Griechenland

Ergebnisse der Volkszählung Griechenland 2021

Die Ergebnisse der Volkszählung in Griechenland für 2021 sind inzwischen bekannt geworden. Die Bevölkerung ist gegenüber dem Zensus 2011 um 3,5% zurück gegangen.

Details könnt Ihr auf der Veröffentlichung der Statistikbehörde Elstat zu den Ergebnissen nachlesen. Die Ergebnisse für die Regionen habe ich für Euch in unten stehender Tabelle aufbereitet.

Griechenland ist von der staatlichen Verwaltung her in 13 Regionen aufgeteilt, die von einem Gouverneur und einem Regionalrat regiert werden. Man kann das grob mit den Bundesländern in Deutschland und Österreich vergleichen oder den Kantonen in der Schweiz. Der Vergleich hinkt ein wenig. Die Bundesländer in Deutschland haben weitergehende rechtliche Befugnisse als die Regionen in Griechenland. Aber das macht nichts, was Feststellungen zur Bevölkerungsentwicklung angeht.

Ergebnisse der Volkszählung in den griechischen Regionen

Die Bevölkerungsentwicklung von 2011 auf 2021 war in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich.

RegionEinwohner 2021Veränderung Gegenüber 2011
Attika3.792.469– 0,9%
Epirus319.543– 5,1%
Ionische Inseln200.726– 3,4%
Kreta617.360– 0,9%
Mittelgriechenland505.269– 7,7%
Nördliche Ägäis194.136– 2,6%
Ostmakedonien und Thrakien562.069– 7,6%
Peloponnes538.366– 6,8%
Südliche Ägäis324.542+ 5,0%
Thessalien687.527– 6,2%
Westgriechenland643.349– 5,4%
Westmakedonien255.056– 10,1%
Zentralmakedonien1.792.069– 4,8%
Übersicht des Hellas Blog zur Bevölkerungsstatistik in Griechenland 2021

Die Region Südliche Ägäis hatte in 2011 noch 309.015 Einwohner, jetzt leben hier 324.542 Menschen. Das ist ein Plus von etwas mehr als 5%.

Volkszählung Griechenland 2021
Volkszählung Griechenland 2021

In allen anderen Regionen geht die Bevölkerungszahl zurück. In Attika fällt der Rückgang mit 0,9% allerdings kaum ins Gewicht. Hier dürfte Athen mit seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten der große Magnet sein, der die Menschen anlockt. Auch wenn der Engere Raum Athen selbst einen Bevölkerungsrückgang von 3,2% verkraften muss, gibt es im Nordsektor von Athen ein Plus von 1,1% und in Ost-Attika sind es sogar 2,8% mehr Menschen, als noch vor 10 Jahren.

Besonders schockierend finde ich den Bevölkerungsrückgang in Westmakedonien. Dort leben ohnehin nicht viele Menschen. Hatte diese Region in 2011 noch 283.689 Einwohner.

Sieben der 13 Regionen Griechenlands müssen einen Bevölkerungsrückgang von 5% oder mehr verkraften. Das empfinde ich als viel, zumal der Wegzug von Einwohnern neben der allgemeinen demografischen Entwicklung ein echtes Problem für die betroffenen Regionen ist.

Die Ergebnisse der Bevölkerungszählung für die einzelnen Gemeinden hat die Statistikbehörde in einem Excel-Dokument veröffentlicht.

Wie hat Griechenland die Bevölkerungszählung durchgeführt?

Die Statistikbehörde Elstat erklärt auf ihrer Homepage, wie Griechenland die Bevölkerungszählung durchgeführt hat.

Die Behörde hat die Daten von Oktober bis Dezember 2021 erhoben, wobei der Stichtag für die Daten der 22. Oktober 2021 war. Dabei sah die Behörde sich durch die Corona-Pandemie vor eine gewisse Herausforderung gestellt. Früher hat man die Bürger einen Fragebogen ausfüllen lassen und ein persönliches Interview geführt. Das war aufgrund der Ansteckungsgefahr jetzt so nicht mehr möglich. Daher hat die Behörde den Zensusprozess geändert, was erst durch moderne Technologien möglich geworden ist. Die Bürger haben jetzt über eine Webanwendung an der Bevölkerungszählung teilnehmen können. Soweit erforderlich, stehen aber noch Mitarbeiter der Statistikbehörde zur Verfügung. So hat die Behörde sichergestellt, dass wirklich jede Griechin und jeder Grieche an der mitwirken kann.

Das hat auch funktioniert. 99,4% der Griechen nahm entweder elektronisch oder auf konventionelle Weise durch den Hausbesuch eines Behördenmitarbeiters an der Zählung teil. Diejenigen, auf die das nicht zutraf, wurden ins nächst gelegene Rathaus eingeladen und nahmen dort an der Zählung teil.

Meine Meinung zu den Ergebnissen

Ich denke, dass die Ergebnisse der Volkszählung für 2021 zeigen, dass die demografische Entwicklung in Griechenland generell rückläufig ist. Das liegt im Trend vieler anderer Staaten in Europa. Dass die Menschen aus einigen Regionen geradezu fortgehen, ist ein Alarmsignal.

Meiner Meinung nach sieht man hier auch die Auswirkungen der Finanzkrise, die Griechenland vor 10 Jahren erschüttert hat. Viele – vor allem junge – Menschen sind ins Ausland gegangen, um sich dort ein Leben aufzubauen. In Griechenland sahen sie für sich keine Perspektive.

Ich hoffe, dass der griechische Staat es schafft, hier gegenzusteuern. Insgesamt ist Griechenland auf einem besseren Weg als noch vor 10 Jahren. Aber die positive Entwicklung scheint insbesondere im ländlichen Norden noch nicht angekommen zu sein. Der Rückgang der Bevölkerung spricht eine eindeutige Sprache.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Ein Gedanke zu „Ergebnisse der Volkszählung Griechenland 2021

  • „Meiner Meinung nach sieht man hier auch die Auswirkungen der Finanzkrise, die Griechenland vor 10 Jahren erschüttert hat. Viele – vor allem junge – Menschen sind ins Ausland gegangen, um sich dort ein Leben aufzubauen. In Griechenland sahen sie für sich keine Perspektive.“

    Moin Roland, ja genau das ist der Grund. In den Jahren der wirtschaftlichen Krise haben tausende junge Menschen (auch sehr viele gut Ausgebildete) das Land verlassen. Aleine nach Berlin gingen Tausende.
    Seit 2012 haben 600.000 junge Menschen – beschäftigungs- und perspektivlos – das Land verlassen. Das waren sechs Prozent der Gesamtbevölkerung.

    Im vergangenen Jahr waren mehr als 26 Prozent der Bevölkerung von Armut und/oder Ausgrenzung bedroht, bei Frauen erreichte der Anteil nahezu 28 Prozent. Betroffen waren vor allem Bewohner von Großstädten wie Athen, Thessaloniki oder Patras.

    Viele Grüße aus Hamburg, kv

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