Ein Bildhauer auf Paros betrieb in der Antike seine eigene Werkstatt
Auf der Insel Paros haben Forscher eine Werkstatt aus der Zeit des Hellenismus gefunden, die einst einem Bildhauer gehört hat. Das meldet das griechische Kulturministerium am 13. Mai 2025.
In dieser Werkstatt arbeitete einst ein Bildhauer auf Paros
Zunächst einmal möchte ich auf den Fund der Werkstatt selbst eingehen. Man hat sie im heutigen Hafenort Parikia gefunden, und zwar am Standort Floga.

Hier finden schon seit den 1980er Jahren Ausgrabungen statt. Bis jetzt sind drei Gebäudeeinheiten ans Licht gekommen. Die Aktivitäten der Archäologen mussten längere Zeit pausieren. Die Ausgrabungen konnten aber 2008 wieder beginnen und werden seit 2013 systematisch durchgeführt.
Die jüngste Grabungskampagne fand im Frühjahr 2025 statt. In ihr haben die Forscher weitere Räume des Gebäudekomplexes freigelegt. Die Wände sind in beeindruckender Höhe gehalten. Man hat zahlreiche Artefakte finden können, die in einer großen Zahl übrigens Aphrodite zugeordnet werden können. Es gibt auch Tonköpfe weiblicher Figuren sowie Tonstempel und Siegel. Auch Bruchstücke von Keramiken hat man in großer Menge sammeln können.
In diesem Jahr hat man zudem Ablagerungen von Marmorlatten an verschiedenen Punkten dieser Ausgrabungsstätte nachweisen können. Zudem sind einige nicht fertig gestellte Marmorskulpturen gefunden worden.
Dass an diesem Ort auf Paros ein Bildhauer in der Zeit des Hellenismus seine Werkstatt betrieben hat, ist nunmehr bewiesen.
Ab irgendeinem Zeitpunkt sind die Räumlichkeiten nicht mehr als Bildhauer-Werkstatt genutzt worden. In späteren Zeiten gab es hier wohl eine Art Labor. Das belegen Funde von Tonmatritzen, Farbpigmenten, Purpur und Metallschlacke, die definitiv jüngeren Datums sind.
Ist Delos der Schlüssel zum Verständnis dieser Werkstatt?
Paros gehört zur Inselgruppe der Kykladen und liegt in deren Zentrum. Etwas nördlich liegt Delos, eines der sakralen Zentren der Griechen in der vorchristlichen Zeit. Hierher brachten Gläubige aus ganz Griechenland Votivgaben, um die Götter günstig zu stimmen.

Nun war es damals nicht einfach, größere Geschenke für die Götter aus der Ferne auf die Insel Delos zu bringen. Schon die Anreise war beschwerlich und man konnte froh sein, auf eine der nahegelegenen Inseln zu kommen. Die Lösung des Transportproblems war ganz einfach: Die Gläubigen machten ohnehin unterwegs auf einer der nahegelegenen Insel Station. Dann konnte man die Votivgabe auch dort kaufen.
Ein Zusammenhang zwischen Paros und Delos ist gut dokumentiert. Es gibt mehrere bedeutende Fundstücke, die Du heute im Archäologischen Nationalmuseum in Athen sehen kannst. Es gibt mehrere Kunstwerke, die aus parischem Marmor gefertigt worden sind.
Berühmt ist der kämpfende Gallier, der aus parischem Marmor gefertigt wurde. Gefertigt hat sie vermutlich der Bildhauer Agasias, der auf Delos tätig war. Dort ist diese Statue vermutlich entstanden. Dass das Material einer Skulptur von Paros stammt, besagt also für sich betrachtet nicht, dass das Kunstwerk auch dort entstanden ist.
Auf Paros entstanden bedeutende Kunstwerke
Bei anderen berühmten Kunstwerken ist es aber gut möglich, dass sie auf Paros entstanden sind. So gibt es eine Figurengruppe von Aphrodite, Pan und Eros, die ebenfalls aus parischem Marmor besteht. Gefunden hat man sie auf Delos. Sie entstand wohl im 1. Jahrhundert vor Christus. Genau beweisen kann man den Ort ihrer Entstehung nicht. Aber es gibt Indizien, die Paros als Ort der Fertigung sehr wahrscheinlich machen. Die feine Modellierung und die humorvolle Darstellung der Figuren gilt als ein Merkmal der parischen Bildhauerschule.
Auf Delos sind auch zahlreiche andere Weihegaben gefunden worden, die aus parischem Marmor gefertigt wurden. Eine enge Verbindung zwischen Paros und Delos ist wissenschaftlich belegt.
Hinzu kommt, dass die Werkstatt im Bereich des heutigen Hafenorts Parikia liegt. Dieser liegt in einer geschützten Bucht, hier haben auch schon in der Antike Schiffe Halt gemacht. Zudem hat man hier zwei Heiligtümer gefunden, die Asklepios und dem pythischen Apollon geweiht waren. Schließlich haben Archäologen auch eine Keramikwerkstatt entdeckt, die den handwerklichen Fleiß der antiken Bewohner dieses Ortes belegt.
Dass ein Bildhauer seine Werkstatt auf Paros an diesem Ort eingerichtet hat, passt gut in das Bild der Fertigung für den religiösen Bedarf. Für mich sind deshalb nicht nur die lokalen Heiligtümer, sondern auch die Nähe zur Insel Delos ein Schlüssel für das Verständnis über diese Werkstatt.
Ich bin gespannt, was Archäologen dazu in der Zukunft noch herausfinden können.