Persephone und die Sommersonnenwende in Griechenland
Die Sommersonnenwende markiert den Beginn des Sommers, und Persephone spielt in Griechenland dabei eine ganz eigene Rolle. Die Sonne hat die größte Mittagshöhe über dem Horizont. Das ist auf der Nordhalbkugel am 20., 21. oder auch am 22. Juni der Fall. 2024 findet die Sommersonnenwende am 20. Juni statt. Dieses Ereignis markiert den Beginn des astronomischen Sommers.
Vermutlich seit Urzeiten spielt die Sonne in der Glaubens- und Vorstellungswelt der Menschen eine große Rolle. Sie hat essenzielle Bedeutung für ihr Überleben und der Welt. Ist die Sonne verschwunden, kommt das Leben zur Ruhe und der Mensch sucht Schlaf. Kehrt die Sonne zurück, wachen wir auf und beginnen den Tag. Das spielte im Bewusstsein der Menschen eine so große Rolle, dass sich auch religiöse Vorstellungen entwickelten. In Griechenland sind der Sonnengott Helios zu nennen und auch Apollon, der auch ein Gott des Lichts war. Jenseits der Götterwelt gab es zahlreiche Mythen und Bräuche, die mit der Sommersonnenwende zu tun hatten.
Der Mythos von Persephone (Περσεφόνη) ist mit dem Beginn des Sommers eng verbunden.
Persephone ist eine Tochter des Zeus mit seiner Schwester Demeter. Hades – der Gott der Unterwelt – verliebte sich in sie und bat Zeus um Zustimmung, Persephone zur Frau zu nehmen. Zeus sagte dazu nichts. Er wusste, dass Persephone nicht freiwillig in die sonnenlose Unterwelt zu Hades gehen würde. Dieses Schweigen des Zeus interpretierte Hades indes als Zustimmung.
In der Ebene von Nysa spielte Persephone mit ihren Gefährtinnen, den Okeaniden. Auch pflückte sie Blumen. Als sie sich bückte, um eine Narzisse zu pflücken, öffnete sich die Erde. Hades kam auf seinem Wagen hervor, packte Persephone und zog sie herab in die Unterwelt. Dort machte er sie zur Königin der Toten. Persephone schrie um Hilfe, was Zeus jedoch ignoriert hat.
Demeter war verzweifelt. Sie wanderte auf der Suche nach ihrer Tochter umher und hinderte alle Pflanzen am Wachstum. Das wiederum zwang Zeus zum Eingreifen. Denn es bestand die Gefahr, dass die Welt am Hunger zu Grunde ging.
Schließlich kam es zu einer Einigung: Im Winter bleibt Persephone in der Unterwelt und regiert dort als Königin der Toten. Im Sommer kehrt sie auf die Erde zurück und lebt bei ihrer Mutter Demeter.
Wir kennen diese Geschichte aus dem 2. Homerischen Hymnus an Demeter (ab Zeile 5, griechischer Text / englische Übersetzung). Man kann in diesem Mythos eine Erklärung für den Wechsel der Jahreszeiten sehen. Sie mag auch ein Symbol für die Idee von der Unsterblichkeit der Seele und der Wiedergeburt sein. Denn Persephone kehrt ja aus dem Reich der Toten in die Welt der Lebenden zurück. Es gab dazu schon in der Antike viele Ideen, und auch in späteren Zeiten ist die Geschichte vom Raub der Persephone immer wieder aufgegriffen worden.
Ich finde, dass die Geschichte von Persephone einen etwas anderen Blick auf die Sommersonnenwende wirft, nicht nur in Griechenland. Deshalb erzähle ich sie heute.
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