Geschichte

Athen 1687 – Zerstörung des Parthenon

In diesem Beitrag geht es um die Zerstörung des Parthenon. Im Jahr 1687 trafen in Athen Vollidioten aus Venedig, der Türkei und Lüneburg zusammen. Dieses Triple sorgte für die Zerstörung des Parthenon und veränderte den Lauf der Geschichte sonst in keiner Weise.

Die Akropolis und die Osmanen

zerbrochene Kanone mit Kugeln auf der Akropolis
zerbrochene Kanone mit Kugeln auf der Akropolis

Auf die Geschichte, um die es geht, bin ich oben auf der Akropolis gekommen. Genaugenommen wusste ich damals nichts davon, das kam erst später.

Oben auf dem Burgberg von Athen finden Fans der klassischen Antike alles, was das Herz begehrt: Ruinen aus der Antike, eine grandiose Aussicht über die Stadt und der Olivenbaum neben dem Erechtheion. Daneben gibt es noch ein paar neuzeitliche Elemente.

Nur eine Sache passt für mich gar nicht: eine alte, zerbrochene Kanone, die zusammen mit einigen Kugeln scheinbar sinnlos herumliegt. Aber auch sie erzählt eine Geschichte, nämlich die von der Zerstörung des Parthenon.

Die Vorgeschichte der Zerstörung beginnt im Jahr 1456. Da haben die Türken Athen erobert.

Sie haben es sich in der Stadt eingerichtet und auch die Akropolis war besiedelt. Im Parthenon wurde eine Moschee eingerichtet, der antike Tempel erhielt sogar ein Minarett. Das Erechtheion hatte den christlichen Athenern als Kirche gedient, die Osmanen haben es zum Harem umfunktioniert. Vermutlich waren die Koren (die Säulen in Frauengestalt) dafür der Grund. Und in den Bauwerken an den Propyläen residierte der Stadtkommandant der Osmanen.

Weit über 2.000 Jahre hat die Bausubstand der Akropolis die Zeiten überstanden… bis Venedig auf den Plan trat.

Venedig und die Zerstörung des Parthenon

Venedig war zu dieser Zeit nicht einfach nur eine Stadt im Nordosten Italiens.

Der Parthenon auf der Akropolis
Der Parthenon auf der Akropolis

Die Stadt war eine Großmacht, die im östlichen Mittelmeerraum Ambitionen hatte.

Zwischen 1683 und 1699 tobte in Südosteuropa der so genannte Große Türkenkrieg. Es begann damit, dass die Osmanen zum zweiten Mal versuchten, die Kaiserstadt Wien zu erobern. Das wäre von enormer symbolischer Bedeutung gewesen. Denn etwas mehr als 200 Jahre zuvor hatten sie mit Konstantinopel die Kaiserstadt Ostroms erobert, des byzantinischen Reichs. Nun war die Kaiserstadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation fällig: Wien.

Verschiedene europäische Mächte verbündeten sich zur Heiligen Liga, um die türkische Bedrohung abzuwehren. Das gelang vor Wien auch, und nun setzten die christlichen Mächte zur Gegenoffensive an. Venedig nutzte die Gelegenheit und wollte so richtig in Griechenland Fuß fassen. Angeführt hat die Truppe ein gewisser Francesco Morosini, der später sogar Doge der Republik Venedig war.

Die venezianischen Eroberungspläne betrafen auch Athen. Die Osmanen richteten sich auf einen Angriff ein und brauchten auf der Akropolis ein Munitionsdepot. Idiotischerweise wählten sie dafür den Parthenon aus. Sie waren der Meinung, dass die dicken Wände des gut erhaltenen Gebäudes die Angreifer abhalten würden.

Der Parthenon wird zerstört

Die Osmanen hatten sich also auf dem Burgberg von Athen verschanzt und waren optimistisch, die Belagerung hier überstehen zu können.

Der Parthenon heute in beschädigtem Zustand
Der Parthenon heute in beschädigtem Zustand

Und jetzt kommt Lüneburg ins Spiel. Im Heer der Venezianer tat ein Kanonier Dienst, der aus Lüneburg kam. Und der Mann verstand sein Handwerk.

Der Kanonier erkannte, dass die Akropolis mit der herkömmlichen Angriffstaktik nicht einzunehmen war. Von unten konnten die Kanonen keinen Schaden anrichten.

Vom richtigen Standort der Kanone aus konnte die Sache anders ausgehen. Gesagt, getan… auf dem gegenüberliegenden Musenhügel haben die Venezianer eine Kanone aufgestellt. Sie war größer als das Exemplar, dessen Reste wir heute auf der Akropolis sehen können. Der Beschuss begann in der Nacht des 26. September 1687.

Es sollen gut 700 Kugeln gewesen sein, ehe eine Kugel im Munitionsdepot landete. Es gab eine gewaltige Explosion. Das innere Gebäude flog in die Luft. 28 Säulen waren zerstört, auch ein großer Teil des Frieses.

Francesco Morosini vollendet das Zerstörungswerk

Die Explosion tötete auch etwa 300 Osmanen. Die Schlacht um die Akropolis war damit geschlagen, die Venezianer hatten gewonnen. Immerhin war der Westgiebel des Parthenon noch intakt. Der venezianische General freute sich über die antiken Figuren, die er erblickte, und wollte sie als Beute.

Er ließ ein Gerüst aufbauen und auch einen mechanischen Aufzug. Mit diesem sollten die abmontierten Fragmente sicher herunter gebracht werden. Der Aufzug brach jedoch zusammen. Was Beschuss und Explosion noch intakt gelassen hatten, war nun hinüber. Die Bruchstücke blieben auf der Akropolis.

Alles wird anders und bleibt wie es war

Nach einigen Monaten mussten die Venezianer feststellen, dass sie Athen nicht halten konnten. Sie zogen ab, die Osmanen kamen zurück und herrschten wieder über die Stadt. Bis zum griechischen Unabhängigkeitskampf blieb alles, wie es zuvor schon war.

Nur für den Parthenon wurde alles anders. Er war kaputt und ist es bis heute. Man hat ihn nicht mehr aufgebaut und nicht mehr genutzt.

Das ist der Grund, weshalb ich die an der Zerstörung Beteiligten aus der Türkei, aus Venedig und Lüneburg für Vollidioten halte. Sie haben ein wundervolles Gebäude zerstört, das über 2.000 Jahre stand. Erreicht haben sie damit nichts.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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