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Mailand verbietet Schlüsselboxen an Ferienwohnungen

Mailand tut etwas gegen Übertourismus und verbietet Schlüsselboxen an Ferienwohnungen, die zur Kurzzeitmiete an Reisende überlassen werden. Kathimerini berichtet, dass die norditalienische Stadt damit etwas gegen den Übertourismus tun will. Ist das ein Modell für Griechenland?

Eingangs möchte ich gleich sagen, dass ich bisher gerne Ferienwohnungen nutze. Mehr und mehr kommen mir aber Zweifel, ob das richtig ist. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Schlüsselboxen sind nicht nur in Mailand beliebt bei Ferienwohnungen

Als ich im November in Athen war, habe ich in einer Ferienwohnung gewohnt.

Schlüsselbox an der Haustür eines Gebäudes mit Ferienwohnung
Schlüsselbox an der Haustür eines Gebäudes mit Ferienwohnung

Da lief es so: Ich kam zur Wohnung. An deren Eingang befand sich eine Schlüsselbox. Ich habe den vierstelligen Code eingegeben. Die Box öffnete sich. Ich habe die Schlüssel zu Haus und Wohnung entnommen.

So war es nicht das erste Mal. Ähnlich habe ich das schon woanders in Griechenland, aber auch in Deutschland gemacht.

Diese Methode hat einen Vorteil für den Vermieter. Der macht die Wohnung fertig und hinterlässt den Schlüssel. Der Tourist kommt, wann immer er will oder kann… und checkt ein. Der Vermieter muss keinen Termin mit ihm ausmachen. Und falls es zu Verzögerungen bei der Ankunft kommt, muss der Vermieter auch nicht warten.

Aber ich empfinde diese Methode auch als nachteilig. Bei der Übergabe der Wohnung ist niemand da. Du kannst niemandem Fragen stellen. Und gibt es eine Reklamation, kann man die bei einer Person vor Ort sofort anbringen.

Im Blog habe ich schon über private Ferienwohnungen in Athen geschrieben. Auch wenn ich ihre Vorteile sehe und schätze, gibt es doch auch negative Punkte. Zum Übertourismus schreibe ich weiter unten etwas.

Alles hat ein Maß. Das gilt auch für Ferienwohnungen in einer bei Touristen beliebten Gegend.

In Italien hatte die Regierung vor, Steuervergünstigungen für Kurzzeitvermietungen abzuschaffen. Damit wollte man etwas gegen die negativen Auswirkungen des Geschäfts auf die Einheimischen tun. Aber die Regierung hat einen Rückzieher gemacht.

Jetzt sind in Italien die Kommunen gefordert. Und Mailand nutzt das Baurecht. Denn es bereitet die „unkontrollierte Verbreitung von Schlüsseltresoren (zu diesem Zweck) den Anwohnern Unannehmlichkeiten“, so heißt es. Wer in Mailand ab Januar noch so einen Kasten am Hauseingang hat, zahlt ein Bußgeld von 400 Euro.

Übertourismus verdrängt die Einheimischen

Fakt ist, dass die Kurzzeitmiete über Portale wie AirBNB oder Booking.com überall in Europa sehr beliebt ist.

Unterkunft für Kurzzeitvermietung an Touristen
Unterkunft für Kurzzeitvermietung an Touristen

Das führt in Metropolen dazu, dass immer mehr Wohnungen nur noch kurzzeitig an Reisende vermietet werden. Damit lässt sich mehr Geld verdienen als mit einer regulären Langzeitvermietung.

Der Effekt: Diese Wohnungen gehen dem allgemeinen Mietmarkt verloren. In den betroffenen Stadtteilen finden Einheimische immer schlechter eine Wohnung. Wohin die Entwicklung führt, sieht man drastisch in Athen und anderen touristischen Orten. Die Mieten in Griechenland sind – in Relation zum Einkommen – so hoch wie nirgendwo sonst in Europa.

Hinzu kommt noch etwas. Die Eigentümer von Ferienwohnungen sind oft selbst gar nicht vor Ort. Eine erhebliche Anzahl sind Leute, die eine solche Wohnung im Zuge eines Goldenen Visums gekauft haben. Aber da sind auch viele Griechen, die im Ausland leben und arbeiten. Ihre eigene Wohnung nutzen sie in der Zwischenzeit als Ferienwohnung und verdienen sich damit etwas hinzu.

Pflege und Vermietung der Wohnung an Touristen überlassen diese Leute jemand anderem. Da gibt es inzwischen spezialisierte Dienstleister, die sich um alles kümmern. Der Vermieter hat keine Arbeit und kann sich wo auch immer auf dieser Welt aufhalten. Und der Dienstleister darf einen Teil der Mieteinnahmen behalten. Das ist für beide Seiten kein schlechtes Geschäft.

Wenn die Übergabe der Wohnungsschlüssel per Schlüsselbox verboten wird, ist das für Vermieter kein Problem, die selbst vor Ort sind. Die Dienstleister werden aber einen Mehraufwand haben. Denn sie müssen auf einmal dafür sorgen, dass eine persönliche Schlüsselübergabe an Gäste erfolgt.

Aber auch dafür gibt es Lösungen. Ich habe mir auch schon einmal den Schlüssel aus einem benachbarten Geschäft abgeholt. Und die technische Entwicklung – digitale Türschließsysteme gibt es schon – führt noch zu anderen Möglichkeiten.

Das Verbot von Schlüsselboxen an Haustüren wird das Problem wahrscheinlich nicht lösen. Aber jetzt gibt es dazu einen Feldversuch in Norditalien. Nicht nur in Griechenland werden die Kommunen mit Interesse beobachten, was das Verbot von Schlüsselboxen an Ferienwohnungen in Mailand tatsächlich bringt. Auf diese Erfahrungen bin ich gespannt.

Auch andere Metropolen unternehmen etwas gegen Ferienwohnungen

Interessant finde ich zwei Ansätze zu Ferienwohnungen, die ich in Paris und Hamburg sehe.

Hamburg: Höhere Gebühren

Beginnen wir mit Hamburg. Aktuell erhöht die Stadt die Gebühren für Wohnungen, die von Touristen genutzt werden. Wohnungen für Langzeitmiete sind knapp und teuer. Die Welt berichtet, dass die Stadt jetzt die Gebühren für Ferienwohnungen erhöht.

Ferienwohnungen müssen in Hamburg angemeldet werden. Wer das nicht tut oder über den genehmigten Rahmen hinaus vermietet, muss künftig mit einem höheren Bußgeld rechnen. Bietet jemand illegale Ferienunterkünfte im Internet an, wird er aufgefordert, das zu löschen. Kommt es zu einer wiederholten Aufforderung, werden ab Januar statt 83 Euro ganze 120 Euro fällig. Bei mehreren Wohnungen kann der Betrag künftig auf fast 1.300 Euro steigen.

Gegenüber der regulären Langzeit-Vermietung bringt die Kurzzeit-Vermietung an Touristen viel höhere Einnahmen. Zudem greifen die Rechtsvorschriften zum Mieterschutz hier nicht. Mit Mietnomaden oder ausbleibenden Mietzahlungen ist nicht zu rechnen. Ich glaube nicht, dass ein um 40 Euro höheres Bußgeld ab der 2. Aufforderung (davor scheint es keines zu geben) hier irgendeine Entlastung bringt.

Paris: Abschöpfen der Gewinne

Wirksamer finde ein Gerichtsurteil, das 2022 in Paris durch ein Gericht gefällt wurde. Hier war einem Vermieter aufgefallen, dass sein Langzeitmieter die Zwei-Zimmer-Wohnung an Touristen vermietete. Vermietet war sie aber zur Eigennutzung. Also klagte er gegen den Mieter. Die Klage richtete sich auf Herausgabe des Gewinns. Und tatsächlich entschied das Gericht, dass der Mieter seinem Vermieter stolze 221.000 Euro bezahlen muss.

Das tut weh.

Mit anderen Worten: Der Mieter hatte nichts von seinen Aktivitäten in Sachen Vermietung an Touristen. Das tut weh und schreckt Nachahmer ab.

Eine Perspektive (nicht nur) für Griechenland?

Das Abschöpfen von Gewinnen aus illegaler Vermietung ist meiner Meinung nach ein viel wirksameres Instrument gegen illegale Ferienwohnungen als das Verbot von Schlüsselboxen oder Höhere Gebühren für solche Wohnungen. Auch kann man darüber nachdenken, ob daneben andere wirksame Sanktionen sinnvoll sind. Ich denke da an Geld- oder Gefängnisstrafen oder die entschädigungslose Einziehung der Wohnungen.

Das ist meiner Meinung nach auch ein wirksamer Ansatz für Griechenland. Im April habe ich darüber berichtet, dass der griechische Hotelierverband 1.000 illegale Unterkünfte in Griechenland identifiziert hat. Potential für solche Maßnahmen wäre da.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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