Geschichte

Eine Kithara aus Elfenbein

Im Archäologischen Nationalmuseum in Athen gibt es viele wunderschöne Stücke. Eines ist ein Musikinstrument, eine Kithara aus Elfenbein.

Kithara oder Lyra?

Die erste Frage ist, um was für ein Instrument es sich genau handelt. Im Museum befindet sich neben dem Artefakt ein Schild, auf dem in englischer Sprache zu lesen steht „Ivory lyre…“, also Lyra aus Elfenbein.

Kithara aus Elfenbein
Kithara aus Elfenbein

Meiner Meinung nach handelt es sich aber um eine Kithara und nicht um eine Lyra. Beides sind Saiteninstrumente. Die Kithara hat einen Fuß, die Lyra nicht.

Auf dem Foto sehen wir sehr deutlich, dass dieses Instrument einen Fuß aus Elfenbein hat, der zugleich als Klangkörper fungiert.

Aus diesem Grund neige ich dazu, in ihm eine Kithara zu sehen, die aus Elfenbein gearbeitet worden ist.

Ich tue mich sehr schwer damit, mich abschließend festzulegen. In antiken Darstellungen sehe ich die Kithara mit einem wesentlich größeren Klangkörper.

Übrigens hat sich aus diesem Instrument unsere heutige Gitarre entwickelt, und zwar sowohl das Instrument als auch seine Bezeichnung.

Zur Kithara aus Elfenbein

Der Klangkörper unten zeigt zwei Sphinxe. Eine wunderschöne Arbeit, die damals eine wunderschöne Musik ermöglicht haben dürfte.

Der Klangkörper der Kithara
Der Klangkörper der Kithara

Die beiden oberen Enden der Lyra sehen aus wie Stierhörner. Sie sehen für mich aus wie das Zeichen der Minoer auf Kreta.

Ob dies die Lyra war, die Achilles bei der Ankunft der Gesandten des Agamemnon gespielt hat?

Wohl kaum. Mit Achill hatte sie nichts zu tun. Er aber führt uns in die Zeit, aus der das Instrument stammt.

Immerhin nämlich sagt die Überlieferung, dass Achill bei seinem Erzieher, dem Kentauren Cheiron, unter anderem die Musik erlernt habe. Das ist zumindest etwas.

Gefunden wurde dieses Instrument im Kuppelgrab von Menidi. Ihr findet dieses Grab im Großraum Athen, und zwar in Acharnes. Die Forscher datieren es auf das 14. oder 13. Jahrhundert v.Chr.

Das Grab wurde von Bauern im Jahr 1872 entdeckt. Ende des Jahres meldete ein Antikenhändler den Fund den zuständigen Behörden. Dann passierte erst einmal nicht viel. 1879 führte Habbo Gerhard Lolling Ausgrabungen durch, die von den griechischen Autoritäten beaufsichtigt wurden. Die Funde aus diesem Grab befinden sich im Archäologischen Nationalmuseum in Athen.

Wie klang die Musik der Antike?

Abschließen möchte ich diesen Beitrag mit einem Hinweis auf ein Video, das bei YouTube veröffentlicht ist.

Spyros Giasafakis bringt antike Musikinstrumente zum Klingen. Er ist Komponist und Gründer des Ensembles Daemonia Nymphe. Das Projekt widmet sich der Wiederbelebung der Klänge in der altgriechischen Tradition mit Nachbauten antiker Instrumente. Neben der Lyra spielt er auch die Pandoura (eine Langhalslaute) und den Barbitos. Ihr erhaltet mit Sypros Musik eine Vorstellung, wie die Instrumente in der Antike geklungen haben könnten. Spyros hat auch auf Spotify einen Kanal, auf den ich Euch zum Abschluss dieses Beitrags gerne hinweisen möchte.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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