Griechenland

Bartholomäus I.

Bartholomäus I. ist seit 1991 der 270. Ökumenische Patriarch von Konstantinopel und damit die wichtigste Autorität der Orthodoxen Kirche. Mit seiner charismatischen Führung hat er nicht nur die Geschicke der Kirche gelenkt, sondern auch zahlreiche diplomatische und ökumenische Initiativen vorangetrieben, die ihn zu einem bedeutenden Akteur im globalen religiösen Dialog machen.

Frühes Leben und Ausbildung von Bartholomäus I.

Bartholomäus I. kam am 29. Februar 1940 auf der Insel Imbros zur Welt. Sie gehört zur Türkei und heißt heute Gökçeada. Sein Name lautete Dimitrios Archontonis und er wuchs in einer tief gläubigen griechisch-orthodoxen Familie auf. Schon früh zeigte er großes Interesse an der Theologie und der Kirche.

Bartholomäus I.
Bartholomäus I.

Dimitrios besuchte das Theologische Seminar von Chalki, das seit dem 19. Jahrhundert ein Zentrum der orthodoxen Theologie in der Türkei war. Während seiner Studienjahre in Chalki entwickelte er tiefe theologischen Kenntnisse. Auch zeigte sich früh schon seine außergewöhnliche Fähigkeit zur internationalen und interreligiösen Kommunikation. Er spricht fließend mehrere Sprachen: Griechisch, Türkisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch und Latein.

Nach Abschluss seiner Studien in Chalki setzte Bartholomäus seine Ausbildung in Europa fort. In Deutschland besuchte er die theologischen Fakultät der Universität München. Und in Rom studierte er an der  Päpstlichen Universität Gregoriana.

1969 kehrte Bartholomäus nach Istanbul zurück. Dort diente er in verschiedenen kirchlichen Positionen. Bereits 1973 wurde er von Patriarch Athenagoras zum Bischof von Myra geweiht, einem der bedeutendsten Orte der frühchristlichen Geschichte. Seine Fähigkeiten als Theologe und als Vermittler von verschiedenen religiösen Strömungen im Osten und Westen erregten bald die Aufmerksamkeit der Kirchenleitung.

Nach dem Tod von Patriarch Dimitrios I. im Jahr 1991 wurde Bartholomäus I. zum Ökumenischen Patriarchen gewählt. Seine Wahl markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Ökumenischen Patriarchats. Denn er konnte sich als Fürsprecher für die Orthodoxe Kirche im modernen globalen Kontext etablieren.

Bartholomäus trat sein Amt in einer Zeit an, in der die Orthodoxe Kirche vor großen Herausforderungen stand. Das war einmal innerhalb der Türkei so, aber auch im Hinblick auf ihre Position in der Welt und ihre Beziehungen zu anderen christlichen Konfessionen sowie anderen Religionen.

Patriarch Bartholomäus I. und der ökumenische Dialog

Patriarch Bartholomäus I. wird vor allem für seinen Einsatz im ökumenischen Dialog und seine Bemühungen um die Einheit der Christen weltweit verehrt. Er strebte stets danach, Brücken zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen zu bauen. Besonders hervorzuheben ist seine enge Zusammenarbeit mit dem Papst und der römisch-katholischen Kirche. Der historische Besuch von Papst Franziskus in der Türkei 2014 war ein bedeutender Moment im interreligiösen Dialog, der durch Bartholomäus‘ Engagement vorangetrieben wurde.

Neben dem interreligiösen Dialog hat Bartholomäus I. auch in den Bereichen Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit eine herausragende Rolle gespielt. Als „grüner Patriarch“ ist er weltweit bekannt für seine Bemühungen, den Schutz der Schöpfung und den Umweltschutz zu fördern. Unter seiner Führung hat das Patriarchat zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für ökologische Probleme zu schärfen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen.

Zuletzt machte Bartholomäus I. mit seiner Initiative für ein künftiges gemeinsames Osterfest aller Christen auf sein Anliegen aufmerksam. Ich wünsche ihm mit diesem Anliegen allen Erfolg. Das wäre ein Geschenk an die gesamte Christenheit.

Herausforderungen und Visionen

Trotz seines internationalen Ansehens steht Patriarch Bartholomäus I. immer wieder vor großen Herausforderungen. Besonders die politische Lage in der Türkei und die Schwierigkeiten der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Istanbul erfordern viel diplomatisches Geschick. Doch der Patriarch hat sich nie davon abhalten lassen, eine klare Haltung zu wichtigen Themen wie Religionsfreiheit, Menschenrechten und der Bewahrung des kulturellen Erbes der orthodoxen Kirche zu vertreten.

Bartholomäus I. wird nicht nur als religiöser Führer, sondern auch als Visionär geschätzt, der die Orthodoxe Kirche in das 21. Jahrhundert geführt hat. Seine Werke und seine Botschaften über die Bedeutung der Ökumene, des Friedens und der Gerechtigkeit werden noch lange nach seiner Amtszeit nachhallen.

Bartholomäus I. ist eine der ganz großen Persönlichkeiten des Christentums

Bartholomäus I. ist meiner Meinung nach eine Persönlichkeit, die das Christentum sehr prägt und ihm viel Gutes tut. Das gilt nicht nur für die Orthodoxe Kirche. Das gilt nicht nur in religiöser oder weltpolitischer Hinsicht.

In der Türkei war er teils sehr schlimmen Anfeindungen ausgesetzt, die hin bis zu Morddrohungen gingen. Auch musste er strafrechtliche Vorwürfe über sich ergehen lassen. Nichtsdestotrotz sieht er die Realitäten in der Türkei und ihm ist ein gutes Verhältnis zur muslimischen Mehrheitsbevölkerung sehr wichtig. Die orthodoxe Kirche empfindet er als Teil der heutigen Türkei und nicht als etwas anderes. Dort, wo die Türkei die orthodoxen Christen nicht gerecht behandelt, spricht er das allerdings auch deutlich an.

Als Ökumenischer Patriarch und Führer der griechisch-orthodoxen Christen weltweit setzt er sich für den interreligiösen Dialog, den Umweltschutz und die Bewahrung des Glaubens in einer zunehmend globalisierten Welt ein. Mit seiner einzigartigen Mischung aus spiritueller Weisheit, diplomatischem Geschick und sozialer Verantwortung bleibt Bartholomäus I. eine der zentralen Figuren in der modernen orthodoxen Kirche und auf der internationalen Bühne.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner