Geschichte

Nationales Historisches Museum in Athen

Im alten Parlamentsgebäude von Athen befindet sich heute das Nationale Historische Museum (Εθνικό Ιστορικό Μουσείο, Ethniko Istoriko Mousio).

Das Nationale Historische Museum (in Athen
Nationales Historisches Museum (in Athen

Hier könnt Ihr Exponate aus der Zeit zwischen dem Fall von Konstantinopel (1453) bis in die jüngste Vergangenheit. Spannend finde ich auch den alten Parlamentssaal. Dieser ist unverändert erhalten. Der Rest des Gebäudes ist für Museumszwecke hergerichtet.

In Wikipedia lese ich, dass die Ausstellung im Nationalen Historischen Museum wie ein nationales Heimatmuseum wirke. Das begründet der Autor damit, dass zwar viele Erinnerungsstücke gezeigt werden. Die dahinter stehende politische und historische Entwicklung werde aber nicht erläutert.

Dem kann ich nicht widersprechen. Bei meinem ersten Besuch dort war ich mehr oder weniger erschlagen von den vielen Exponaten, konnte jedoch mit den allermeisten von ihnen erst einmal nicht viel anfangen. Ich habe mir – was ich in Museen gerne tue – von einigen der Exponate Fotos gemacht. Als ich später herausgefunden habe, WAS ich da zu sehen bekam, war ich geflasht.

Die Säle des Museums sind für die Dauerausstellung hergerichtet. Daneben gibt es ab und an auch Sonderausstellungen, die den Besuch lohnen.

Wie komme ich zum Nationalen Historischen Museum?

Adresse: 13 Stadiou, Athen

Die nächst gelegenen Metro-Stationen sind Syntagma und Panepistimiou. Von dort aus erreicht man das Museum in etwa 10 Minuten zu Fuß.

Nationales Historisches Museum: Eintrittspreis

Der reguläre Eintrittspreis kostet 5 Euro, ermäßigt beträgt der Preis 3 Euro.

An diesen Tagen ist der Eintritt frei:

Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten des Nationalen Historischen Museums Museums variieren je nach Jahreszeit:

  • September bis Juni:
    • Montag: Ruhetag
    • Dienstag bis Freitag: 9 Uhr bis 16 Uhr
    • Samstag und Sonntag: 10 Uhr bis 16 Uhr
  • Juli bis August:
    • Montag Ruhetag
    • Dienstag bis Sonntag: 10 Uhr bis 16 Uhr

An allen Tagen ist der letzte Einlass um 15.30 Uhr.

Homepage des Museums

Mehr Informationen findet Ihr auf der Homepage des Nationalen Historischen Museums. Es gibt neben der griechischen auch eine englische Fassung. Wer eine andere Sprache bevorzugt, nutzt die Übersetzungsfunktion seines Browsers.

Was zeigt das Nationale Historische Museum?

Im Museum gibt es mehrere Ausstellungssäle. Baulich sind sie rund um den alten Parlamentssaal gruppiert.

Die Ausstellung ist nach Zeitabschnitten gegliedert. Alle Ausstellungsstücke sind in griechischer Sprache beschildert, einige zusätzlich auch in Englisch. Besucher, die deutsch sprechen, bekommen an der Kasse ein Faltblatt mit den wichtigsten Informationen in deutscher Sprache. Bitte fragt danach.

Ausstellungssaal zum griechischen Unabhängigkeitskampf
Ausstellungssaal zum griechischen Unabhängigkeitskampf

Der für mich persönlich interessanteste Teil des Museums betrifft den griechischen Unabhängigkeitskampf. In diesem Teil der griechischen Geschichte kannte ich mich bei meinem ersten Besuch im Museum auch schon ein wenig aus.

Um so schmerzlicher empfand ich meine Situation als Besucher, dass ich von den vielen Ausstellungsstücken mehr oder weniger erschlagen wurde… zu den Geschichten dahinter habe ich aber kaum etwas erfahren. Das ist sehr schade, denn gerade der griechische Unabhängigkeitskampf ist voll von spannenden Begebenheiten, die in Griechenland auch nicht in Vergessenheit geraten.

Meine Erwartung war, dass ich als Besucher nicht nur etwas über die Revolution gegen die osmanische Herrschaft erfahre. Meine Erwartung war auch, dass ich zumindest ein paar Erklärungen zur Bedeutung einzelner Exponate finde. In dieser Erwartung wurde ich enttäuscht.

Waffen aus dem Mittelalter
Waffen aus dem Mittelalter

Eben so enttäuschen fand ich die Präsentation der Ausstellungsstücke zu älteren Abschnitten der Geschichte Griechenlands.

Byzanz und das Mittelalter und auch die osmanische Herrschaft nach dem Fall von Konstantinopel sind Abschnitte der griechischen Geschichte, der in den Schulen Mitteleuropas kaum vorkommen. Das finde ich schon deshalb schade, weil wir deshalb auch die Bedeutung dieser Zeitabschnitte für den Verlauf der europäischen Geschichte nicht richtig einschätzen können.

Die Ausstellungsstücke zu diesen Zeitabschnitten sind im Museum vielleicht optisch schön präsentiert. Aber es fehlt jede Erklärung. Auf dem Foto seht Ihr Waffen aus dem Mittelalter. Die Helme zu betrachten ist ja schön und gut. Aber sind das Helme der Byzantiner, der Türken oder anderer europäischer Mächte, die im damaligen Griechenland ihre Interessen durchgesetzt haben? Die darüber hängenden Hellebarden finde ich irre spannend. Aber man kann sie gar nicht richtig sehen. Der Betrachtung durch den Zuschauer sind sie durch die Art ihrer Präsentation völlig entzogen. Das ist sehr, sehr schade.

Das alte Parlamentsgebäude in Athen

Das Nationale Historische Museum befindet sich im alten Parlament der griechischen Demokratie. Kern des Museums ist der alte Parlamentssaal. Dieser ist noch im Originalzustand erhalten. Die übrigen Räume des Gebäudes hat man für die Zwecke des Museums umgebaut.

Der alte Parlamentssaal im Nationalen Historischen Museum
Der alte Parlamentssaal im Nationalen Historischen Museum

Der Entwurf des Baus im klassizistischen Stil stammt vom französischen Architekten François-Louis-Florimond Boulanger unter Anleitung von Königin Amalia.

Im August 1858 begannen die Bauarbeiten am neuen Parlamentsgebäude. Allerdings mussten sie schon im folgenden Jahr wegen Geldmangels eingestellt werden.

Nach der Abdankung von König Otto I im Jahr 1863 hat man weiter gebaut. Maßgeblich war jetzt der Athener Architekt Panagiotis Kalkos an der Ausführung beteiligt.

Während der Bauarbeiten war das Parlaments in einem provisorisch errichteten Backsteingebäude untergebracht. 1871 waren die Arbeiten am neuen Parlamentsbau beendet.

Das griechische Parlament tagte hier von 1875 bis 1935. Dann zog es in seinen heutigen Sitz im Alten Palast am Syntagma Platz um.

In diesem Gebäude fanden einige der turbulentesten und wichtigsten Ereignisse in der modernen griechischen Geschichte statt. Ein Beispiel ist die Ermordung von Premierminister Theodoros Diligiannis am 13. Juni 1905. Ein anderes Beispiel ist die Ausrufung der Zweiten Hellenischen Republik am 25. März 1924.

Was gibt es noch zu wissen?

Vor dem Gebäude steht die Bronzestatue von Theodoros Kolokotronis. Er war Partisanenführer im griechischen Befreiungskampf und wurde sogar Generalfeldmarschall.

Neben dem Gebäude steht noch ein eher unscheinbares Denkmal für Charilaos Trikoupis, einen früheren griechischen Politiker und Ministerpräsidenten.

Rolands Empfehlung zum Nationalen Historischen Museum

Für mich persönlich ist dieses Museum ein Muss. Aber leider nur, weil ich inzwischen doch einiges über die griechische Geschichte weiß und einige Ausstellungsstücke daher in ihrer Bedeutung für mich persönlich einordnen und verstehen kann.

Leider kann ich es anderen Reisenden nur bedingt empfehlen. Zur griechischen Geschichte gibt es in Athen viel bessere Museen. Wer sich als „normaler“ Reisender für zwei oder drei Wochen in der griechischen Hauptstadt aufhält, sollte das Museum besuchen. Wer nur eine Woche oder weniger in Athen ist, für den gibt es genug anderes zu sehen, dass sich in der Kürze der Zeit mehr lohnt.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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