Overtourism in Athen im Sommer 2025
Ob Du es Overtourism, Übertourismus oder Überfüllung nennst, ist für die Einwohner von Athen im Sommer 2025 völlig egal. Es wird zu viel.
Haris Doukas, Athen und Overtourism im Sommer 2025
Der Bürgermeister von Athen heißt Haris Doukas, und im Sommer 2025 artikuliert er seinen Unmut bezüglich des Overtourism in Athen recht deutlich.

(Bildquelle: Alfavita)
Das ist ungewöhnlich für diesen Mann. Haris Doukas (Χάρης Δούκας) Der 1980 geborene PASOK-Politiker war vor seiner Wahl als Professor an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Nationalen Technischen Universität Athen tätig. Sein Fachgebiet ist die Entwicklung von Entscheidungsunterstützungssystemen für die Energie- und Klimapolitik. Er stellt den Menschen in den Mittelpunkt der Modellierung und Politikgestaltung für eine nachhaltige Entwicklung gestellt.
Haris Doukas merkt, dass viele Einwohner von Athen das Gefühl haben, dass es für sie keinen Platz mehr in der Stadt gibt. Darüber berichtet das Portal alfavita. Der Artikel ist überschrieben mit „Ich will einen Knopf drücken und Touristen verschwinden lassen“.
Alfavita zitiert die 61-jährige Maria mit den Worten „In der Stadt ist kein Platz für deinen Körper. Etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es einmal fühlen würde.“ Maria lebt und arbeitet im Zentrum von Athen. Von ihr stammt auch der Wunsch, dass sie die Touristen per Knopfdruck verschwinden lassen möchte. Touristen halten Stunden der Stille nicht ein und sind rund um die Uhr lautstark zu bemerken. Ich selbst habe einmal für eine Woche in Psirri gewohnt, dem Vergnügungsviertel der Stadt. Ich kann es nachvollziehen, was Maria sagt.
Alfavita führt noch einige weitere Beispiele an. Die möchte ich hier nicht referieren. Die entscheidende Frage ist aber, wie viele Touristen die Stadt aushalten kann. Diese Frage ist offen.
So verdrängen Touristen die Einheimischen aus der Stadt
Athen ist bei Touristen sehr beliebt. 2023 kamen 7 Millionen Gäste in die Stadt, 2024 waren es 8 Millionen und die Prognosen für dieses Jahr gehen auf 10 Millionen Reisende, die nach Athen kommen.

Von Mai bis September dreht sich alles um die Bedürfnisse der Touristen. Das trifft nicht nur auf Freude. Auch in anderen Reiseländern gibt es Probleme. In Spanien formiert sich inzwischen Widerstand. Tourists go home heißt es ganz ausdrücklich. Das ist nicht der Stil von Griechen, bei denen Gastfreundschaft ein Teil der nationalen Identität ist. Aber wenn es zu viel wird, ist alles möglich. Den Schriftzug wake up habe ich in Athen auch schon gesehen. Athen muss aufwachen.
Das Angebot an Hotels ist in Athen nicht in dem Maße gewachsen wie die Zahl der Reisenden, die hierherkommen. Aber viele Wohnungen sind in Unterkünfte für die Kurzzeit-Vermietung an Touristen umgewandelt worden. Die Einheimischen können sie nicht mehr mieten. Normale Griechen werden aus den touristisch interessanten Gebieten von Athen verdrängt, können wo anders aber nicht unterkommen.
Für dieses Phänomen gibt es das Wort Overtourism. In der deutschen Sprache gibt es dafür auch den Begriff Übertourismus. Davon spricht man, wenn zu viele Besucher eines Ortes zu Problemen führen, die das tägliche Leben der Einwohner negativ beeinflussen.
Über kurz oder lang muss das in Athen ins Negative umschlagen. Ich sehe die Gefahr, dass es den Menschen irgendwann reicht. Die Politik ist dazu aufgerufen, Tourismus und die Bedürfnisse der Einheimischen in einen guten Ausgleich zu bringen. Es ist gut, dass Haris Doukas dem eine prominente Stimme gibt.
Athen wird schick. Wie Investoren eine Stadt verändern.
https://www.arte.tv/de/videos/107194-063-A/re-athen-wird-schick/
Exarcheia: Das „gallische Dorf“ in Athen. Film und Diskussion
https://griechenlandsoli.com/2025/07/30/exarcheia-das-gallische-dorf-in-athen-film-und-diskussion/
Ta Leme, kv