Festland

Die archäologische Stätte von Oinoi bei Marathonas

Etwas westlich von Marathonas liegt Oinoi (Οινόη), die archäologische Stätte dort ist echt spannend.

Dieser Ort sollte nicht mit dem gleichnamigen Städtchen Oinoi verwechselt werden, dass nordwestlich von Athen liegt. Wenn Ihr also hierher wollt, begebt Euch erst einmal in die Stadt Marathon, die auf Griechisch Marathonas (Μαραθώνας) heißt.

Viele Menschen leben hier nicht. Es gibt etwas Landwirtschaft, das war es auf den ersten Blick aber auch. Nur lohnt sich gerade hier ein zweiter Blick. Es gibt erstaunlicherweise hier einiges zu sehen.

Wenn Du in der Gegend bist, solltest Du hierher einen Abstecher machen. Du kommst von Marathon aus am besten mit dem Auto hierher. Dazu fährst Du auf der Straße Spilaiou Panos nach Westen aus Marathon raus. In Sichtweite des großen steinernen Turms suchst Du Dir eine Stelle, wo Du Dein Auto abstellen kannst. Und dann läufst Du los.

Oinoi hat eine sehr alte Geschichte. Darauf deutet schon die andere Schreibweise des Ortsnamens in lateinischen Buchstaben hin: Oenoe oder Oinoe: Das entspricht der Umschrift des altgriechischen Wortes Οἰνόη. In der Antike war dieser Ort einer der vier athenischen Siedlungen, die es in der Ebene von Marathon gab. Die Existenz des antiken Demos Oinoe ist durch verschiedene Inschriften belegt. Im 3. Jahrhundert n.Chr. hat man die Siedlung aufgegeben. Oinoi ist seitdem vor allem eine landwirtschaftlich genutzte Gegend.

Turm und archäologische Stätte von Oinoi

Der wohl markanteste Punkt hier ist der Turm von Oinoi. Von diesen Türmen gab es früher einige in der Gegend. Ihre primäre Funktion war die Gegend zu sichern.

Der Turm von Oinoi bei Marathonas
Der Turm von Oinoi bei Marathonas

Dieser Turm ist der einzige seiner Art, der in der Gegend noch steht. Erbaut wurde er unter der Herrschaft von Guido I. de la Roche. Guido – französisch auch Guy genannt – war der Sohn von Otto de la Roche, Herr von Athen und Theben und ab 1260 nannte er sich sogar Herzog von Athen. Ganz sicher konnte er sich seiner Herrschaftsansprüche in Griechenland aber nicht sein. Daher sorgte er für eine gute Bewachung seiner Ländereien. Für die griechischen Menschen hier war das nur bedingt gut. Zum einen muss man sehen, dass die fränkischen Soldaten die Landschaft vor dem Eindringen von Feinden geschützt haben, die Otto oder Guido die Machtansprüche hätten streitig machen können. Aber auf der anderen Seite ist zu beachten, dass die Einwohner der Gegend die Sache mit ihren Abgaben finanzieren mussten. Denn die steckte sich nicht nur der Herzog von Athen in die Tasche. Auch die Soldaten vor Ort wollten essen und trinken, und die örtliche Bevölkerung musste das bezahlen bzw. die Lebensmittel und den Wein liefern.

Als Zweck dieses Turms wird auch die sichere Lagerung von Getreide genannt. Ich persönlich glaube das nicht. Solch ein Bauwerk ist als Getreidespeicher nicht geeignet. Zudem ist ein Turm aus Stein viel zu aufwändig für diesen Zweck.

Auf der anderen Seite der Straße ist die kleine archäologische Stätte von Oinoi, bei der Du ebenfalls vorbeischauen solltest. Die Ruinen, die Du siehst, stammen aus der römischen Zeit. Hier gibt es Überreste eines antiken Aquädukts. Nicht antik und überhaupt nicht schön anzusehen ist ein dickes Rohr, das durch die antiken Ruinen führt. Es gehört dem Wasserversorger EYDAP. Dass die Menschen angesichts der allgemeinen Wasserknappheit das kostbare Nass benötigen, ist für mich selbstverständlich. Aber ich finde es abstoßend, wenn dafür wertvolle antike Ruinen überbaut werden.

Die Waldbrände 2024 haben die Ruinen verschont

Im Juli und August 2024 gab es in der Region schlimme Brände. Auch Oinoi hat es getroffen. Das sieht man aktuell auch an der Vegetation. Die Ruinen selbst und insbesondere der Turm sind aber nicht beschädigt worden. Es ist alles noch da.

Schaut vorbei, wenn Ihr in der Gegend seid

Wie dem auch sei: Ein Besuch des Turms und der Ruinen von Oinoi lohnt sich auf jeden Fall, wenn Du ohnehin in der Gegend bist. Das Gelände ist frei zugänglich, Öffnungszeiten gibt es nicht.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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