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Lönnecker: 1821-2021 – 200 Jahre Griechischer Freiheitskampf

In Heft 1/2022 des studentischen Verbandsorgans Der Burschenschafter ist ein Artikel von Harald Lönnecker über den griechischen Freiheitskampf vor 200 Jahren und die Beteiligung deutscher Studenten daran erschienen.

Lönnecker: 200 Jahre griechischer Freiheitskampf
Lönnecker: 200 Jahre griechischer Freiheitskampf

Hierbei geht es um die Philhellenen. Dies war eine vor allem in Europa (aber auch in Nordamerika) aktive geistige Strömung. Das Anliegen dieser Leute war, Griechenland in seinem Freiheitsstreben zu unterstützen. Der heute noch international bekannteste Philhellene dürfte der englische Dichter Lord Byron sein. Ein ganz erheblicher Anteil der Philhellenen kam jedoch aus Deutschland. Über diese Leute ist nur wenig bekannt.

Der griechische Freiheitskampf im Kontext der Befreiungskriege

Lönnecker führt seine Leser zurück in die Zeit der Freiheitskriege gegen die napoleonische Fremdherrschaft. 1815 vereinigten sich die Studenten in Jena zur Burschenschaft, ihr Ziel war ein einiges und freies Deutschland. Diese studentische Freiheits- und Einheitsbewegung wurde jedoch enttäuscht. In der politischen Entwicklung Deutschlands nach Waterloo zeigte sich alsbald, dass sich die alten Kräfte durchsetzen. Nicht umsonst nennt man diese Zeit auch die der Restauration.

Viele derjenigen, die auf Freiheit in Deutschland hofften, sahen auf den Freiheitskampf der Griechen mit großer Hoffnung und Solidarität. Griechenvereine wurden gegründet, die Hilfe und politische Unterstützung für Griechenland organisierten. Dabei waren nicht nur Bürger aktiv. Auch Studenten gründeten solche Vereine, und zwar aus idealistischen und religiösen Motiven. Lönnecker nennt hier das Beispiel von Johann Daniel Elster, der Teilnehmer am Wartburgfest und später Mitbegründer der Burschenschaft in Leipzig war.

Johann Daniel Elster

Elster gehörte auch zu jenen Deutschen, die nach Griechenland gingen um sich als Kämpfer aktiv am griechischen Freiheitskampf zu beteiligen. Lönnecker nennt die Zahl von 250 deutschen Freiwilligen, die sich dem Bataillon der Philhellenen anschlossen. Dieses wurde bei Peta fast vollständig vernichtet. Elster entkam mit einigen Kameraden und konnte einige Jahre später nach Deutschland zurückkehren. Er schrieb seine Erinnerungen auf, die heute eine der ganz wichtigen Quellen zu den Philhellenen sind.

Die Philhellenen

Dies ist jedoch nur ein Aspekt, den Lönnecker in seiner Veröffentlichung behandelt. Wer einen Einstieg in das Thema der deutschen Philhellenen sucht, sollte diesen Artikel lesen. Erschienen ist der Artikel in Heft 1/2022 (ab Seite 18) der Verbandszeitschrift Der Burschenschafter.

Nachruf auf Harald Lönnecker

Der Autor, Harald Lönnecker, ist im Sommer 2022 im Alter von nur 58 Jahren verstorben. Ich kannte ihn seit Anfang der 90er Jahre und wir standen seitdem in Kontakt. Seinen wissenschaftlichen Werdegang als Studentenhistoriker habe ich mit Bewunderung verfolgt. Während ich froh um meine beiden juristischen Staatsexamina und ein paar juristische Veröffentlichungen war, hat Harald Lönnecker beide juristische Examnia, ein Magister-Studium und zwei Promotionen geschafft. Er brannte für sein Thema, die Studentengeschichte. Erst im Februar 2021 ist Harald Lönnecker zum außerplanmäßigen Professor am Institut für Europäische Studien und Geschichtswissenschaften der TU Chemnitz berufen worden.

Liste gefallener Philhellenen
Liste gefallener Philhellenen

In den letzten Jahren haben wir uns ab und an in Eisenach getroffen, unsere Gespräche drehten sich meist um die Philhellenen. Ich hatte im Nationalen Historischen Museum in Athen eine Tafel gesehen, auf der die Namen von Philhellenen verzeichnet waren.

Als ich mich näher mit der Tafel befasste, stellte ich fest, dass es sich zum einen um eine Gefallenentafel handelte. Und zum anderen gelang es mir, auf ihr einige deutsche Namen zu entziffern.

Lönnecker bestätigte mir, dass unter den in Griechenland gefallenen Philhellenen nicht wenige deutsche Studenten sein dürften. Allerdings gebe es bislang keine systematische Erforschung der Biographien. Zwar gebe es Aufzeichnungen überlebender Philhellenen. Von den Gefallenen sei jedoch kaum etwas bekannt.

Er sagte mir, mit viel Glück könne man in Universitätsarchiven auf diese Namen stoßen. Aber bislang gebe es niemanden, der sich dieser „Kärrnerarbeit“ angenommen hätte.

Harald Lönneckers Tod ist ein schlimmer menschlicher Verlust. Eine seiner letzten Veröffentlichungen galt dem Thema der Philhellenen. Mich berührt das sehr. Mit dem Hinweis auf diesen Artikel im Hellas Blog möchte ich nicht nur an einen großartigen Historiker und Griechenlandfreund erinnern, sondern auch an einen wundervollen Menschen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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