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Agamemnon in China

Eine detailgetreue Kopie der Maske des Agamemnon ist in China zu sehen. Kathimerini berichtet, dass die Maske  im Sanxingdui-Museum in der chinesischen Stadt Guanghan für Begeisterung sorgt.

Agamemnon und seine Maske

Der Anführer der Griechen im Trojanischen Krieg hieß Agamemnon. Er war König in Mykene.

Die Maske des Agamemnon
Die Maske des Agamemnon

So berichtet es Homer in seiner Ilias. Und die beeindruckenden Ruinen von Mykene sind nie wirklich in Vergessenheit geraten.

Heinrich Schliemann fürte in Mykene 1876 Ausgrabungen durch. Im Gräberrund A fand er drei goldene Totenmasken. Die sind heute im Archäologischen Nationalmuseum in Athen zu sehen.

Die Masken waren eine Grabbeigabe für drei Skelette. Die waren im Vergleich mit anderen Skeletten aus dieser Zeit ungewöhnlich groß.

Eine dieser Masken sprach Schliemann besonders an. Seine Meinung dazu stand auch schnell fest: Diese Maske konnte nur dem legendären Agamemnon gehören.

Agamemnon gehörte die Maske nicht

Schon damals haben Experten diese Zuordnung bezweifelt. Und heute steht fest, dass Schliemann falsch lag. Die Toten wurden gut 3 Jahrhunderte vor dem Trojanischen Krieg begraben. Keiner von ihnen kann Agamemnon gewesen sein.

Die Masken waren drei Skeletten beigegeben, die für ihre Zeit ungewöhnlich groß waren. Bei der nach Schliemanns Meinung schönsten dieser Masken konnte es nur einen geben, den sie zeigte: Agamemnon. Das haben schon zur selben Zeit andere Gelehrte bezweifelt, da das Gold der Masken viel zu dünn gewesen sei.Schliemann wischte diese Einwände mit dem Argument weg, dass die Masken nicht gemacht wurden, um sie bei Lebzeiten zu tragen. Es seien Schmuckgegenstände, die eigens für das Begräbnis gefertigt worden sind.Soweit man heute weiß, stammen die Masken nicht aus der Zeit, in der Agamemnon gelebt haben soll. Die Maske des Agamemnon datiert man auf die Mitte des 16. Jahrhunderts vor Christus, das Drama um Troja und den mythischen König von Mykene dürfte sich gut 3 Jahrhunderte später abgespielt haben.

Möchtest Du mehr über den mythischen König von Mykene wissen? Dann lies den Blogbeitrag über Agamemnon.

Agamemnon kommt nach China

Nun hat die Maske des Agamemnon es bis nach China geschafft. Nicht im Original, aber eine detailgetreue Kopie können Besucher des Sanxingdui-Museums in Guanghan sehen.

Besucher im Sanxingdui-Museum
Besucher im Sanxingdui-Museum
(Bildquelle: Kathimerini)

Dort findet eine Ausstellung unter dem Titel „Eine Reise ins antike Griechenland“ statt. Das Interesse der Bevölkerung am Thema ist groß.

Das Original der Maske verlässt Athen nicht. Deshalb hat man eine detailgetreue Kopie gefertigt.

Dafür hat das Metallkonservierungslabor des Archäologischen Nationalmuseums ein hochauflösendes digitales Modell der Goldmaske gemacht. Das hat man aus 300 Fotos der Vorderseite und weiteren 300 Fotos der Rückseite schaffen können. Die Fotos mussten hochauflösend sein, um auch kleinste Details richtig zu erfassen.

Abschließend hat man die Fotos mithilfe einer speziellen Software photogrammetrisch verarbeitet. Die Methode entspricht der Photogrammetrie, die man auch bei der Vermessung von Gebäuden oder eines Geländes einsetzt. Auf diese Weise ließ sich das dreidimensionale digitale Modell erstellen.

Die Daten wurden an die Organisation für Kulturressourcenmanagement und -entwicklung (ODAP) übermittelt. Dort erstellten Experten mit einem 3D-Drucker ein physisches Modell der Maske aus Harz. Von dem hat man eine Gussform angefertigt, in die heißes Messing gegossen wurde.

So konnte die detailgetreue Kopie des Originals hergestellt werden. Die hat man vergoldet und dem Archäologischen Nationalmuseum übergeben. Von dort trat die Maske ihre Reise in das Reich der Mitte an. Seit Juli ist sie in Guanghan zu sehen.

Eine Methode mit Zukunft

Was ich spannend finde, die die hier angewandte Methode. Mit ihr lassen sich Kopien archäologischer Prunkstücke herstellen, die guten Gewissens statt dem Original an andere Museen ausgeliehen werden können.

Der gestohlene Goldschatz von Manching
Der gestohlene Goldschatz von Manching
(Bildquelle: Wikipedia)

Es sind ja schon einige Kopien der Maske des Agamemnon gefertigt worden. Das erfolgte aber mit konventionellen Methoden, bei denen kleine Ungenauigkeiten nicht zu vermeiden sind. Die hier angewandte Methode bildet das Original bis ins Detail nach. Dem Besucher eines Museums entsteht kein Nachteil, wenn er es statt dem Original sieht.

Das könnte auch eine Methode sein, die künftig in Museen selbst zum Einsatz kommt. Erinnert Ihr Euch an den Keltenschatz von Manching? Dort gibt es das Kelten-Römer-Museum.

Das unbestreitbare Highlight des Museums war ein keltischer Goldschatz. Er stammte aus der Zeit um 100 v.Chr.

Gefunden hat man den Schatz 1999 auf dem Gelände des keltischen Oppidums von Manching. Neben drei Bronzeringen umfasste er 483 Goldmünzen und einen 217 Gramm schweren Gusskuchen, Die insgesamt 3,724 kg Gold sind am 22. November 2022 gestohlen worden.

Die Täter hat man gefasst. Ein Teil der Münzen ist eingeschmolzen, der Verbleib vom Rest ist unbekannt. Die Täter schweigen. Dieses einzigartige kulturelle Erbe der Kelten ist wohl unwiederbringlich verloren.

Gerade kleinere Museen können sich modernste Alarmsysteme und Einbruchsicherungen oft nicht leisten. Will man solche Stücke dort zeigen, bieten detailgetreue Kopien sich an. Die Originale lassen sich mit viel geringeren Kosten als in einem Museum als Ausstellungsstück in sicheren Schließfächern verwahren.

Die Maske ist bis zum 21. Dezember in Guanghan zu sehen

Die Ausstellung im Sanxingdui-Museum endet am 21. Dezember. Die Maske ist der Liebling der Besucher. Sie lassen sich mit ihr fotografieren, so dass es aussieht, als trügen sie sie selbst.

Agamemnon als Besuchermagnet in China. Wer hätte das gedacht?

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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