Griechenland

Programm „Wohnen und Arbeiten für Obdachlose“

Die griechische Regierung hat am 12. Dezember 2022 ein Programm vorgestellt, mit dem Obdachlosen geholfen werden soll. Das Motto lautet „Wohnen und Arbeiten für Obdachlose.“ Darüber hat enikos.gr berichtet.

Piräus: Menschen ohne Obdach übernachten am Hafen
Piräus: Menschen ohne Obdach übernachten am Hafen

Wie in allen Ländern gibt es auch in Griechenland Armut und Obdachlosigkeit. In ländlichen Regionen ist mir Obdachlosigkeit nicht aufgefallen. Allerdings ist sie In Ballungszentren Athen und Thessaloniki nicht zu übersehen.

Das Foto, das Ihr zu diesem Beitrag seht, habe ich im Herbst 2016 in Piräus gemacht. Eine größere Familie campierte auf einer Rasenfläche. Das waren eine Rücksackurlauber. Das waren Menschen, die kein anderes Zuhause hatten.

Das Programm steht diesen Gruppen offen:

  • Familien und Einzelpersonen, die in Übergangsheimen für Obdachlose und Wohnheimen untergebracht sind
  • Personen, die von den Sozialdiensten der Gemeinden als obdachlos registriert sind und auf der Straße oder in ungeeigneten Unterkünften leben
  • Frauen, die in Unterkünften für Gewaltopfer untergebracht sind und keinen Zugang zu einer Wohnung haben
  • Menschen, die in vorübergehenden Unterkünften der sozialen Wiedereingliederungseinheiten von zertifizierten Behandlungsprogrammen für Suchtkranke untergebracht sind.

In ausgesuchten Gemeinden in ganz Griechenland wird diesen Menschen ein Hilfsangebot gemacht.

Dieses Angebot bietet folgendes:

  • Mietzuschuss für zwei Jahre.
  • Deckung der Grundkosten für Haushaltsgeräte und Bezahlung von Stromrechnungen.
  • Zuschuss zum Lohn und zu Sozialversicherungsbeiträgen für ein Jahr um Arbeit bei einem privaten Arbeitgeber zu finden oder eine Selbständigkeit aufzubauen.
  • Psychosoziale Unterstützung

Vom Pilotprojekt zum Regelprogramm: So hilft Griechenland den Obdachlosen

Zunächst startete ein Pilotprogramm in 43 Gemeinden. Funktionierte es, sollte es zu einem dauerhaften Instrument der Sozialpolitik werden. Jetzt ist es soweit.

Zwei Ziele verfolgt das Programm.

  • Einmal sollen Wohnungslose ein Zuhause bekommen.
  • Zum anderen sollen die Menschen bei der Wiedereingliederung in das Arbeitsleben unterstützt werden.

Wie dieses Programm wirkt, kann ich nicht aus eigener Anschauung beurteilen. Ich hoffe nur, dass es kein „Umverteilungsprogramm in die richtigen Taschen“ ist, wie wir es mit derartigen Programmen in Deutschland leider manchmal sehen müssen.

Zumindest der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis spricht Worte, die hoffen lassen:

Die wahre Sensibilität eines Staates zeigt sich in der Energie und den Ressourcen, die er für die Bedürftigsten aufbringt, seien es Obdachlose, HIV-Positive oder Drogenabhängige, unsere Mitbürger, die aus verschiedenen Gründen die Unterstützung des Staates mehr als alle anderen brauchen. Und die große Stärke dieses Programms besteht gerade darin, dass es Schutz, eine Decke über dem Kopf, mit Arbeit verbindet. Denn letztlich kann die Unterbringung allein das Problem nicht lösen, es sei denn, wir geben diesen Bürgern das Gefühl, dass sie wieder auf die Beine kommen können. Und letztlich ist die Arbeit das Einzige, was diesen Mitbürgern die Würde zurückgeben kann, die ihnen fehlt.

Da klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Ich hoffe, dass der griechische Staat dieses Ziel auch wirklich ernsthaft verfolgt.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner