Griechenland

Wassos, auslaufender Diesel und eine Werkstatt in Griechenland

In einem Gastbeitrag berichtet Wassos Andrikopoulos, was für ein Erlebnis ihm auslaufender Diesel und eine Werkstatt in Griechenland ihm bereitet haben. Wenn das Auto mit einer Panne liegen bleibt, ist das immer blöd. Egal ob in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder eben Griechenland.

Panne mit auslaufendem Diesel: So läuft es in Deutschland

In Deutschland kann ich aus meiner beruflichen und persönlichen Erfahrung sagen, wie es meist ablaufen würde. Szenerie: Das Auto bleibt stehen. Der Fahrer steigt aus, stellt auslaufenden Diesel fest, sichert die Pannenstelle und ruft Hilfe. Jemand kommt und schleppt sein Auto zur nächsten Werkstatt ab. Die Feuerwehr oder ein privates Unternehmen kommt und reinigt mit hohem Kostenaufwand die Unfallstelle. Je nach dem, wo Du stehen bleibst, sichert vielleicht auch die Polizei die Situation ab.

Die Kosten für die Reinigung werden dreistellig, vielleicht auch vierstellig ausfallen. Deine Kfz-Haftpflichtversicherung muss die bezahlen. Bei Dir steigt der Schadensfreiheitsrabatt. Sichert die Polizei die Panne ab, geht auch dafür eine Rechnung an Deine Kfz-Haftpflichtversicherung. Der Bundesgerichtshof hat das 2011 so entschieden. Das Abschleppen kostet ebenfalls einen dreistelligen Betrag. Hast Du Deinen Schutzbriefversicherer oder Automobilclub angerufen, schicken die jemanden und regeln das Finanzielle. Hat die Polizei den Abschlepper bestellt oder Du hast „irgendwen“ gerufen, kann es sein, dass Du auf einem Teil der Kosten sitzen bleibt.

Die Werkstatt wird Dein Fahrzeug sorgfältig untersuchen und die Ursache für den austretenden Kraftstoff finden. Natürlich musst Du auch diese Leistung bezahlen. Im Ergebnis hättest Du in Deutschland einiges an Kosten selbst zu tragen, und wahrscheinlich wird auch der Schadensfreiheitsrabatt Deiner Kfz-Haftpflichtversicherung steigen. Auslaufender Diesel und eine Werkstatt in Deutschland müssen für den Betroffenen nicht besser sein als in Griechenland.

Über den Gastbeitrag von Wassos Andrikopoulos

Im September 2024 stand Wassos genau vor dieser Situation in Athen. Er ist Deutscher mit griechischen Wurzeln. Er hat aufgeschrieben, was er erlebt hat.

Sein Erlebnis ist fantastisch, eine wundervolle Geschichte. Ich freue mich sehr, dass er einer Veröffentlichung im Hellas Blog zugestimmt hat. Dafür bedanke ich mich sehr. Aus seiner Geschichte kann man sehr gut sehen, wie Deutsche und Griechen sich doch unterscheiden, wenn es darum geht, eine solche Situation zu handhaben und das Problem zu lösen.

Fakt ist: Auslaufender Diesel und der Besuch in einer Werkstatt läuft in Deutschland anders als in Griechenland. Aber lest selbst.

Oh ja wir sind Griechen! Wir sind Griechenland Athener Geschichten

Gastbeitrag von Wassos Andrikopoulos

Ich bin heute Morgen losgefahren und mitten in der Stadt ging mein Auto plötzlich aus – nichts ging mehr! Auf einmal lief Diesel davon, und ich sah mich schon in Flammen. Ich habe das Auto verlassen, ein Warndreieck aufgestellt und den Verkehr umgeleitet.

Panne in Athen: Diesel läuft auf die Straße

Diesel läuft aus dem Auto aus
Diesel läuft aus dem Auto aus (Foto: Wassos Andrikopoulos)

In meinem Kopf dachte ich nur: „Scheiße, wenn jetzt einer eine Zigarette aus dem Auto wirft, kannst du gleich Highway to Hell oder Ring of Fire singen!“ Also habe ich die Feuerwehr gerufen.

Während die LKWs, Motorräder und Autos ohne Helm und mit Zigarette im Mund an mir vorbeirauschten, dachte ich: „Alles klar, alles im Griff auf dem singenden Schiff – keine Panik auf der Titanic!“ Nach einer gefühlten Ewigkeit kam die Polizei – ganz entspannt! Zigarette im Mund, ging der Polizist ans Auto und meinte: „Okay, Diesel auf der Straße. Wir streuen jetzt Bindemittel, schieben das Auto weg.“ Mit der qualmenden Zigarette haben wir meinen „Heizöl-Maserati“ zur Seite geschoben, Bindemittel gestreut und das Problem war gelöst. Naja, zumindest das Problem auf der Straße, nicht das mit meinem Auto!

Der Polizist meinte: „Kein Problem, ich kenne eine VW-Werkstatt, die dir helfen kann!“ In Deutschland wäre jetzt wahrscheinlich der Stuhlkreis fällig: Fahrzeugpapiere, Führerschein, Zulassung, Umweltamt, Feuerwehr, Weltuntergangsstimmung und die letzte Generation hätte sich wahrscheinlich schon an meinem „Heizöl-Maserati“ festgeklebt. Es wäre eine Demo gegen Umweltverschmutzung, Weltuntergang und Genderthemen organisiert worden, natürlich mit einem Videoclip.

Als ich bei der Werkstatt ankam, reichte man mir als Erstes eine kühle Flasche Wasser. Ich bedankte mich bei den Polizisten, die nur lachten und sagten: „Mit deinem Griechisch musst du noch ein bisschen üben, aber du bist einer von uns!“ und fuhren weiter.

Die Polizei bringt Wassos zur Werkstatt

Fahrt im Polizeiauto
Fahrt im Polizeiauto (Foto: Wassos Andrikopoulos)

Der Mechaniker in der Werkstatt meinte: „Wir fahren erst mal zu deinem Auto, schauen, was los ist, und bleiben ganz ruhig – dann wissen wir schon, was zu tun ist.“ In Deutschland würde jetzt erst mal die Fahrgestellnummer aufgenommen, Kundendaten erfasst und ein Stuhlkreis über den Zustand des Fahrers veranstaltet – alles für 150 Euro die Stunde!

Der Mechaniker schaute sich meinen „Heizöl-Maserati“ an, öffnete die Haube und sagte nach ein paar Minuten: „Ich hab’s! Der Schlauch vom Dieselfilter hat sich gelöst, als man Zahnriemen und Wasserpumpe gewechselt hat.“ Er hat es wieder festgemacht und meinte lachend auf Griechisch: „Kein Problem, alles in Ordnung. Starte mal!“

Wir fuhren zurück zur Werkstatt, wo er noch einen Kontrollblick warf, etwas saubermachte und meinte: „Erledigt.“ Ich fragte: „Was kostet es?“ und wollte ihm 50 Euro geben, aber er lehnte ab! Also sagte ich: „Okay, ich bezahle für zwei Tage Kaffee!“ Das fand er in Ordnung, also habe ich 30 Euro dagelassen.

Und das war mein Tag! Nach einer Stunde und zehn Minuten war ich wieder im Rennen. In Deutschland wäre jetzt ein Feuerwehreinsatz im Gange, die Straßenreinigung würde starten, VW hätte eine Rechnung geschrieben, die mindestens eine Woche Urlaub (mit Essen inklusive!) bedeutet hätte, und die Polizei wäre drei Stunden mit dem Bericht beschäftigt.

Aber wir sind in Griechenland – alles klar!

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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