Sagen, Mythen, Märchen

Velchanos

Auf Kreta haben die Menschen in der Bronzezeit einen Gott namens Velchanos verehrt. Später haben sie ihn mit dem griechischen Göttervater Zeus gleichgesetzt.

Velchanos mit Eichenblatt (von KI erzeugtes Bild)
Velchanos mit Eichenblatt
(von KI erzeugtes Bild)

Dass es sich um eine sehr alte Gottheit handelt, sieht man an der alten griechischen Schreibweise eines Namens. Velchanos schreibt sich Ϝελχάνος. Der erste Buchstabe, der uns an das lateinische F erinnert, ist ein Digamma. Das Ϝ steht für einen intensiven W-Laut. Um 500 v.Chr. kam das Digamma außer Gebrauch. So kommt es, dass es für Velachnos auch die Schreibweisen Elchanos (Ελχάνος) und Gelchanos (Γελχάνος) existieren.

Im Pantheon der Minoer war er eine der Hauptgottheiten. Seine Mutter war zugleich auch seine Frau. Der Name dieser Muttergottheit ist nicht bekannt. Interessant finde ich, dass die Minoer seine Frau als mächtiger ansahen als ihn.

Wahrscheinlich war er ein Gott in der minoischen Zeit, der mit der Natur in Verbindung stand. Sein Baum ist die Eiche.

Der britische Archäologe Arthur Evans war der Meinung, dass der Baumkult eine sehr wichtige Rolle in der Religion des minoischen Kreta spielte. In solchen Kulten wurden zwei Gottheiten verehrt, eine männliche und eine weibliche. Die Muttergöttin war die Personifizierung der Vegetation des Baumes. Der männliche Gott dagegen war das konkrete Abbild der Vegetation. Die Gläubigen haben sich ihn jugendlich vorgestellt. Also haben wir die personifizierte Mutter und die Gestalt ihres Kindes. Die beiden standen so eng in Verbindung, dass sie zugleich auch Mann und Frau waren.

Der Kult des Velchanos auf Kreta beeinflusste den des Zeus auf dem Festland. Velchanos wurde zu einem Beinamen des Zeus. In Phaistos sind Münzen hergestellt worden, die Zeus Velchanos mit einem Hahn auf dem Schoß zeigten. Auch gibt es Bilder mit einer Eiche oder mit einem Stier, dem Symboltier des Zeus.

Kin Bild des Velchanos

Leider kenne ich kein Bild von ihm. Daher habe ich eine KI gebeten, ein BIld des Velchanos mit einem großen Eichenblatt in der Hand zu erstellen. Es ist halbwegs gelungen, daher verwende ich es zur Illustration dieses Beitrags. Dass er nicht der Jüngling des Mythos ist, darüber will ich hinweg sehen.

Leider habe ich eine der vorstehend erwähnten Münzen selbst noch nicht gesehen. und deshalb nicht fotografieren können.

Mir ist klar, dass es einige Leserinnen und Leser des Hellas Blog gibt, die auf von einer KI erzeugte Bilder nicht allzu gut zu sprechen sind. Sollte jemand von Euch ein aus der Antike stammendes Bildnis dieses Gottes kennen, bitte ich um eine E-Mail. Meine E-Mail-Adresse steht im Impressum.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

5 Gedanken zu „Velchanos

  • Holger Fischer

    Es ist auch von mehreren Vorstufen des kretischen Zeus die Rede:

    „Es wird von einer Zeit >> berichtet, die es vor der hellenischen Zeit gab. Wann könnte diese prähellenische Zeit gewesen sein? Nach meiner Schätzung, handelt es sich um eine Zeit vor der Sintflut. In dieser prähellenischen Zeit soll es einen kretischen Gott mit dem Namen Zeus Asterios (altgriechisch Ζεὺς Ἀστέριος Zeùs Astérios) gegeben haben. Erzählt wird, dass es sich dabei um einen kretischen Sonnen- und Himmelsgott handelte. Dieser Zeus Asterios soll auch in der Gestalt von einem Stier aufgetreten sein. Später wurden (so heißt es zumindest) die Attribute des Zeus Asterios auf Zeus übertragen.

    Zeus Asterios wird mit „Sternenkönig“ (astḗr = Stern) in die deutsche Sprache übersetzt. Der Name Zeus Asterios nimmt Bezug auf die dunkle Seite (Nachthimmel) von diesem prähellenischen Gott“ ->

    https://www.mythologie-antike.com/t617-asterios-geschichte-mythologie-konig-von-kreta-nach-tektamos

    Antwort
    • Holger Fischer

      PS: Ich weiß tatsächlich nicht, wie ich „prähellenisch“ chronologisch korrekt einordnen könnte. Wie kam ich dann auf die Idee mit der Sintflut? Heute steht „Hellas“ konkret für Griechenland. Warum ist das so? Das hängt mit Hellen zusammen, dem Stammvater der Hellenen. Und Hellen als Namensgeber für Hellas spielt im Anschluss an die Sintflut ->

      https://www.mythologie-antike.com/t390-hellen-mythologie-stammvater-der-hellenen

      Antwort
      • Holger Fischer

        Wenn man zwischen „Prähellenisch“ und „Hellenisch“ unterscheiden möchte, ergibt sich nach meiner Schätzung, dass Neuschreibungen / Umschreibungen stattgefunden haben müssen. Es macht für mich auch keinen Sinn, dass Hesiods Theogonie sehr riesig ist und auf dem 8. / 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung datiert wird. Der Start der griechischen Mythologie wird recht häufig damit gleichgesetzt. Aber was war davor? Es kann nicht sein, dass ein riesiges Werk erscheint – aber davor soll es nahezu keine schriftlichen Zeugnisse geben. Wer weiß, vielleicht wurden die vorherigen Schriftzeugnisse auch gezielt vernichtet – und heute tappen wir durchaus recht häufig im Dunkeln.

        Antwort
        • Holger Fischer

          Es gibt auch viel mehr Rätsel, die sich zumindest vordergründig nicht erklären lassen. Kürzlich hatte ich hier einen Beitrag über Homer gelesen. Da hatte ich vor einigen Jahren erhebliche Probleme mit den Epen Ilias und Odyssee. Klar ist, dass diese beiden Werke die einflussreichsten Epen der Weltliteratur sind. Nur konnte ich mir über viele Jahre hinweg nicht erklären, weshalb Athene im Rahmen der Odyssee Odysseus unterstützte. Darüber hatte ich mir dann neue Möglichkeiten kürzlich ausgedacht:

          „Die Odyssee schließt sich der Ilias an. Beide Epen werden auf Homer zurückgeführt. Es ergeben sich allerdings einige Plausibilitätsprobleme. Ein Problem ist, dass Odysseus einwandfrei als hinterlistiges A…Loch zu betrachten ist. Solche A…Löcher lehnt Athene (normalerweise) ab. In der Odyssee wird Odysseus von Athene unterstützt, dies ist nicht wirklich logisch. Etwas plausibel wird die Angelegenheit nur dann, wenn man den Faden sehr viel weiter spinnt. In diesem Fall landet man dann nämlich auch irgendwann in Italien >>, siehe dazu ebenfalls Telegonos. Es macht nur dann Sinn, wenn auch Athene an Italien (Rom) interessiert war, um als Minerva noch viel mächtiger zu werden. Wer weiß, vielleicht schmeißen die Götter ihren grundsätzlichen Charakter gelegentlich auch mal über Bord, um „höhere“ Ziele zu realisieren. Als die Angelegenheit mit Italien (Rom) geklärt war, kam Odysseus ums Leben (durch ein Versehen zwar, aber dann juckte es Athene nicht mehr). Warum interessiert mich jetzt (Stand 26. Februar 2025), weshalb es diese Merkwürdigkeiten geben könnte? Ich bin in den letzten Wochen mehrfach auf das Thema homerische Frage >> gestoßen – und da geht es um Indizien. Ich habe mir dann überlegt, ob es sich denn zumindest irgendwie begründen ließe, dass Athene Odysseus unterstützte“ ->

          https://www.mythologie-antike.com/t849-palamedes-mythologie-klugster-unter-den-menschen

          Antwort
  • „Wahrscheinlich war er ein Gott in der minoischen Zeit,…“

    Die minoische Kultur ist sehr interessant und wurde nach Minos benannt. Minos ist ein mythischer König von Kreta, wobei Zeus und Europa als Eltern genannt werden. Was ist die Minoische Kultur?

    „Minos ist der Namensgeber der minoischen Kultur. Was ist mit minoische Kultur gemeint? Datiert wird die minoische Kultur auf die Bronzezeit. In Mitteleuropa umfasst diese Epoche in etwa den Zeitraum von 2200 bis 800 vor unserer Zeit. Beschrieben wird die minoische Kultur als früheste Hochkultur Europas. Frühminoisch I ist die älteste Phase der minoischen Kultur. Diese Phase verläuft parallel zur ersten bis vierten Dynastie Ägyptens. Die minoische Kultur steht konkret im Zusammenhang mit Kreta. Die etwa gleichzeitige Kultur des griechischen Festlandes wird helladische Kultur bezeichnet“ ->

    https://www.mythologie-antike.com/t163-minos-mythologie-sohn-des-zeus-und-der-europa-konig-auf-kreta

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner