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In Athen beobachten künftig Busse die Verkehrsverstöße

Die Zeitung Kathimerini berichtet von einer Ausschreibung für öffentliche Busse, die in Athen künftig Verkehrsverstöße registrieren sollen.

600 Kameras für Busse in Athen

In 600 Bussen will man Kameras installieren, die Verkehrsverstöße feststellen. Das offizielle Ziel ist, Fahrgästen einen besseren Service zu bieten und Routen zu optimieren.

Dabei werden nicht nur moderne Kameras, sondern auch Datenanalysetechniken, künstliche Intelligenz und Bewegungssensoren eingesetzt. Das System zeichnet Daten auf.

Bus (November 2025)
Bus (November 2025)

Diese Verkehrsverstöße will man damit feststellen und ahnden:

  • Geschwindigkeit im Straßenverkehr
  • Rotlichtverstoß an Ampel
  • Anhalten und Abstellen eines Fahrzeugs, z.B. auf einer Fahrspur
  • Verstoß gegen die Helmpflicht auf motorisierten Zweirädern
  • Befahren einer Busspur durch Pkw

Eine Software werden die Informationen aus. Stellt sie einen Verkehrsverstoß, prüft das noch ein Mensch. Bestätigt dieser den Verstoß, erhält der Bürger unverzüglich „Post vom Amt“. Die bekommt er digital über das Portal gov.gr.

Digitalkameras und andere optische Sensoren sollen in der Lage sein, auch in der Nacht Verkehrsverstöße auf Busspuren in hoher Auflösung zu dokumentieren. Auch können sie die Straßeninfrastruktur erfassen und so z.B. Schäden schnell melden.

Eine zentrale Verwaltungsplattform erledigt Echtzeitüberwachung, Aufzeichnung und Analyse des Straßenverkehrs. Stellt sie einen möglichen Verkehrsverstoß fest, bekommt ein Mitarbeiter der Behörde diesen zu sehen. Ob ein Verfahren gegen den betroffenen Bürger eingeleitet wird, entscheidet am Ende immer noch ein Mensch.

Das System startet zunächst mit einer Pilotphase. Darin will man testen, ob alles funktioniert wie es soll.

Artikel 107 der neuen Straßenverkehrsordnung

In Griechenland hat die neue Straßenverkehrsordnung für Unruhe gesorgt. Dabei bleiben die Verkehrsregeln an sich gleich.

Was sich ändert, sind die Straf- und Bußgeldvorschriften. Die sind zum Teil drastisch gestiegen. Und Artikel 107 der griechischen Straßenverkehrsordnung gibt dem Staat auch neue Möglichkeiten.

Neu ist auch, dass die Geldbuße nicht nur in schriftlicher Form verhängt werden muss. Jetzt ist es auch möglich, sie in elektronischer Form zuzustellen.

Athen geht damit nicht nur einen Schritt weiter in Sachen Digitalisierung. Auch sehen wir hier einen Schritt in die Richtung, dass Verstöße gegen Verkehrsvorschriften tatsächlich zu Konsequenzen für die Bürger führen. Das ist bislang oft nicht der Fall.

Anfang November 2025 war ich in Athen und habe zum Beispiel an Fußgängerampeln immer wieder gesehen, dass Autos bei rot drübergefahren sind, obwohl die Ampel für die Fußgänger gerade auf grün umgesprungen war. Jeden Tag habe ich gefährliche Situationen gesehen. Die Stadt Athen möchte diese Gefahren nicht akzeptieren, sondern etwas für die Sicherheit im Straßenverkehr tun. Das sehen wir mit dieser Maßnahme.

In Paragraph 2 von Art. 107 der Straßenverkehrsordnung hat Griechenland ausdrücklich die Möglichkeit geschaffen, elektronische Geräte zur Erfassung von Verkehrsverstößen in Fahrzeugen des öffentlichen Straßenverkehrs anzubringen. Die Straßenverkehrsordnung schreibt auch vor, dass eine entsprechende Warnung mit festen oder beweglichen Schildern angebracht werden muss. Die sind aber schnell aufgestellt. Und wenn die Überwachungsgeräte an Bussen installiert sind, können Vandalen sie auch nicht ohne weiteres unbrauchbar machen.

Was müssen Autofahrer aus anderen EU-Ländern wissen?

Die in Griechenland festgestellten Verkehrsverstöße können auch in Deutschland oder Österreich verfolgt werden. Wer sich mit seinem Auto in Griechenland im Straßenverkehr bewegt, ist gut beraten, sich an die griechischen Verkehrsregeln zu halten. Die Bußgelder in Griechenland sind oft höher als bei uns.

Und Fahrverbote wegen eines Verkehrsverstoßes in Griechenland können künftig europaweit durchgesetzt werden. Das hat das Europäische Parlament im Oktober 2025 beschlossen. Diese Richtlinie muss noch in deutsches Recht umgesetzt werden. Das ist bisher nicht passiert. Aber in naher Zukunft rechne ich damit.

Dass in Athen Busse Verkehrsverstöße beobachten, die ausländische Autofahrer begangen haben, wird für diese künftig zu unangenehmen Konsequenzen führen. Das sollte jedem bewusst sein, der mit seinem Auto nach Griechenland fährt.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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