Ein Tourist posiert mit einem historischen Stein bei der Portara
Die Bewohner der griechischen Insel Naxos sind empört über ein Foto von sich, das ein Tourist bei der Portara aufnehmen ließ, als er einen antiken Stein in die Höhe hielt. Darüber berichtet Cyclades24.

(Bildquelle: Cyclades24)
Viele Griechen sind sich einig. Wenn ein Tourist mit nacktem Oberkörper an einem antiken Monument ein Artefakt aus der Antike empor hebt um damit für ein Foto zu posieren, dann hat der Mann keinen Respekt.
Der Mann dachte offenbar, dass es sich um einen einfachen Stein handele. Dieses Maß an Dummheit muss man ihm lassen. Tatsächlich handelte es sich um ein etwa 2500 Jahre altes Artefakt, der Stein ist in der Antike behauen wurden.
Wahrscheinlich sollte er bei dem Tempel verbaut werden, der hier geplant war.
Bekanntlich gab es im 6. Jahrhundert vor Christus den Plan, einen Tempel in für Apollon an dieser Stelle zu errichten. Die treibende Kraft war ein gewisser Lygdamis, der sich zum Herrscher der Insel aufgeschwungen hatte. Mit einer Grundfläche von 57,5 m mal 26,5 m sollte dieser Tempel neunmal so groß werden wie der Apollon-Tempel auf dessen Geburtsinsel Delos. Das war schon eine Ansage.
Als Sparta diese Lygdamis im Jahr 524 v.Chr. stürzte, war das Bauvorhaben beendet. Niemand sonst wollte es errichten. Übrig blieben die Portara und einige Steine. Bei der Portara von Naxos hat der Tourist einen solchen Stein aus Gründen der Selbstdarstellung empor gehoben. Das war nicht gut.
Konsequenzen: Ein Zaun und eine Wache
Dieser Vorfall bleibt nicht ohne Folgen für die Portara. eKathimerini berichtet, dass jetzt nicht nur eine Wache vor Ort sein wird. Man baut auch einen Zaun, um die Relikte aus der Antike vor den Touristen zu schützen.
Ich finde das sehr schade. Und wir wären nicht in Griechenland, wenn das ganze nicht zur Posse ausarten würde.
Das mit dem Zaun hat die regionale Ephorie für Altertümer verfügt. Das ist das staatliche Amt für solche Denkmäler. Nur hatten die sich keine Genehmigung des örtlichen Bürgermeisters eingeholt. Und der ist mit der Polizei gegen die Arbeiter vorgegangen mit dem Argument, dass die Errichtung des Zauns illegal sei.
Das eigentliche Problem spricht niemand an: Es sind einfach zu viele Touristen hier. Und zu viele von ihnen sind schreckliche Touristen.
Schreckliche Touristen
Diesen Vorfall nehme ich zum Anlass, um auf einige „besondere“ Verhaltensweisen von Touristen in Griechenland einzugehen.
Griechenland ist für viele Menschen ein Traumziel: Sonne, Meer, gutes Essen und gastfreundliche Menschen. Die meisten Touristinnen und Touristen verhalten sich respektvoll. Doch es gibt auch immer wieder Besucher, deren Verhalten bei der griechischen Bevölkerung für Ärger sorgt.
Die sind einige der häufigsten Probleme, über die Einheimische klagen.
Respektlosigkeit gegenüber Kultur und Religion
Viele Touristinnen und Touristen betreten Kirchen oder Klöster in Badekleidung oder machen Selfies an heiligen Orten. Für die Griechen, deren orthodoxer Glaube im Alltag tief verankert ist, ist das verletzend. Auch das Klettern auf antiken Ruinen für ein „cooles Foto“ gilt als respektlos. Der Tourist auf Naxos, um den es oben geht, passt da nur zu gut ins Bild.
Trunkenheit und Lärm
Das ist ein Problem in den Vergnügungsvierteln von Athen und Thessaloniki, aber erst Recht auch auf Partyinseln wie Mykonos, Ios oder Zakynthos.
Betrunkene Touristengruppen grölen nachts, randalieren oder hinterlassen Müll. Einige Orte mussten bereits Sicherheitsmaßnahmen verstärken, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.
Umweltverschmutzung
Das Stichwort Müll führt zum nächsten Punkt. Viele Griechen ärgern sich über weggeworfene Plastikflaschen, Zigarettenkippen am Strand und achtlos zurückgelassenen Müll in der Natur. Dabei gibt es oft Mülleimer in der Nähe. Solches Verhalten wird als mangelnder Respekt für das Land empfunden.
Ignoranz gegenüber lokalen Gepflogenheiten
Ob lautstarkes Verhandeln in Tavernen, das Nichtbezahlen von Eintritt in archäologischen Stätten oder das Missachten von Verkehrsregeln auf Mietrollern – einige Touristen benehmen sich so, als gäbe es keine Regeln. Das stößt auf Unverständnis.
Rücksichtslosigkeit gegenüber Nachbarn
In beliebten Städten wie Athen oder auf Inseln kommen Reisende gerne in Ferienwohnungen unter. Die sind in normalen Wohnvierteln. Viele Einheimische klagen über Lärm in Wohnvierteln durch Touristengruppen in Ferienwohnungen. Oft wird bis spät in die Nacht gefeiert – ohne Rücksicht auf Nachbarn.
Fazit:
Griechenland lebt vom Tourismus – und heißt Gäste herzlich willkommen. Doch wer als Tourist kommt, sollte sich bewusst sein: Man ist zu Gast in einem anderen Land, mit eigener Kultur, Sprache und Lebensweise. Rücksicht, Respekt und Interesse am Gastland machen den Urlaub nicht nur angenehmer, sondern auch bedeutungsvoller – für beide Seiten.
Pingback: Der hässliche Bauzaun um die Portara von Naxos - Hellas Blog