Festland

Vaso Katraki

Vaso Katraki (Βάσω Κατράκη) war eine griechische Malerin und Grafikerin. Sie kam am 5. Juli 1914 in Aitoliko zur Welt und starb am 27. Dezember 1988 in Athen.

Das Leben von Vaso Katraki

Vaso Katraki
Vaso Katraki

Ihr Vater war Georgios Leonardos, ihre Mutter Theodora Sarlis. Vaso Leonardos hatte vier : Antonis, Panos, Machi und Mara.

1936 Immatrikulierte sie sich an der Schule der Schönen Künste. Malerei belegte sie bei Konstantinos Parthenis. Ihr Lehrer für Kupferstich war Giannis Kefallinos. Beides waren führende Künstler ihrer Zeit und erkannten Vasos große Begabung.

Sie nahm schon als Studenten zusammen mit Kommilitonen an einer Gruppenausstellung im Saal des Literaturvereins „Parnassos“ teil. Die gezeigten Werken hatten Inhalte, die gegen Krieg und Faschismus gerichtet war. 1940 schloss sie das Studium mit einem Diplom ab und erhielt ein dreimonatiges Stipendium, um auf Inseln zu malen. Zudem wurde sie dreimal für ihre Kupferstiche ausgzeichnet.

1941 heiratet sie Georgios Katrakis und heißt nunmehr Vaso Katraki. Alles hätte so schön sein können, wenn Griechenland am 28. Oktober 1941 nicht in den zweiten Weltkrieg hineingezogen worden wäre. Während der Besetzung Griechenlands durch die Achsenmächte schloss sie sich als Künstlerin der EAM an. Aus dieser Zeit sind Holzschnitte von ihr erhalten, die von den Kämpfen des griechischen Volkes berichten.

1942 1943 Organisation in EAM-Künstlern. Auch die illegale Ausgabe von EAM ELAS „von den Kämpfen des griechischen Volkes“ ist mit eigenen Holzschnitten im Umlauf.

Die Befreiung Griechenlands 1944 bedeutete für sie und ihren Mann aber keinen Frieden. Der Bürgerkrieg und die anschließende Zeit setzten ihnen zu. Ihr Mann wird 1948 verhaftet und für acht Monate erst nach Limnos und dann nach Makronisos verbannt.

Die Zeit nach dem Bürgerkrieg

1949 ist Vaso Katraki als Gründungsmitglied mit dabei, als sich die Gruppe „Stathmi“ gründet.

Mothers (1958)
mothers (Mütter) von 1958
(Bildquelle: nationalgallery.gr)

Im Zappeion findet eine erste Ausstellung der Gruppe statt, an der sie mit eigenen Werken teilnimmt. Erst 1955 bekommt sie eine Einzelausstellung und zwar in der Kunstgalerie Zachariou. Die internationale Anerkennung folgt bald. Für eine Gravour erhält sie 1958 den ersten Preis auf der Mittelmeerbiennale von Alexandria. Als die New York University 1959 vier Arbeiten für ihre Kunstgalerie erwirbt, ist der internationale Erfolg perfekt.

1965 wählte man sie zum zum Ehrenmitglied der Accademia delle Arti del Disegno in Florenz. 1966 erfolgte eine weitere Anerkennung in Italien. Sie erhielt den internationalen Lithographie-Preis TAMARINT auf der Biennale von Venedig.

Neben diesen Erfolgen stellt sich auch privat ein Glück ein. 1958 kommen ihre Zwillinge Marianna und Spyros zur Welt.

Knapp 10 Jahre später verdüstern sich die Wolken allerdings. Als 1967 die Militärdiktatur errichtet wird, ist Vaso Katraki den neuen Machthabern sofort ein Dorn im Auge. Sie wird verhaftet und auf die Sporaden-Insel Gioura verbannt. 1968 lässt man sie auf internationalen Druck hin frei.

Nach der Rückkehr Griechenlands zur Demokratie kann sie ihr früheres Leben weiter führen. 1976 erhält sie den ersten Preis der internationalen Grafikausstellung „Intergrafik“ in Ost-Berlin. Vaso Katraki fand Anerkennung nicht nur im Westen, sondern auch jenseits des Eisernen Vorhangs.

Ihre letzte Einzelausstellung fand 1987 in der Galerie „Athen“ in Athen statt. Im selben Jahr wird Vaso Katraki Gründungsmitglied des Verbandes der griechischen Druckgrafiker.

Am 27. Dezember 1988 stirbt Vaso Katraki in Athen.

Ihre künstlerische Bedeutung

Vaso Katraki gilt als die bedeutendste griechische Kupferstecherin in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 

Ihr Weg dorthin war allerdings nicht vorgezeichnet. Ich denke, dass die Zeit des zweiten Weltkriegs sehr prägend für ihre Themen und Darstellungen war. In der Zeit der deutschen Besatzung fertigte sie Holzstiche an. Später folgten Buchillustrationen und Kupferstiche von Fischern und der Landschaft von Mesolongi.

1955 entwickelte sie ihre Technik, die sie international berühmt machte. Sie begann, Sandstein zu ätzen und damit zu drucken.

Ihre Grafiken und Bilder sind sozial und politisch aufgeladen. Vaso Katraki dokumentiert in ihnen die großen Schwierigkeiten des griechischen Volkes in der Nachkriegszeit.  Ihre Bilder zeigten Proteste, Verfolgung, Verfolgte, hungrige Kinder, Opfer und auch den Tod.

Das Vaso Katraki Museum in Aitoliko

Nach ihrem Ableben setzte ihr Ehemann Georgios Katrakis sich für die Bewahrung ihres Werkes ein.

Vaso Katraki Museum
Vaso Katraki Museum

Das führte zur Gründung des Vasso Katrakis Museums in Aitoliko, ihrer Geburtsstadt. Am 2. April 1995 wird das Vasso Katraki Printmaking Arts Center and Museum eröffnet. Das Gebäude hat die Gemeinde Aetoliko zur Verfügung gestellten. Die Finanzierung sollte durch den griechischen Staat erfolgen.

Die Einweihung des Gebäudes erfolgte aber erst im Juni 2006. Das Museum zeigt das gesamte Werk von Vaso Katraki in einer Dauerausstellung.

Der lange Zeitraum zwischen Gründung des Museums und seiner Einweihung lässt erahnen, dass die Sache nicht perfekt ablief.

Am 12. Dezember 2023 war das Museum Gegenstand einer Debatte im griechischen Parlament in Athen. Darüber berichtet anderntags die Griechenland Zeitung mit der Schlagzeile, dass das Museum vor dem Verfall gerettet werden solle. Die Klimaanlage funktionierte nicht, es gab wohl auch andere Probleme mit dem Gebäude. Zudem sind weder die geplanten Workshops für Bildhauer noch für Graveure durchgeführt worden.

Es scheint, dass man die Probleme soweit in den Griff bekommen hat, dass das Museum weiterhin geöffnet ist. Es liegt im südöstlichen Zipfel der Insel Aitoliko in einem Gebäude mit funktionaler Architektur. Ich finde, dass das auch gut zur Künstlerin passt.

Es ist täglich von 9 Uhr bis 15 Uhr geöffnet. An Feiertagen kann es zu abweichenden Öffnungszeiten kommen. Leider habe ich die Eintrittspreise nicht in Erfahrung bringen können. Bitte erfragt die vor Ort.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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