdient in Edessa zwischen 730 und 1.140 Euro im Monat – das ist oft nicht einmal die Hälfte dessen, was Saisonarbeiter in Deutschland verdienen. Die griechischen Betriebe profitieren von niedrigen gesetzlichen Mindestlöhnen, während in Deutschland ein Stundenlohn von mindestens 12,82 Euro gilt.
Dazu kommt: Viele landwirtschaftliche Arbeiter in Griechenland sind Saisonkräfte aus Albanien oder Bulgarien, die unter prekären Bedingungen arbeiten. Arbeitsverträge sind oft befristet oder existieren nur auf dem Papier. Sozialleistungen? Fehlanzeige. Arbeitsschutzmaßnahmen? Oft nur rudimentär vorhanden.
Transportunternehmen: Ein hartes Geschäft mit hohen Risiken
Ein weiteres Element, das den günstigen Preis griechischen Spargels in Deutschland ermöglicht, sind die Transportbedingungen. Der Transportweg von Edessa nach Deutschland erfolgt über zwei Hauptstrecken:
1. Der direkte Landweg über den Balkan – günstiger, aber zeitintensiver und mit hohen Mautgebühren.
2. Der Seeweg über Igoumenitsa und Italien – schonender für die Fahrzeuge, aber mit teuren Fährkosten verbunden.
Beide Routen sind für griechische Speditionen ein finanzieller Drahtseilakt. Viele Transportunternehmen kämpfen mit steigenden Dieselpreisen und hohen Mautgebühren, während die großen Einzelhändler den Preis drücken. Die Folge: Griechische Fahrer arbeiten oft unter schlechten Bedingungen, müssen lange Lenkzeiten auf sich nehmen und haben kaum Planungssicherheit.
Supermarktpreise: Wer profitiert wirklich?
Der Konsument in Deutschland sieht im Supermarkt nur den Endpreis: 6,99 Euro für Premium-Spargel, 3,49 Euro beim Discounter – doch die Herkunft ist dieselbe. Dieselbe griechische Firma, dieselbe Anbauregion.
Wie kommt diese Preisspanne zustande?
Marketing & Positionierung: Hochpreisige Supermärkte vermarkten den Spargel als „exklusive Importware“, während Discounter ihn als günstige Alternative zum deutschen Spargel anbieten.
- Mengenrabatte & Preisdruck: Große Handelsketten nutzen ihre Marktmacht, um griechische Erzeuger zu immer niedrigeren Preisen zu zwingen.
- Transportoptimierung: Einige Speditionen fahren mit geringeren Sicherheitsstandards oder nutzen osteuropäische Subunternehmer, um Kosten zu senken.
Das Ergebnis: Während der Verbraucher glaubt, ein Schnäppchen zu machen, bleibt der eigentliche Gewinn bei den Handelskonzernen hängen – nicht bei den griechischen Bauern oder Arbeitern.
Fazit: Ein System, das auf wackligen Beinen steht
Der griechische Spargel in deutschen Supermärkten ist ein Beispiel für die Mechanismen des globalen Agrarmarkts: Niedrige Löhne, harte Arbeitsbedingungen und ein gnadenloser Preiskampf bestimmen das Geschäft. Die Frage ist, wie lange dieses System noch funktioniert.
Wenn griechische Landwirte weiterhin unter Druck gesetzt werden, wenn Arbeitskräfte fehlen und wenn Transportkosten weiter steigen, könnte der Preis für griechischen Spargel bald nicht mehr nur in Euro, sondern in der Zukunftsfähigkeit einer ganzen Branche bezahlt werden.
Und dann stellt sich die Frage: Ist der billige Spargel aus Griechenland wirklich ein Gewinn – oder nur ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Ausbeutung?
Schlechte Recherche!
Mindestlohn in Deutschland nicht € 12,41!
Besser recherchieren und Artikel entsprechend Ändern.
Fehlinformationen sind leider zeitgemäß
Seit 1. Januar 2025 beträgt der Mindestlohn in Deutschland 12,82 Euro. 12,41 Euro galten bis 31.12.2024. Ich berichtige das im Artikel.