Die Skulpturen im Liebieghaus in Frankfurt am Main
Das Liebieghaus in Frankfurt zeigt eine einzigartige Sammlung von Skulpturen aus der Antike bis in die frühe Neuzeit. Im Hellas Blog stelle ich die Sammlung zur Antike vor. Sie umfasst Exponate aus Ägypten, Griechenland, dem Römischen Reich und geht zeitlich bis in die Spätantike.
Die Sammlung wurde weitgehend auf dem Kunstmarkt zusammengekauft und durch Stiftungen erweitert. 2019 konnte eine Sammlung von 200 kostbaren Elfenbeinskulpturen aus dem Besitz von Reiner Winkler erworben werden. Du kannst im Liebieghaus ganz herausragende Beispiele aus 5.000 Jahren Bildhauerkunst sehen.
Ich habe das Liebieghaus am 28. September 2024 besucht. Dieser Beitrag beruht auf dem, was ich an diesem Tag gesehen habe.
Das Liebieghaus Frankfurt und seine Sammlung von Skulpturen
Am Museumsufer in Frankfurt steht eine schlossartige Villa, das Liebieghaus. Sie beherbergt eine Sammlung von ungefähr 3.000 Skulpturen aus der Zeit des alten Ägypten bis in die Neuzeit.

Das Gebäude ließ der böhmische Textilfabrikant Heinrich von Liebig für sich als Altersruhesitz erbauen. Nach seinem Tod erwarb die Stadt Frankfurt das Gebäude im Jahr 1907 und widmete es als Museum für die städtische Skulpturensammlung.
Auf einer Ausstellungsfläche von 1.600 Quadratmetern siehst Du Meisterwerke der ägyptischen, griechischen und römischen Antike, des Mittelalters und der Renaissance bis hin zu Barock und Klassizismus. Darin zu sehen sind auch immer wieder Skulpturen aus Süd- und Ostasien.
Dies sind die wichtigsten Informationen für Deinen Besuch im Liebieghaus:
- Adresse: Schaumainkai 71, 60596 Frankfurt am Main
Der Eingang befindet sich auf der dem Main zugewandten Seite des Grundstücks. - Homepage: liebieghaus.de
- Kontakt: Kontaktformular im Internet, E-Mail: info@liebieghaus.de oder Telefon 069 / 605098-200
- Eintrittspreise: 8 Euro (Erwachsene), ermäßigt 6 Euro und Kinder unter 12 Jahre kostenfrei
Mitglieder von Städlverein oder Städlclub erhalten freien Eintritt ins Museum
Führungen, was Dich im Liebieghaus erwartet
Zweimal im Monat gibt es eine Führung, in der den Gästen die Highlights der Skulpturensammlung erklärt werden. Die Teilnahme ist im Eintrittspreis enthalten. Abwechselnd findet diese Führung in deutscher und in englischer Sprache statt. Näheres dazu erfährst Du auf der Homepage des Liebieghauses.
Damit sind im Liebieghaus Skulpturen aus vier Sammlungen zu sehen: Antike, Mittelalter, Neuzeit und Elfenbein. Dass Griechenland die Ausstellungen zur Antike prägt, ist klar. Das ist auch der Grund dafür, dass ich die Sammlung im Hellas Blog vorstelle. Aber auch in den anderen Sammlungen gibt es wunderschöne Stücke mit einem Bezug zu Griechenland. Das ist mir Grund genug, die Skulpturensammlung Liebieghaus im Hellas Blog vorzustellen.
Sammlung Antike
Diese Sammlung von Skulpturen umfasst nicht nur Objekte aus der griechischen Antike. Sie beginnt im alten Ägypten und in Zweistromland und führt uns bis in die Spätantike und das frühe Christentum. Natürlich spielt neben Griechenland auch Rom eine bedeutende Rolle. In die Sammlung kamen unter anderem Grabungsfunde aus Ägypten, die Karl Maria Kaufmann gemacht hatte. Zudem ist die Privatsammlung von Adolf Furtwängler an das Liebieghaus gegangen.
Die Sammlung ist in mehreren Räumen untergebracht, die ich einzeln vorstellen möchte. Eines vorweg: Die Namen der Säle habe ich mir ausgedacht anhand dessen, was dort gezeigt wird.
Ägypten und das Zweistromland
Der erste Saal beinhaltet die ältesten Skulpturen, die ich im Liebieghaus in Frankfurt gesehen habe. Der Schwerpunkt der in diesem Saal gezeigten Objekte liegt in Ägypten. Ab etwa 3000 v.Chr. haben die Menschen am Nil eine Kultur entwickelt, die bis heute beeindruckt.

Die 1. Dynastie beginnt mit der ersten Vereinigung Ober- und Unterägyptens unter der Herrschaft von Pharao Menes, die um 3032 v.Chr. datiert wird. Ob dieser tatsächlich gelebt hat oder aber nur ein Mythos ist, kann niemand sagen. Wahrscheinlich hat es einen Herrscher dieses Namens gegeben. Wichtig an dieser Stelle ist nur, dass sich ab dieser Zeit die ägyptische Religion und Zivilisation entwickelte und über gut 3 Jahrtausende halten konnte.
Das Liebieghaus Frankfurt ist kein ägyptologisches Museum, sondern es sammelt Skulpturen. Neben Rundplastiken sind hier auch Reliefs und Sarkophage zu sehen. Ein Relief zeigt zum Beispiel, wie Opfertiere geschlachtet werden.
Zweistromland, eine Verbindung von Ägypten nach Griechenland
Nicht alle Objekte in diesem Saal stammen aus Ägypten. So gibt es auch die Figur eines betenden Mannes aus dem Zweistromland zu sehen. Im Hellas Blog werde ich solche Exponate nicht vorstellen. Aber eventuell gibt es dafür eine Gelegenheit im History Blog.
Bereits in diesem Saal gibt es aber eine Verbindung nach Griechenland. Hier ist eine Statue Alexanders des Großen zu sehen, die ihn als Pharao zeigt. Er hatte es geschafft, Ägypten nicht einfach nur zu erobern, sondern von den Ägyptern als ihr Herrscher akzeptiert zu werden. Diese Verbindung der ägyptischen mit der griechischen Zivilisation ist eine spannende Geschichte, auf die ich im Rahmen dieses Beitrag aber nicht tiefer eingehen kann.
Griechenland 1
Den nächsten Saal macht dann den Schritt nach Griechenland. Schon beim Eintreten fallen die polychromen Figuren in diesem Raum auf.

Seit über 40 Jahren erforschen Vinzenz Brinkmann und Ulrike Koch-Brinkmann die Farbigkeit der antiken Skulpturen.
Wir kennen antike Statuen in den Farben ihrer Materialien, das ist meist Marmor. Die Vorstellung vieler Menschen war lange, dass diese Skulpturen auch in der Antike so ausgesehen haben. Die Forschung hat jedoch ergeben, dass sie bemalt waren. Die Farben haben sie im Lauf der Jahrhunderte verloren.
Auf der Homepage des Liebieghauses findest Du zur Polychromieforschung viele Informationen. Durch naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden ist es möglich, noch vorhandene Farbpigmente zu identifizieren. Daraus lässt sie wissenschaftlich rekonstruieren, wie die Figuren einst ausgesehen haben.
In diesem Saal sehen wir fünf Beispiele wissenschaftlicher Rekonstruktionen der Farbigkeit. Natürlich sind nicht die Originale bemalt worden, sondern Abgüsse. Durch die Farbe wirken die Figuren viel plastischer und lebendiger.
Aber in diesem Saal sind natürlich auch Originale zu sehen. Mich hat der Kopf einer verschleierten Priesterin sehr beeindruckt. Dass Frauen sich verschleiern, kennen wir heute vor allem aus der islamischen Welt. Diese Tradition hat ihren Ursprung zumindest zum Teil aber in Griechenland. Sehr schön ist auch eine Amphore, die eine Szene aus dem Mythos um Helena und Menelaos zeigt. Bekanntlich hat der Raub der Helena zum Trojanischen Krieg und damit zum Untergang von Troja geführt. Hier sehen wir den Augenblick, als Helena und Menelaos sich wieder begegnen.
Griechenland 2
Der zweite Saal mit Plastiken aus Griechenland zeigt ganz herausragende Beispiele der Kunst antiker Bildhauer.

Hier sehen wir Ausstellungsstücke, die mich sehr beeindruckt haben.
Ein Beispiel ist die Statue eines Diskuswerfers, der dem Bildhauer Naukydes zugeschrieben wird. Wir sehen allerdings nicht das Original, sondern eine römische Kopie. Von dieser Statue sind noch weitere römische Kopien bekannt. Eine befindet sich im Vatikan und eine andere im Louvre. Auf dem Foto zu diesem Saal sehr Ihr die Staue ganz auf der linken Seite.
Etwas weiter in der Mitte des Saales steht eine Statue der Athena mit Helm. Sie ist zwischen 180 und 190 n.Chr. entstanden. Erhalten geblieben ist jedoch nur der Torso. Ergänzungen sind in der Renaissance und im Barock gefertigt worden. Die Göttin trägt das mit Schuppen besetzte Ziegenfell, das sie von ihrem Vater Zeus als Schutz erhalten hatte. Auf der Brust sehen wir den hässlichen Kopf der getöteten Medusa. Und am Rand des Ziegenfells siehst Du Schlangen. Die sollen dem Mythos nach lebend gewesen sein. Diese Statue in polychromer Version zu sehen wäre der Hammer. Ich kann mir gut vorstellen, dass die lebendig gedachten Schlangen irre ausgesehen haben müssen.
Eine Verbindung zwischen Griechenland und Ägypten ist der Kopf des Zeus mit Hörnern. Genau genommen handelt es sich um Zeus-Ammon. Der ägyptische Gott Amun-Re wurde entweder in Menschengestalt oder als Menschenkörper mit Widderkopf dargestellt. Dieser Kopf entstand zwischen 150 n.Chr. und 180 n.Chr. und zeigt, wie die Kulturen Ägyptens und Griechenlands ineinander verschmolzen.
Farbrekonstruktion der Medusa
Die nächsten Räume der Sammlung antiker Skulpturen sind deutlich kleiner als die drei vorherigen Säle.

Wenn Du in diesen Raum eintrittst, siehst Du links eine große Skulptur. Die stammt nicht aus der Antike, sie ist zwischen 1803 und 1814 entstanden. Geschaffen hat sie Johann Heinrich von Dannecker. Ihr Name ist Ariadne auf dem Panther. Der Künstler verband mit dieser Statue die Idee, dass Schönheit die Wildheit bezwingt. Eine Replik dieser Skulptur steht übrigens auch draußen im Garten des Liebieghauses. In der Natur wirkt das Kunstwerk noch einmal ganz anders. Nach einem Besuch der Ausstellung solltet Ihr da mal vorbeigehen und das auf Euch wirken lassen.
Links auf dem Bild seht Ihr ein farbiges Relief. Es handelt sich um eine Replik des Ostfrieses des Schatzhauses der Insel Siphnos in Delphi. Zu sehen ist eine Szene aus dem Trojanischen Krieg: Achill tötet Memnon. Die Farben sind nach wissenschaftlichen Erkenntnissen rekonstruiert worden. So kann man einen guten Eindruck davon gewinnen, wie farbig gestaltete Reliefs auf die Menschen der Antike gewirkt haben mögen.
Das Highlight dieses Raumes war für mich aber der Werktisch. Eine digital erstellte Kopie einer 1889 unter Neapel entdeckten Medusa dient als Vorlage, um die damalige Malerei zu rekonstruieren. Die Farben der Vorlage waren ungewöhnlich gut erhalten. Und in den nächsten Monaten können die Besucher am wissenschaftlichen Rekonstruktionsprozess dieses Gorgoneions teilhaben. Es lohnt sich wirklich, hier öfters mal vorbei zu kommen.
Farbrekonstruktion der Athena aus dem Tempel der Aphaia
Der nächste Raum führt uns auf die Insel Ägina und dort zum Tempel der Aphaia.

Zu sehen ist der Gipsabguss einer Statue der Athena, die vom Westgiebel des Tempels stammt. Das Original ist in der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek in München zu sehen.
Entstanden ist die Figur um 480 v.Chr. Vinzenz Brinkmann und Ulrike Koch-Brinkmann haben die Bemalung auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse rekonstruiert.
Das Original hat zwei Löcher in der Brust. Diese waren dafür gedacht, ein Gorgoneion anzuheften. Die Wissenschaftler haben eines ergänzt. Als Grundlage dafür diente ein Gorgoneion, das aus dem Giebel des Apollontempels in Erettia auf Euböa stammt.
Römische Portraits von Menschen
Im nächsten Saal verlassen wir die griechische Welt und gehen nach Rom. Bei den gezeigten Stücken ist der kulturelle Einfluss Griechenlands jedoch nicht zu verkennen.

Hier geht es um Portraits von Menschen. Die Artefakte dazu befinden sich und zwei Räumen, die hintereinander liegen.
Im vorderen Raum sehen wir überwiegend Köpfe. Auf der linken Seite wird es kaiserlich. Vorne links sehen wir die Köpfe von Kaiser Augustus, der Faustina Minor und deren Ehemann Marcus Aurelius. Septimius Severus und die wissenschaftliche Rekonstruktion des Kopfes von Julius Caesar.
Diesen gegenübergestellt sind die Portraits antiker Menschen, zu denen kein Name bekannt ist.
Am Kopf des Raums steht die Portraitstatue eines römischen Feldherren. Der Kopf fehlt. Meiner Meinung nach muss das kein Zufall sein. Solche Statuen wurden durchaus so konstruiert, dass der Kopf ausgetauscht werden konnte. So musste bei einem Wechsel in der Stellung des Dargestellten keine ganze Statue neu angefertigt werden, sondern nur ein Kopf. Was der Hintergrund bei dieser Statue ist, weiß ich (noch) aber nicht
Portraits in der römisch-ägyptischen Welt

Im nachfolgenden Raum geht es in die römisch-ägyptische Welt.
Fasziniert war ich von fünf Mumienmasken. Die befinden sich in der Vitrine auf der linken Seite des Bildes und stammen aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach Christus. Die Masken bestehen aus Stuck, farbigem Glas, Vergoldung und Farbe. Blickst Du sie an, hast Du den Eindruck einem Menschen ins Gesicht zu sehen.
Weiter sind Mumienbilder eines Mädchens, eines Jungen und einer Frau zu sehen. Die Portraits hat man den Mumien beigegeben. Sie zeigen die Verstorbenen mit wirklich realistischen Portraits.
Auf der rechten Seite ist ein Mosaik zu sehen, das aus dem 2. Jahrhundert nach Christus stammt. Es zeigt die Ermordung des Archimedes durch einen römischen Soldaten. Archimedes gilt als einer der bedeutendsten Erfinder der Antike.
Im Hellas Blog stelle ich vor:
Für weitere Informationen dazu klicke bitte auf den Link.
Die spätantike Welt
Den Abschluss der Sammlung antiker Skulpturen im Liebieghaus macht ein Raum mit Exponaten aus der Spätantike.

Zu sehen sind nicht nur Stücke aus dem römisch-griechischen Kulturkreis. Auch Artefakte aus Indien und China sind vorhanden.
Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie die Skulpturenkunst sich in verschiedenen Kulturkreisen auf der Welt entwickelt hat. Hier kannst Du es sehen.
In diesem Raum hat mich ein Sarkophag aus Marmor fasziniert, der um 330 n.Chr. geschaffen wurde. Er ist im Stil antiker, heidnischer Sarkophage geschaffen. Jedoch zeigt er biblische Motive. So markiert dieses Artefakt den Übergang von der heidnischen Kultur zum Christentum.
Weitere Sammlungen im Liebieghaus
Es gibt drei weitere Sammlungen, die im Liebieghaus zu sehen sind. Sie haben keinen „griechischen Schwerpunkt“. In ihnen habe ich aber immer wieder Objekte gesehen, die einen Bezug zur griechischen Kultur haben. Deshalb und auch der Vollständigkeit halber
Sammlung Mittelalter
Der Spätantike schloss sich das frühe Mittelalter an. Das verlief in Griechenland bekanntlich etwas anders als im westlichen und mittleren Europa. Dort geriet Griechenland aber keineswegs in Vergessenheit. Hinweise darauf findet man, wenn man genau hinschaut, auch in dieser Sammlung.

Der Schwerpunkt der Sammlung im Liebieghaus ist die spätgotische Bildhauerkunst vom 14. bis in das frühe 16. Jahrhundert. Die gezeigten Stücke stammen vorwiegend aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.
Zu sehen sind Werke von Tilman Riemenschneider, Hans Multscher, Niclaus Gerhaert von Leyden oder Michel Erhart.
Auf den ersten Eindruck scheint es so, als wäre das Mittelalter wahnsinnig religiös gewesen. Das anzunehmen ist auch nicht ganz falsch. Aber Politik, Alltag und Religion waren für die Menschen in einer Weise miteinander verbunden, die wir uns heute zumeist nicht mehr vorstellen können. Die Kunst im Mittelalter war geprägt vom Aufgreifen religiöser Themen. Individualismus war nicht unbedingt angesagt. Aber Kunst war farbig und brachte auf ihre ganz eigene Art Leben und Lebendigkeit zum Ausdruck.
Die künstlerische Entwicklung der Bildhauerei vom frühen bis ins späte Mittelalter ist in den einzelnen Sälen gut nachzuvollziehen. Im Rahmen des Hellas Blog passen die meisten hier gezeigten Stücke leider nicht. Eventuell kann ich das eine oder andere im History Blog näher vorstellen.
Sammlung Neuzeit
Das Liebieghaus haut auch zahlreiche Skulpturen, die nach dem 15. Jahrhundert entstanden sind. Diese sind in der Sammlung Neuzeit zu sehen.

Die Formensprache emanzipiert sich jetzt von dem, was im Mittelalter üblich war. Religiöse Motive spielen nach wie vor eine große Rolle. Aber wir sehen auch viele Exponate, die keinen christlichen Inhalt haben.
Die Künstler haben sich von der Formensprache der Antike inspirieren lassen. In der Renaissance strebten die Künstler eine möglichst wirklichkeitsgetreue Wiedergabe der Natur an.
Das wohl berühmteste Exponat aus dieser Phase ist Ariadne auf dem Panther. Diese Skultpur habe ich oben schon erwähnt. Sie steht in der Sammlung zur Antike. Ich habe auch andere Exponate mit griechischem Bezug gesehen.
Mir fällt auf, dass wir aus dieser Zeit viel mehr Darstellungen haben von Königen, Herrschern und anderen Leuten, die sich für so wichtig hielten. Mir scheint, dass Menschen in diesem Ausmaß während des Mittelalters nicht portraitiert worden sind. Allerdings war das in der Antike durchaus üblich, wie wir in der Sammlung Antike sehen. Auch in dieser Hinsicht – und nicht nur in den äußeren Merkmalen der Skulpturen – knüpften die Menschen an die Zeit der Antike an.
Sammlung Elfenbein
Splendid White – herrliches Weiß. So nennt das Liebieghaus die Elfenbeinsammlung von Reiner Winkler, die es übernehmen und seinen Besuchern zugänglich machen durfte.

Die Sammlung umfasst Skulpturen aus Elfenbein, die im 17. und 18. Jahrhundert entstanden sind. Den Griechenland-Fans sei an dieser Stelle verraten, dass sich ein Blick in diese Sammlung unbedingt lohnt. Es gibt wunderschöne Motive, deren Anblick mir den Atem verschlagen hat. Mehr möchte ich dazu an dieser Stelle aber nicht sagen.
Reiner Winkler war ein sehr erfolgreicher Bauunternehmer. Er liebte Musik, Reisen, war Bergsteiger und Taucher. Und er war von Schnitzereien aus Elfenbein fasziniert.
Über einen Zeitraum von 30 Jahren erwarb er etwa 210 Werke, die aus Elfenbein gefertigt wurden. Das war sein Hobby. Er liebte die Schönheit des Materials und von dem, was Künstler aus ihm gemacht hatten. Ein erstes – gotisches – Elfenbeintäfelchen erwarb er 1962. Seine Sammelleidenschaft weckten dann Statuetten, Figurengruppen, Reliefs und Gefäße des 17. und 18. Jahrhunderts.
Seine Sammlung galt als international herausragend. 1984 und 1994 haben international führende Experten zwei Bestandskataloge publiziert. Ursprünglich waren die Stücke in einer eigens dafür hergerichteten „Kunstkammer“ in Winklers Wohnräumen zu sehen. Er lud Interessenten gerne zu sich nach Hause ein. Aber auch Ausleihwünschen entsprach er in sehr großzügiger Weise. 1995 richtete er die „Reiner Winkler Stiftung“ ein, die Forschung auf dem Gebiet der europäischen Kleinplastik des 17. und 18. Jahrhunderts fördert.
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