Parikia auf Paros
Kommst Du mit einem Schiff nach Paros, wird es höchst wahrscheinlich in Parikia (Παροικία) anlegen. Parikia ist der Hauptort der Insel. Hier leben etwa 4500 Menschen.
Der Hafen, die Altstadt und das Kastro-Viertel
Parikia liegt geschützt in einer Bucht und war schon in der Antike besiedelt. Es lohnt sich, wenn Du einfach mal mit mehr oder weniger Planung durch die Straßen bummelst und auf Entdeckungsreise geht.
Dass Parikia schön ist, siehst Du schon am Hafen. Dort steht eine alte Windmühle, die renoviert ist und sich zu einem echten Hingucker gemausert hat.
In der Altstadt sieht man sehr schön, dass Paros eine Insel der Kykladen ist, die aber auch eine venezianische Vergangenheit hat. Sehr viele Häuser sind in der typischen Kykladen-Architektur errichtet.
Die Kykladenarchitektur zeichnet sich kubische Häuser aus, die weiß gestrichen und mit blauen Farbelementen (z.B. Türen oder Fensterläden) versehen sind. Das Merkmal dieser Häuser sind die Form eines Kubus und Flachdächer. Siedlungen solcher Gebäude haben enge, verwinkelte Gassen. So schaffen die Menschen es, die Hitze des Sommers ein Stück weit aus ihren Häusern zu halten. Dekorative Ornamente haben diese Häuser in der Regel nicht.
Venezianische und Heidnische Elemente in Parikia
Bei einigen Häusern haben sich die Bauherren dem jedoch entzogen. Sie haben sich bei der Bebauung mehr an dem Stil Venedigs orientiert. Die Fassaden sind hellblau, rosa oder gelb und die Häuser haben Balkone. Ich finde, dass dieser Misch aus Stilelementen seinen ganz eigenen Reiz hat. Deshalb lohnt es sich, wenn Du durch die Straßen läufst und das alles auf Dich wirken lässt.
Wenn Du genau hinschaust, kannst Du in den Gassen von Parikia auch Bauelemente finden, die aus der ganz alten Geschichte von Paros herrühren. Ein Beispiel ist das Kapitell einer Säule, das am Wegesrand steht.
Ein noch schöneres Beispiel kannst Du in der Kirche Agios Konstantinos sehen. Wo die heute steht, befand sich in der Antike der Tempel des Apoll. Die Fundamente haben die Zeiten überdauert und die Christen hatten kein Problem damit, ihr Gotteshaus auf den Fundamenten des heidnischen Tempels zu errichten. Das ist zugleich auch ein sehr schönes Beispiel dafür, dass im Zuge der Christianisierung alte heilige Stätten umfunktioniert wurden. Die Gläubigen konnten weiter zu den ihnen vertrauten Orten gehen und das erleichterte die Missionierung doch sehr.
Ein weiteres Beispiel ist ein etwa 10 m hoher Turm, der als Frankenturm oder Frankish Castle bezeichnet wird. Er steht ganz in der Nähe des Hafens. Du siehst an der Fassade, dass er aus Steinen erbaut ist, die ganz offensichtlich zu antiken Bauwerken gehörten. Errichtet hat man die Befestigungsanlage um 1260 und die damaligen Bauherren haben an Material verwendet, was sie vorgefunden haben.
Wenn Du vom Hafen aus in Richtung des Fischereihafens gehst, siehst Du dort ein ummauertes Gelände mit antiken Hinterlassenschaften. Mir hat jemand gesagt, dabei solle es sich um Reste eines antiken Friedhofs handeln.
Panagia Ekatontapyliani
Etwas 400 m vom Hafen entfernt steht die Panagia Ekatontapyliani (Παναγία Εκατονταπυλιανή). Übersetzt bedeutet der Name dieses Gotteshauses die Kirche der 100 Türen.
Das Gotteshaus gilt manchen als die bedeutendste Sehenswürdigkeit in Parikia. Begonnen hat man diesen Bau wohl schon im 4. Jahrhundert nach Christus.
Die eigentliche Kirche ist während der Herrschaft von Kaiser Justinian I. errichtet worden. Das war im 6. nachchristlichen Jahrhundert. Seine Herrschaft markiert den Übergang vom alten Imperium Romanum auf das neue Byzantinische Reich. Insofern ist dieses Gotteshaus ein wirklich ein sehr bedeutendes religiöses und historisches Monument. Der Architekt dieser Kirche war Isidor von Milet. Dessen wohl berühmtestes Bauwerk ist die Hagia Sophia in Konstantinopel. Die Kirche wurde in ihrer Geschichte mehrfach umgebaut. Als Venedig über Paros herrschte, musste sie von einer weißen Mauer umschlossen werden. Damit schützte man sie gegen das Eindringen von Piraten, die Parikia immer wieder heimsuchten. Später wurde der Bau um Zellen für Mönche erweitert, hier entstand ein Kloster.
Das Innere der Kirche ist wirklich sehr prächtig ausgebaut. Die Ikonostase besteht aus edlem parischem Marmor. Die Kirche ist wirklich sehr prachtvoll ausgestattet und ich empfehle Dir, das alles einfach mal auf Dich wirken zu lassen. Wenn Du die Wirkung dieses Ortes im Herzen spürst, wirst Du die wunderbaren Kunstwerke und seine Architektur mit ganz anderen Augen sehen.
Der Mythos von der Heiligen Helena, Konstantinopel und der Panagia Ekatontapyliani
Links vom Altar findest Du die dem Heiligen Nikolaus geweihte Kapelle. Das ist das älteste Bauwerk dieser Kirche. Man sagt, es wurde errichtet, um ein Gelübde der Heiligen Helena zu erfüllen. Ob das so stimmt, kann ich Dir nicht sagen. Aber die Erklärung hat was für sich.
Ich möchte noch kurz etwas zum Namen sagen. Die Kirche hat keine 100 Türen, auch wenn man sie so nennt. Es kann sein, dass man dieses Gotteshaus ursprünglich als katapoliani bezeichnet hat, was auf die Lage unterhalb der Stadt hinweisen dürfte. Diese nüchterne Erklärung könnte zutreffen, wäre aber langweilig. Im Netz habe ich gelesen, es seien „nur“ 99 Türen, die es hier gebe. Dazu gibt es einen Mythos: Wenn jemand die 100. Tür entdeckt, solle Konstantinopel wieder zu Griechenland gehören.
Strände in Parikia
Natürlich kannst Du in Parika gut baden. Nördlich des Hafens liegt der Livadia Beach. In Führern wird auch der Uferbereich südlich des Hafens als Bademöglichkeit genannt. Kurz vor dem Fischereihafen ist der Kato Gialos, da kann man gut über den Sand ins Meer. Wirklich schön es ist hier aber nicht.
Museen
In Parikia gibt es zwei Museen, die einen Bezug zu Paros haben. Das eine ist das Archäologische Museum, das andere das Byzantinische Museum.
Das Archäologische Museum
Im Archäologischen Museum von Parikia siehst Du Funde, die auf Paros und den gegenüberliegenden Inseln Antiparos und Saliagos gemacht wurden. Im Innenhof sind Teile von Mosaiken, gut erhaltene Sarkophage und Marmorsäulen zu sehen. Die auf den genannten Inseln gefundenen Artefakte siehst Du in den angrenzenden Räumen.
Das Archäologische Museum von Parikia liegt kurz hinter der Kirche der hundert Türen. Weitere Informationen findest Du auf seiner Homepage.
- E-Mail: amparou@culture.gr
- Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
- Winter (1. November bis 31. März): 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr, Dienstags Ruhetag, Eintritt 2 Euro
- Sommer (1. April bis 31. Oktober): 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr, Dienstags Ruhetag, Eintritt 3 Euro (ermäßigt 2 Euro)
Wenn Du Dich für antike Artefakte interessierst, wird Dir ein Besuch im Archäologischen Museum vielleicht gefallen. Bitte erwarte aber keine didaktisch gut aufbereitete Ausstellung der Artefakte. Ein wenig wirken sie so
Das Byzantinische Museum
Im Klosterhof der Kirche der hundert Türen findest Du das Byzantinische Museum.
Hier kannst Du tolle Ikonen aus dem 17. und 18. Jahrhundert sehen. Auch umfasst die Sammlung liturgische Gewänder und Reliquien. Begonnen hat die Sammlung der Priester Georgios Filippos Skaramangas, der auch der erste Kurator war. Ursprünglich umfasste die Sammlung nur Artefakte, die aus Parikia stammten. Später kamen auch Stücke aus anderen Orten in die Sammlung. Das heutige Museum hat seine Pforten 1996 geöffnet. Seine Räumlichkeiten hat man früher als Grundschule von Parikia genutzt.
Bitte beachte, dass es nicht erlaubt ist, im Museum zu fotografieren.
Das Byzantinische Museum ist vormittags von 9 bis 13 Uhr geöffnet und am Nachmittag von 17 bis 20 Uhr. Der Eintritt kostet 3 Euro.
Fährverbindungen ab Parikia von und nach Paros
Über Parikia gibt es viele Fähren zu anderen Inseln. Und es ist auch kein Problem, mit dem Schiff zum Festland zu kommen. Eine Übersicht der Fähren von und nach Paros findest Du auf der Seite Ferryhopper.