Griechenland

Die Geburt Christi auf einer antiken Marmorplatte

Die Geburt Christi ist ein elementarer Teil der christlichen Botschaft, wie wir schon auf einer sehr alten Marmorplatte sehen können. Sie ist im Byzantinischen und Christlichen Museum in Athen zu sehen.

Eine 1500 Jahre alte Marmorplatte zeigt die Geburt Christi

Die Darstellung ist wunderschön. Wir sehen das frisch geborene Christuskind auf seinem Bett liegen. Rechts und links stehen Stalltiere und passen auf es auf.

Marmorplatte mit der Geburt Christi
Marmorplatte mit der Geburt Christi


In der Bibel wird nicht erwähnt, welche Tiere sich konkret im Stall befanden, als Maria und Josef dort waren. Ochse und Esel kamen erst später in den Erzählungen hinzu. Auch Schafe werden genannt. Das mag alles so gewesen sein. Die beiden Tiere, die ich auf der Platte sehe, passen für zu Ochs und Esel.

Die Marmorplatte ist Ende des 4. Jahrhunderts oder Anfang des 5. Jahrhunderts auf Naxos entstanden. Es ist eine wunderschöne frühchristliche Darstellung.

Früher muss die Platte deutlich größer gewesen sein. Wir sehen oberhalb der Geburtsszene eine andere Darstellung. Auf dem Begleitschild im Museum stand, dass es sich möglicherweise um die Flucht aus Ägypten handeln kann.

Die Marmorplatte dokumentiert einen kulturellen Wandel

Um das Jahr 500 n. Chr. befindet sich die Kunst des Mittelmeerraums in einer tiefen Übergangsphase. Das Heidentum ist am Ende.

Die großen Traditionen der klassischen griechischen Reliefkunst leben noch fort, doch ihre Aussagen verändern sich. Allmählich ändert sich auch die Formsprache.

In der Antike kam es oft auf eine naturgetreue und zugleich idealisierende Darstellung an. Das war in der Spätantike nicht mehr so wichtig. Im Vordergrund stand die klare Lesbarkeit komplexer Inhalte.

Reliefs und Figuren Figuren wurden zunehmend größer, flächiger und frontaler gestaltet. Der Betrachter konnte das Geschehen auf einen Blick erfassen.

Räumliche Tiefe, wie sie die klassischen Bildhauer mit Überlappungen, starken Kontrasten und fein abgestuften Reliefhöhen erzeugten, weicht einer bewusst reduzierten Räumlichkeit. Die Szenen erscheinen oft wie auf einer Bühne: Menschen und Symbole stehen nebeneinander, weniger plastisch, aber dafür semantisch präzise.

Die Figuren wurden auch zunehmend hierarchisiert. Bedeutende Personen – Kaiser, Heilige oder Stifter – werden überproportional groß dargestellt. Ihre Körper wirken blockhafter, ihre Gewänder zeigen harte, lineare Falten.

Das Christentum bringt eine Stilisierung

Diese Stilisierung ist kein Verfall, sondern ein Ausdruck neuer Werte: Bedeutung steht über Realismus. Gleichzeitig bleibt die Liebe zum feinen Detail bestehen, etwa in Schmuckmustern, Bordüren und ornamentalem Beiwerk, das die Flächen rhythmisieren soll.

Christliche Reliefs dieser Zeit greifen zahlreiche antike Gestaltungsmittel auf und füllen sie mit neuer Bedeutung. Die klassische Drapierung der Gewänder, die weich fallenden Falten und die ruhige Körperhaltung erinnern unmittelbar an hellenistische und frühkaiserzeitliche Vorbilder. Auch Motive wie Akanthus, Weinranken oder Lorbeergirlanden bleiben erhalten, nur wird ihre Symbolik nun christlich gedeutet.

Die Anordnung der Figuren folgt weiterhin dem antiken Prinzip des frontalen Auftritts, das in römischen Staatsreliefs entwickelt wurde. Ebenso bleibt die Kontinuität im Bildaufbau sichtbar: Szenen werden in klar gegliederten Zonen erzählt, ähnlich wie auf klassischen Reliefs von Altären oder Sarkophagen.

So entsteht um 500 n. Chr. eine Kunstform, die antike Formensprache bewahrt, sie aber zu einem neuen, bewusst symbolischen Ausdruck umgestaltet.

Das Byzantinische und Christliche Museum

Abschließend möchte ich noch einen Hinweis auf das Museum geben. Es liegt sehr zentral in Athen. Die Adresse ist die Leof. Vasilissis Sofias 22. Die nächst gelegene Metro-Station ist Evangelismos. Etwas weiter entfernt ist der Syntagma-Platz.

Das Museum beherbergt über 25.000 Objekte aus der Zeit vom 3. bis ins 20. Jahrhundert. Diese stammen hauptsächlich aus Griechenland, aber auch aus Kleinasien oder anderen Orten auf dem Balkan.

Der Eintrittspreis beträgt 8 Euro (ermäßigt: 4 Euro). Dienstags ist das Museum geschlossen, ansonsten öffnet es um 8.30 Uhr und schließt um 15.30 Uhr. Weitere Informationen findest Du auf der Homepage des Byzantinischen und Christlichen Museums.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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