GeschichteTourismus

Areopag

Der Areopag (Άρειος Πάγος) ist ein Fels, der gegenüber der Akropolis in Athen steht. In der Antike tagte hier der oberste Rat der Stadt. Heute handelt es sich um eine frei zugängliche Sehenswürdigkeit, von der aus man eine tolle Aussicht auf Akropolis, griechische Agora und die Stadt hat.

Was ist der Areopag?

Ganz banal kann man sagen: Der Areopag ist ein Felsen, der vor dem Berg liegt, auf dem die Akropolis steht.

Der Areopag von der Akropolis aus gesehen
Der Areopag von der Akropolis aus gesehen

Wie so oft in Griechenland liegen die Dinge aber nicht banal. Der Areopag ist mehr. Er ist ein Mythos, ein historischer Ort, eine heilige Stätte und ein wundervoller Aussichtsplatz. Das alles ist er zugleich.

Der Mythos verbirgt sich bereits im Namen des Felsens. Das Wort Areopag leitet sich vom altgriechischen Ἄρειος πάγος ab, was ich mit „Fels des Ares“ übersetzen möchte. Ares (Ἄρης) ist einer der 12 olympischen Götter, zuständig war er für den Krieg, Blutbäder und Massaker.

Kein sympathischer Zeitgenosse, wie ich finde. Aber als Sohn von Zeus und Hera war Ares eine große Nummer in der griechischen Götterwelt. Der Krieg gehörte zur Lebenswirklichkeit der antiken Menschen, dann musste es dafür auch eine Zuständigkeit bei den olympischen Göttern geben. Das war Ares.

Kultisch verehrt haben die antiken Griechen ihn kaum. Sie waren der Meinung, dass ihre Kriege – vor allem die gegeneinander geführten – Huldigung genug für diesen Gott sind. Dieser Fels vor der Akropolis war seine Kultstätte.

Der historische Ort: Gerichtshof, Verwaltungs- und Regierungseinrichtung

Historisch verbürgt ist, dass auf dem Areopag der oberste Rat der Stadt Athen tagte. Diese Körperschaft der Stadt war sehr alt, sie reicht in ihre Anfänge zurück. Hier wurden Gerichtsprozesse geführt, und zwar zu Kapitalverbrechen. Weiter hatte der Areopag Regierungs- und Verwaltungsaufgaben. Von der Funktion als Gerichtshof leitet sich der heutige Name des obersten Gerichtshofs in Griechenland ab, der ebenfalls Areopag heißt.

Der Areopag in der Bibel

In der Apostelgeschichte erfahren wir, dass Paulus in Athen war. Das steht in Apostelgeschichte 17, 16. Die Straße, auf der er langging, ist heute nach ihm benannt. Hier lesen wir, was die Athener machten, als sie Paulus Predigten hörten:

Sie nahmen ihn mit, führten ihn zum Areopag und fragten: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du vorträgst? Du bringst uns recht befremdliche Dinge zu Gehör. Wir wüssten gern, worum es sich handelt. Alle Athener und die Fremden dort taten nichts lieber, als die letzten Neuigkeiten zu erzählen oder zu hören. Da stellte sich Paulus in die Mitte des Areopags und sagte: Männer von Athen, nach allem, was ich sehe, seid ihr sehr fromm. Denn als ich umherging und mir eure Heiligtümer ansah, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: EINEM UNBEKANNTEN GOTT. Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch.

Apostelgeschichte 17, 19 bis 23

Damit ist der Areopag einer der biblischen Stätten, die wir heute klar identifizieren und an denen wir uns selbst aufhalten können.

Aussicht über Athen

Dass man vom Areopag eine wundervolle Aussicht über die Stadt hat, versteht sich von selbst. Geh einfach auf ihn, wenn Du in Athen bist.

Der Bote von Marathon

Mit dem Areopag verbunden ist der Name des Pheidippides (Φειδιππίδης). Plutarch und Lukian berichten, dies sei der Name des Läufers, der nach der Schlacht 490 v. Chr. nach Athen gelaufen sei. Er gelangte zum Areopag, überbrachte die Neuigkeit vom Sieg über die Perser und verstarb an Ort und Stelle vor Erschöpfung.

Dieser Lauf ging über etwa 42 km. Er ist das Vorbild für den modernen Marathonlauf, der weltweit populär ist.

Es gibt übrigens zu Pheidippides eine ältere Überlieferung, die wir bei Herodot finden. Danach sei er nicht nach Athen gelaufen, sonder 245 km nach Sparta. Dort wollte er um Hilfe für die Schlacht bitten. Dieser Lauf über 246 km wird heute mit dem Spartathlon gewürdigt, dem wohl längsten Ultra-Marathon.

Wie komme ich zum Areopag?

Zum Areopag kommst Du ganz einfach mit der Metro. Mit den Linien 1 (grün) und 3 (blau) fährst Du zur Station Thissio, mit Linie 2 (rot) geht es zur Station Akropoli.

Aufstieg auf den Areopag
Aufstieg auf den Areopag

Du steigst an der Station Thissio (Θησείο) aus. Hier halten die grüne Linie 1 und die blaue Linie 3. Dort steigst Du aus und wendest Dich nach rechts in Richtung der Akropolis. Du gehst die Straße des Apostels Paulus entlang, die eine Fußgängerzone ist. Links von Dir liegt die griechische Agora, danach kommt die Akropolis. Davor ist der Fels nicht zu übersehen.

Alternativ fährst Du mit der Metro zur Station Akropoli (Ακρόπολη). Hier hält die rote Linie 2. Vor dort aus gehst Du in Richtung der Akropolis. Wenn Du auf der als Fußgängerzone davor ausgebauten Dionysiou Areopagitou (Διονυσιου Αρεοπαγιτου) ankommst, wendest Du Dich nach links. Am Ende des Akropolis-Bereichs gehst Du nach rechts und schon bist Du da.

Der Areopag ist frei zugänglich. Du gehst einfach zum Fels, kletterst hinauf und bist da. Es ist kein Eintritt zu zahlen, es gibt keine Öffnungszeiten.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner