Ein Widderkopf als Rhyton im Getty Museum
In der Getty Villa (bei Los Angeles, USA) ist ein Rhyton ausgestellt, der zugleich auch ein Widderkopf ist. Natürlich kein echter Widderkopf, sondern ein wunderschönes Werk aus Terrakotta.
Getty zeigt einen als Widderkopf gestalteten Rhyton
Ein Rhyton ist ein Trink- oder Opfergefäß, das meist in Form eines Tierkopfs gestaltet ist und einen Henkel hat.

(Bildquelle: J. Paul Getty Museum)
Beides zugleich hat man nicht gemacht. Das Trinkgefäß erkennt man daran, dass es nur nach oben hin geöffnet ist. Es hat letzten Endes die Funktion eines schön gestalteten Bechers. War das Gefäß als Spendengefäß zum Ausgießen von Trankopfern für die Götter gedacht, hatte es auch eine Öffnung im unteren Bereich.
Der Rhyton im Getty Museum war ein Trinkgefäß. Der Kopf des Tiers ist schwarz. Die Augen, die Innenohren und die Hörner sind mit einer rötlich-orangenen Lasur überzogen.
Am Widderkopf ist eine Schale befestigt, an der auch der Henkel angebracht ist. Sie ist kurz und breit. Die Seiten sind konklav, also nach innen gewölbt.
Die Schale ist verziert, und zwar mit Mustern und auch mit dem Abbild eines jungen Manns. Die Muster sehen aus wie Fächer einer Palmette.
Der Rhyton stammt aus Apulien. Das ist eine Region im Südosten Italiens. In der Antike siedelten hier Griechen, die ihre Kultur mit auf die italienische Halbinsel brachten. Die Römer nannten die von ihnen besiedelte Gegend Magna Grecia, weshalb sich in unserer Sprache der Begriff Großgriechenland eingebürgert hat.
Der Jüngling auf dem Rhyton
Wer der junge Mann ist, den wir auf dem Trinkgefäß sehen, ist nicht bekannt.

(Bildquelle: J. Paul Getty Museum)
Ich möchte ausschließen, dass es sich um ein Selbstportrait des Malers handelt. Solche Trinkgefäße waren in der Regel Auftragsarbeiten. Wer immer den Rhyton bestellt hat, wollte nicht „irgendjemand“ dort sehen.
Meine Vermutung war zunächst, dass dieses Trinkgefäß als Geschenk gedacht war. Ich stellte mir vor, dass ein Vater den Rhyton für seinen Sohn anfertigen ließ, und der Sohn wurde auf dem Gefäß abgebildet. Aber das ist nur eine Vermutung. Die Erklärung kann eine andere sein.
Möglicherweise handelt es sich um einen bekannten Sportler seiner Zeit. Darauf komme ich durch ein Detail. In seiner rechten Hand hält der junge Mann einen weißen Gegenstand. Der ist heller gefärbt und als die andere, rotfigurige Darstellung. Dabei dürfte es sich um eine Strigilis handeln, ein Schabeisen. Das war ein in der Antike gebräuchliches Werkzeug, um nach dem Sport oder dem Besuch des Thermalbads Schweiß und Staub vom Körper zu schaben.
Nach dem Training (oder anderen körperlichen Aktivitäten) wusch man sich nicht mit Wasser und Seife. Man rieb Olivenöl über den Körper und nutzte dann die Strigilis, um Schweiß und Dreck mit dem meisten Öl abzuschaben. Eine feine Ölschicht bliebt auf der Haut. Das war aufgrund des kosmetischen Effekts gewünscht.
Solch eine Art der Reinigung konnte sich aber nicht jeder leisten. Möglicherweise handelt es sich um einen erfolgreichen Sportler, für den das kein Problem war.
Ich denke, dass der abgebildete junge Mann auf jeden Fall in Beziehung zum Grund stehen dürfte, aus dem der Rhyton in Auftrag gegeben wurde.
Das solltest Du über den Rhyton noch wissen
Die Inventarnummer dieses Rhytons lautet 71.AE.195. In der internen Datenbank der Sammlung des Museums hat das Objekt die Nummer 7740, in der Verwaltung der digitalen Objekte hat es die Nummer 6650.
Das Objekt misst 19,5 cm mal 10 cm und besteht aus Terrakotta. Es ist seit 1969 Eigentum des Getty Museums.
Schau Dir den Rhyton in der Getty Villa an
Solltest Du nach Los Angeles kommen, dann empfehle ich Dir einen Besuch im Getty Museum.

(Bildquelle: J. Paul Getty Museum)
Das J. Paul Getty Museum hat zwei Standorte. In Brentwood ist das Getty Center und in Pacific Palisades steht die wunderschöne Getty Villa.
Möchtest Du diesen als Widderkopf gestalteten Rhyton sehen, dann begib Dich zur Getty Villa.
Adresse: 17985 Pacific Coast Hwy, Pacific Palisades, CA 90272, Vereinigte Staaten
In der Getty Villa siehst Du griechische und römische Antiken. Das Gebäude ist einem römischen Landhaus nachgebaut und wirklich der perfekte Ort für diese Artefakte. Mehr über Die Besuchsmöglichkeiten erfährst Du auf der Homepage des Getty Museum.
Der Eintritt in die Getty Villa ist frei. Das finde ich hervorragend. Du kannst aber nicht „mal eben so“ spontan vorbeischauen. Du musst Dir Deine Eintrittszeit reservieren. Nur so kann das Museum den Besucherandrang steuern.
Die Getty Villa ist an fast jedem Tag von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Dienstag ist Ruhetag.