Geschichte

Patras, 66 nach Christus

Im Museum für Antike Schifffahrt in Mainz habe ich eine sehr interessante Bronzemünze gesehen. Sie hat die Inventarnummer O.42352 und führt uns nach Patras in das Jahr 66 n. Chr.

Bronzeprägung der Stadt Patras anlässlich eines Besuchs des Kaisers Nero im Jahr 66 n. Chr.
Bronzeprägung der Stadt Patras anlässlich eines Besuchs des Kaisers Nero im Jahr 66 n. Chr.

Sie wurde in Patras geprägt und erinnert an einen Besuch des Kaisers Nero dort. Dieser fand 66 n.Chr. statt.

Das ist in mehrfacher Hinsicht ein bemerkenswertes Stück aus der Zeit der griechischen Antike.

Zu sehen ist ein zweireihiges Kriegsschiff. Mit diesem reiste Nero von Italien nach Griechenland.

Nero: Er war der fünfte und letzte Kaiser der julisch-claudischen Dynastie und lebte von 37 bis zum 11. Juni 68. Im Jahr 66 reiste er nach Griechenland. Dort nahm er an den Olympischen Spielen teil. In mehreren griechischen Städten gab er Theateraufführungen oder trat als Sänger auf, der sich auf der Kithara begleitete. 

Höhepunkt dieser Reise war, dass er Griechenland die Freiheit schenkte, um sich als Wohltäter feiern zu lassen. Dieses Geschenk hat Vespasian später allerdings rückgängig gemacht. 

In Griechenland hielt er sich über ein Jahr auf, ehe er nach Rom zurück kehrte. Dort zeichnete sich inzwischen sein Machtverlust ab. Nero hat das aber nicht realisiert, weshalb er kurze Zeit später nicht nur die Kaiserwürde, sondern auch sein Leben verlor.

Es lohnt sich auch noch ein Blick auf das Jahr 66 n.Chr. Im römischen Reich war keineswegs alles friedlich. So brach in Judäa der große Aufstand gegen die römische Herrschaft aus.

Schließlich noch Patras. Dort herrschte für Rom der Statthalter Aegeas (oder Aegaetes). Zu der Zeit hielt sich der Apostel Andreas in Patras auf. Andreas war Bruder des Simon Petrus. Die Christen galten in Rom ohnehin als Feinde des Staates, und der Aufstand in Judäa machte auch Juden verdächtig. Wenn dann ein jüdischer Christ in einer Stadt weilt, die vom Kaiser besucht wird, muss der Statthalter handeln. 

Die Frau des Statthalters hieß Maximilla. Der Legende nach war sie erkrankt, Andreas hat sie geheilt, zum christlichen Glauben bekehrt und zur ehelichen Enthaltsamkeit angehalten. Das war zu viel auf einmal. Seine Peiniger haben Andreas mit Ruten gezüchtigt, dem Symbol der römischen Liktoren. So traf ihn die Macht Roms bereits vor der Hinrichtung. 

Man hat Andreas der Legende nach an ein Kreuz mit schrägen Balken gebunden. Diese Form kennen wir heute noch als Andreaskreuz. Seine Reliquien werden heute noch in Patras aufbewahrt und verehrt.

Die Münze hat keinen direkten Bezug zum Martyrium des Andreas. Aber sie weist nach Patras im Jahr 66 n.Chr. Und das war eine sehr ereignisreiche Zeit in dieser Stadt.

Übrigens: Das Museum für Antike Schifffahrt ist seit Juni 2022 geschlossen. Es wird umgebaut und die Ausstellung wird auch neu konzipiert. Die Wiedereröffnung ist für das Frühjahr 2024 angekündigt. Ein genaues Datum habe ich im Internet aber nicht finden können.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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