Der Bau des Kanals von Korinth im Jahr 1885
Ich möchte Euch heute ein Bild zeigen, das 1885 beim Bau des Kanals von Korinth aufgenommen worden ist. Beim diesjährigen Jahresthema geht es um alte Fotos. In diesem Zusammenhang möchte ich Euch dieses Bild vorstellen.

Zwischen 1881 und 1893 entstand ein kleines Wunder der Moderne. Schon in der Antike gab es Pläne, den Golf von Korinth mit dem Saronischen Golf zu verbinden und Schiffen so den Umweg um die Peloponnes zu ersparen.
Über eine Strecke von 6343 m läuft der Kanal von Posidonia bis nach Isthmia. Das war ein großes Stück sehr harter Arbeit.
Mit dem Bau des Kanals verbinden sich zwei Namen: Petros Protopapadakis und Charilaos Trikoupis.
Protopapadakis war der Ingenieur, der diese Bauleistung überhaupt erst möglich machte. Trikoupis brachte als Ministerpräsident Griechenland durch große Infrastrukturprojekte voran. Beide erkannten, wie wichtig der Kanalbau für das Land sein würde und zogen an einem Strang.
Der Bau des Suezkanals hatte eine gewisse Begeisterung für den Bau großer Wasserstraßen ausgelöst. Mit den Projektierungsarbeiten wurde István Türr betraut, ein Ingenieur aus Ungarn. Dieser untersuchte das Gelände und leitete gemeinsam mit seinem Landsmann Béla Gerster den Bau.
Er gründete die Société Internationale du Canal Maritime de Corinthe , deren Anfangskapital stattliche 30.000.000 Francs betrug. Im Gegenzug sollte die Gesellschaft den Kanal für 99 Jahr bewirtschaften dürfen. Nach einigen Jahren ging das Geld jedoch aus, neue Schuldverschreibungen konnten nicht in erforderlichem Umfang verkauft werden. Das Projekt geriet ins Stocken. Türr ging bankrott, die Gesellschaft ebenfalls.
Die Arbeiten kamen ins Stocken und kurze Zeit sah es so aus, als wenn der Bau nicht fertig gestellt würde.
Die Fertigstellung des Kanals
Aber dafür waren die Arbeiten schon zu weit fortgeschritten. 1890 übertrug man das Projekt auf eine griechische Gesellschaft. Die Arbeiten konnten 1893 abgeschlossen werden.
Nach seiner Fertigstellung kam es immer wieder zu Schwierigkeiten. Die Golfe zu beiden Seiten haben unterschiedliche Gezeitenzeiten. Das führt in Verbindung mit den hohen Felswänden des Kanals zu starken Strömungen. Die wiederum hatten zur Folge, dass viele Schiffsbetreiber den Kanal nicht nutzten. Der Schiffsverkehr blieb weit unter den Erwartungen.
Moderne Frachtschiffe sind zu groß, um durch den Kanal fahren zu können. Heute sieht man hier vor allem Freizeitboote und Ausflugsdampfer.
Ob die Männer, die man auf dem Bild der Baustelle des Kanals Korinth von 1885 sieht, sich das haben vorstellen können?
Die Vorgeschichte des Kanals von Korinth bis 1885
Die erste Idee zu einem solchen Kanal hatte vor etwa 2.600 Jahren ein Mann namens Periander, der als Tyrann von Korinth amtierte. Bei der Idee blieb es aber. Im 6. und 5. Jahrhundert v.Chr. war der Diolkos in Betrieb, ein Schiffskarrenweg. Über ihn brachte man Schiffe vom Saronischen Golf in den Golf von Korinth oder umgekehrt.
Unter der Herrschaft römischer Kaiser wurden dann Nägel mit Köpfen gemacht. Cäsar, Caligula, Nero und Hadrian. Bei Cäsar und Hadrian wurden Pläne gemacht, aber nicht mehr. Caligula schickte Ingenieure, welche das Areal zu vermessen hatten. Sie hielten die Pläne für nicht durchführbar.
Caligulas Nach-Nachfolger Nero scherte das nicht. Er brachte 6000 jüdische Sklaven hierher, schwang angeblich selbst den Spaten für den ersten Spatenstich und ließ dann die anderen machen. Durch Neros Tod einige Monate später endeten die Arbeiten. Seinen Nachfolgern war das Projekt zu teuer. Die Sklaven arbeiteten von beiden Seiten aufeinander zu. Ihr Werk war noch bis in die Neuzeit zu sehen. Beim Bau des heutigen Kanals hat man weitergemacht, weshalb keine Spuren dieses Baus mehr vorhanden sind.
Nach Ende des griechischen Freiheitskampfes ließ Ioannis Kapodistrias prüfen, ob der Kanalbau möglich wäre. Aber das Vorhaben ist als zu teuer und nicht finanzierbar eingeschätzt worden. Dann aber ist der Suezkanal gebaut worden, was auch schon ein sehr altes Vorhaben war. Das gab den Mut, das Projekt in Griechenland wieder anzupacken. Der Rest ist Geschichte.