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Die Portara von Naxos

Die Portara von Naxos gilt als das Wahrzeichen der Insel Naxos schlechthin. Sie steht auf einer Halbinsel vor Naxos Stadt. Bist Du dort, läufst Du einfach zu Fuß hinüber.

Die Portara von Naxos ist wahrscheinlich die berühmteste Bauruine der Welt

1990 war ich das erste mal auf Naxos. Keine Erinnerung hat sich so sehr in mein Gedächtnis gebrannt wie die an die Portara.

Die Portara von Naxos
Die Portara von Naxos
(Foto: Christiane Großimlinghaus)

Wahrscheinlich wissen viele nicht, dass die Portara nur eine Bauruine ist. Wahrscheinlich ist sie die berühmteste Bauruine der Welt. Und ganz gewiss ist sie mit den Bauruinen, die ab und an in Griechenland verkauft werden oder sonst zu sehen sind, nicht zu vergleichen.

Das hat eine Vorgeschichte. Ganz früher gab es hier ein Heiligtum ohne Tempel. Das war im 9. oder 8. Jahrhundert vor Christus. Geweiht war es dem delischen Apollon. Der Gott Apollon wurde bekanntlich auf der Insel Delos geboren.

Im 6. Jahrhundert vor Christus geriet Naxos in einen Konflikt, der auf dem griechischen Festland zwischen Athen und Sparta ausgetragen wurde. Aus dem Adel von Naxos entstammte ein Mann namens Lygdamis, der seine Chance kommen sah. Er unterstützte in Athen den Peisistratos bei seinem dritten Versuch, die Alleinherrschaft über die Stadt zu gewinnen. Das gelang auch dank der Unterstützung aus Naxos. Peisistratos eroberte darauf Naxos und überließ sie seinem Verbündeten Lygdamis, der fortan als Tyrann über die Insel herrschte. Das war im Jahr 538 v.Chr.

Lygdamis Herrschaft über Naxos, ihr Ende und das weitere Schicksal des Tempels

Lygdamis sah sich nicht nur als Herrscher über Naxos. Er meinte, er habe auf den Kykladen die Vormachtstellung.

Die Lage der Portara auf der Halbinsel vor Naxos Stadt
Die Lage der Portara auf der Halbinsel vor Naxos Stadt
(Foto: Christiane Großimlinghaus)

Um dies zu unterstreichen, gab er den Bau eines großen Tempels in für Apollon Auftrag. Mit einer Grundfläche von 57,5 m mal 26,5 m sollte er neunmal so groß werden wie der Apollon-Tempel auf dessen Geburtsinsel Delos.

Allerdings hatte Lygdamis seine Rechnung ohne Sparta gemacht. Sparta startete eine Expedition gegen Samos und deren Tyrann Polykrates. Polykrates hatte ebenfalls Unterstützung von Lygdamis erhalten, als er sich Samos unter den Nagel riss.

Unterwegs kamen die Spartaner an Naxos vorbei. Um der Herrschaft des Polykrates einen ersten Schlag zu versetzen, machten sie auf Naxos Halt und setzen Lygdamis ab. Das war im Jahr 524 v.Chr.

Der Bau des Apollon-Tempel war zu dieser Zeit schon begonnen worden. Nachdem Lygdamis abgemeldet war, fand sich aber niemand, der dieses Projekt fortsetzen wollte. Das Vorhaben hat man aufgegeben. Der bereits erbaute Teil des Tempels diente fortan als Steinbruch.

So kam es, dass der größte Teil des bereits errichteten Tempels im Laufe der Zeit wieder verschwunden ist. Als einziges blieb die Tür des geplanten Tempels stehen. Das lag möglicherweise am erheblichen Gewicht der Steine, die man nicht einfach so demontieren und abtransportieren kann.

Geschichten um die Portara von Naxos

Sicherlich gibt es sehr viele Geschichten, die sich um die Portara herum entspannen. Die von Lygdamis und seinen gescheiterten Machtansprüchen finde ich schon einmal spannend. Die Portara erzählt uns von ihr und kündet davon, dass die Zeit eines jeden noch so mächtigen Menschen irgendwann kommen wird und er dann faktisch bedeutungslos ist.

Für mich gibt es aber auch eine sehr persönliche Geschichte zu der Portara. 1990 kam ich erstmal mit einem Interrail-Ticket nach Griechenland. Unterwegs hatte ich mich mit einigen Leuten zusammengetan. Gemeinsam waren wir in Athen, auf Santorin und schließlich auch auf Naxos. Als wir hier auf unsere Fähre zurück zum Festland warteten, sind die anderen am Hafen geblieben. Sie haben auf mein Gepäck aufgepasst, und ich bin alleine über den Damm zur Portara gelaufen.

Damals wusste ich nicht, welchen Zweck dieser seltsame Bau hatte. Ich weiß noch, dass ich meinte, es müsse irgend eine Art Tor sein. Und wenn ich hindurchgehe, komme ich durch irgend einen magischen Mechanismus in eine ganz andere Zeit und bleibe dann dort. Das wollte ich genauer wissen… und bin durch das Tor gegangen.

Natürlich ist nichts passiert, außer dass der Abfahrtszeitpunkt der Fähre immer näher gerückt ist. Also bin ich zu den anderen, habe mein Gepäck genommen und alsbald kam auch unser Schiff. Der Besuch der Portara war mein wohl nachhaltigster Eindruck, der mir von Naxos geblieben ist.

Was Du zu einem Besuch der Portara wissen musst

Die Portara steht auf einer Halbinsel vor Naxos Stadt. Klick auf den Link, dann öffnet sich eine Karte bei Google Maps und Du kannst den genauen Standort sehen.

Du kommst ganz einfach hin. Gehe einfach zum Hafen und dort zur hinteren Mole, von der aus die Fähren zu anderen Inseln gehen. Dann solltest Du die Halbinsel mit der Portara schon sehen.

Öffnungszeiten gibt es nicht. Ein Eintrittspreis wird auch nicht erhoben. Du kannst einfach zur Portara gehen und sie besuchen.

Zu den Abendstunden sind verhältnismäßig viele Touristen hier. Denn der Sonnenuntergang lässt sich durch die Portara anschauen, und das gibt ein wundervolles Fotomotiv.

Eine Bitte nur: Klettere nicht auf ihr herum. Das bekommt dem alten Bauwerk auf die Dauer nicht besonders gut.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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