Nord- und Mittelgriechenland

Griechenland setzt sich geographisch aus dem Süden des Balkans, der Peloponnes und den Inseln zusammen. Ohne die Region Attika bildet der südliche Balkan die Region, die ich in diesem Blog als Nord- und Mittelgriechenland bezeichne.

Von der Fläche her sind Nord- und Mittelgriechenland der größte Bereich Griechenlands. Hier sind auch die Festlandsgrenzen zu anderen Staaten, nämlich Albanien, Nordmazedonien, Bulgarien und zur Türkei.

In diesem Gebiet gibt es eine atemberaubende Tier- und Pflanzenwelt. Hier befindet sich mit dem Olymp das höchste Gebirge Griechenlands. Dessen höchster Gipfel Mytikas ragt immerhin 2918 m in die Höhe. Mit Thessaloniki liegt die zweitgrößte Stadt Griechenlands im Norden. Im Norden leben zudem zahlreiche der nationalen Minderheiten Griechenlands, auch sieht man hier noch lebendige islamische Gemeinden, zum Beispiel in Komotini.

Thessaloniki

Mit 326.000 Einwohnern ist Thessaloniki (Θεσσαλονίκη) die zweitgrößte Stadt Griechenlands. Im Ballungsraum leben etwa 814.000 Menschen.

Die Stadt wird von den Griechen gerne auch verkürzt Saloniki (Σαλονίκη) genannt. Im von den Juden der Stadt gesprochenen Ladino heißt sie Salonika oder Selanik. Die Türken nennen sie Selânik. In südslawischen Sprachen ist der Name der Stadt Solun (Солун).

Ein Bonmot: Der Apostel Paulus saß in Thessaloniki im Gefängnis, auch schrieb er Briefe an die christliche Gemeinde dieser Stadt. In der biblischen Übersetzung wird sie Thessalonich genannt, so dass es in diesem biblischen Kontext sogar auch einen deutschen Namen für Saloniki gibt. Im normalen Sprachgebrauch ist er aber nicht gebräuchlich.

Sehenswürdigkeiten in Thessaloniki

In Thessaloniki gibt es einiges, was ich mir anschauen würde. Gerne verrate ich Euch, was das ist:

  • Ana Poli: Die Altstadt
  • Archäologische Stätten und Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel
  • Der Weiße Turm
  • Der Modiano Markt
  • Kirchen, hier insbesondere
    • Agios Dimitrios (die berühmteste Kirche der Stadt, ihrem Schutzpatron geweiht)
    • Agios Pavlos (wunderschön auf einem Hügel gelegen)
    • Agia Sofia (erbaut im 8. Jahrhundert nach dem Vorbild der Hagia Sofia in Konstantinopel)
    • Panagia Achiropiitos (aus dem 5. Jahrhundert)
  • Museen, hier insbesondere
  • Uferpromenade

Zum Start des Hellas Blog hatte ich nicht die Zeit, um zu diesen Sehenswürdigkeiten nähere Informationen für den Blog zusammen zu tragen. Das habe ich aber in den nächsten Monaten vor und werde diese hier ergänzen.

Eine kurze Geschichte der Stadt

Gegründet wurde Thessaloniki im Jahr 315 vor Christus durch den makedonischen König Kassandros. Er benannte die Neugründung nach Thessalonikē, einer Halbschwester Alexanders des Großen.

Antike und Byzanz

Thessaloniki: Uferpromenade mit Weißem Turm vom Meer aus gesehen
Uferpromenade mit Weißem Turm vom Meer aus gesehen
Foto von Katja Olf

Aus römischer Zeit ist bekannt, dass Cicero um 58 vor Christus hier vorübergehend in Verbannung war. Im Jahr 49 vor Christus flohen die römischen Konsuln vor Cäsar hierher. Etwa 200 Senatoren folgten ihnen. Den Versammlungsplatz erklärten sie zu römischem Staatsboden, so dass hier sogar Senatssitzungen abgehalten werden konnten.

Auch für das Christentum ist Saloniki wichtig. Nach Philippi gründete der Apostel Paulus hier die zweite Christengemeinde Europas, von der wir wissen.

Um 300 wertete Kaiser Galerius die Stadt durch bedeutende Bauwerke auf und machte sie zu einer Kaiserresidenz. Als Konstantinopel am 11. Mai 330 christliche Reichshauptstadt wurde, war diese Zeit des Aufschwungs vorbei. Im Jahr 390 kam es hier sogar zu einem Aufstand gegen Kaiser Theodosius I, der sehr blutig niedergeschlagen wurde.

In den folgenden Jahrhunderten war Thessaloniki immer wieder Ziel verschiedener Völker, die ins Reich eindrangen um Beute zu machen oder Gebiete zu erobern. Meist konnte die Stadt sich wehren und wurde nicht erobert. Im 9. Jahrhundert kehrte Frieden ein. Christliche Missionare gingen von Thessaloniki aus unter die slawischen Völker und missionierten mit großem Erfolg. Kyrillos und Mathodios entwickelten das griechische Alphabet weiter, um die Bibel in slawischen Sprachen aufschreiben zu können. Hier entstand das kyrillische Alphabet, das heute noch bei den orthodoxen slawischen Völkern in Osteuropa in Gebrauch ist.

Die osmanische Zeit

Anfang 1430 belagerte Sultan Murad II die Stadt, Thessaloniki fiel am 29. März 1430. Thessaloniki gehörte nunmehr zum osmanischen Reich. In dieser Zeit wanderten sehr viele Juden ein, die von der iberischen Halbinsel vertrieben wurden. Viele wichtige Persönlichkeiten der türkisch-osmanischen Geschichte stammen aus Saloniki, so zum Beispiel Mustafa Kemal Atatürk, der Gründer der modernen Türkei.  Während der die griechische Revolution ab 1821 auf dem Peloponnes und vielen Inseln erfolgreich war und zur Gründung des modernen griechischen Staats führte, wurden die Aufstände in Thessaloniki niedergeschlagen. Die Stadt blieb beim osmanischen Reich. In Bulgarien gab es immer wieder Anstrengungen, Thessaloniki zu erobern und sie zu einer bulgarischen Stadt zu machen. 1912 belagerten sowohl bulgarische als auch griechische Truppen die Stadt. Der Kommandeur der osmanischen Streitkräfte kapitulierte ganz bewusst vor den Griechen und überließ diesen die Stadt. Nach den Balkankriegen wurde Thessaloniki am 10. August 1913 dann offiziell Teil des griechischen Staates.

Zugehörigkeit zu Griechenland, Zweiter Weltkrieg

In den 1920er Jahren erlebte Thessaloniki eine Zeit des Wandels. Vor dem ersten Weltkrieg war Thessaloniki ein wichtiger Handelsplatz und hatte eine aus sehr vielen Völkerschaften zusammengesetzte Bevölkerung. Neben Griechen und Juden lebten hier Türken, Armenier und Völker des Balkans. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem darauffolgenden Griechisch-Türkischen Krieg von 1919-1922 fand jedoch ein Bevölkerungsaustausch statt. Viele türkische und muslimische Einwohner mussten Thessaloniki verlassen, griechische Flüchtlinge aus Kleinasien strömten in die Stadt. Trotz vieler sozialer und politischer Spannungen hatte Thessaloniki in den 1920er Jahren eine Zeit der wirtschaftlichen Blüte. Landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Makedonien wurden über die exportiert, auch florierte die Textilindustrie. Die Stadt erlebte einen regelrechten Bauboom, viele neoklassizistische Gebäude stehen noch heute und prägen ganze Straßenzüge.

Im zweiten Weltkrieg wird Thessaloniki von deutschen Truppen besetzt. Die jüdische Bevölkerung wird drangsaliert und zur Zahlung hoher Schutzgelder erpresst. Die Zahlung nützen den Juden jedoch nichts. Der jüdische Friedhof von Thessaloniki hatte – die Schätzungen gehen auseinander – 300.000 bis 500.000 Gräber. Die Deutschen beschlagnahmten ihn. Die Grabsteine wurden als Baumaterial verwendet, das Friedhofsgelände zu Bauland gemacht. Schließlich wurden 1943 alle Juden der Stadt nach Auschwitz deportiert, wo die meisten von ihnen ermordet wurden. Nur etwa 2.000 jüdische Menschen haben dieses Verbrechen überlebt. Einer von ihnen war Jaques Stroumsa, der als der Geiger von Auschwitz bekannt wurde. Das jüdische Leben in Thessaloniki ist durch die deutschen Besatzer beinahe vollständig ausgelöscht worden.

Bürgerkrieg und die Zeit bis heute

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in Griechenland zwischen 1946 und 1949 ein Bürgerkrieg ausgetragen. Auf der einen Seite kämpften die Kommunisten, auf der anderen Seite Regierungstruppen. Auf der anderen Seite kämpften Einheiten der griechischen Regierung, die von westlichen Verbündeten unterstütz wurden. Die Kommunisten versuchten, Thessaloniki einzunehmen, die Regierungstruppen leisteten erbitterten Widerstand. Die Zivilbevölkerung musste sehr unter der Situation leiden. Am Ende war Thessaloniki schwer gezeichnet.

Nach Ende des griechischen Bürgerkrieges nahm Thessaloniki einen wirtschaftlichen Aufschwung. Gewissermaßen bildet die Stadt einen Gegenpol zu Athen, die Einwohner betrachten Saloniki als gleichwertig zu Athen. 1997 war Thessaloniki Kulturhauptstadt Europas, 2004 sind einige Fußballspiele im Rahmen der Olympiade hier ausgetragen worden. 2006 begann der Bau einer Metro, die bis jetzt aber noch nicht in Betrieb gegangen ist.

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Chalkidiki

Die Halbinsel Chalkidiki besteht aus drei „Fingern“, die ins Meer hineinragen. Drei markante Halbinseln auf einer Halbinsel, wo gibt es das sonst?

Die Namen dieser drei Halbinseln sind:

  • Kassandra
  • Sithonia
  • Berg Athos

Die Besonderheit des Berg Athos ist, dass es sich um eine autonome Mönchsrepublik handelt. Frauen ist es nicht gestattet, deren Gebiet zu betreten. Mehr darüber erfahrt Ihr auf der Seite über Griechenland.

Kassandra und Sithonia sind für ihre schönen Strände sehr bekannt. Das Wasser ist sehr sauber und hat zumeist eine türkise Farbe. Hier gibt es überall Badeorte und Luxushotels. Abseits des Meeres gibt es aber auch schöne Natur.

Meteora Klöster

Inmitten des nordgriechischen Festlandes, in Thessalien, liegen die Meteora Klöster. Sie sind UNESCO Weltkulturerbe. Östlich vom Pindos-Gebirge, in der Nähe der Stadt Kalambaka ragen Felsnadeln aus Sandstein bis zu 500 m empor.

Panoramabild mit dem Kloster Rousanou - Foto von Walter Hener
Panoramabild mit dem Kloster Rousánou – Foto von Walter Hener

Auf 24 dieser Felsen wurden Klöster und Eremitagen errichtet. Sechs von ihnen werden heute noch von Mönchen und Nonnen bewohnt, und zwar:

  • Agía Triáda
  • Agios Nikólaos Anapavsás
  • Agios Stéfanos
  • Metamórphosis
  • Rousánou
  • Varlaám

Höhlen

In den Meteora-Felsen gibt es mehrere Höhlen, die in der Regel zugänglich sind. Berühmt ist die Höhle Theopetra („Gottesfels“), in der schon in der Steinzeit Menschen aktiv waren. 2010 wurde hier eine Mauer gefunden, die auf ein Alter von 23.000 Jahren geschätzt wird. Mir ist kein von Menschen gemachtes Bauwerk bekannt, das älter wäre.

Klettern

Die Felsnadeln von Meteora gehören zu den beliebtesten Plätzen für Kletterer in Griechenland. 2001 sprang Felix Baumgartner von einem der Meteora-Felsen 120 m in die Tiefe.

Der Olymp

Der Olymp (Όλυμπος) ist kein einzelner Berg, sondern ein Gebirgszug. In der Grenzregion von Thessalien und Zentralmakedonien ragen die Berge so hoch wie sonst nirgends in Griechenland. Die Region rund um den Olymp ist ein Naturpark, der den Besuch definitiv lohnt.

Die höchsten Erhebungen sind:

  • Mytikas (2918 m)
  • Skolio (2911 m)
  • Stefani (2909 m
  • Skala (2866 m)

Zwischen Skala und Mytikas befindet sich ein Grat namens Kakoskala. Über ihn kann der Mytikas durch eine nur leichte Kletterei erreicht werden. Es gibt noch den Profitis Ilias, auf dem die höchstgelegene Kapelle auf der Balkanhalbinsel.

Die antiken Griechen stellten sich vor, dass die Götter auf einem lichterfüllten Gipfel mit Namen Olymp wohnen. Dieser Olymp war mehr ein Konzept oder eine Fantasie vom Leben der Götter als Realität. Tatsächlich assoziierten die antiken Griechen mit dem Olymp als Sitz der Götter keinen bestimmten Berg. Es gab viele Berge in der antiken griechischen Welt, die von den Menschen als Olymp bezeichnet wurden. Erst im 5. Jahrhundert vor Christus legte Herodot sich auf den thessalischen Olymp als Wohnsitz der Götter fest.

Der Sitz der Götter

Die antiken Griechen stellten sich vor, dass die Götter auf einem lichterfüllten Gipfel mit Namen Olymp wohnen. Dieser Olymp war mehr ein Konzept oder eine Fantasie vom Leben der Götter als Realität. Tatsächlich assoziierten die antiken Griechen mit dem Olymp als Sitz der Götter keinen bestimmten Berg. Es gab viele Berge in der antiken griechischen Welt, die von den Menschen als Olymp bezeichnet wurden. Erst im 5. Jahrhundert vor Christus legte Herodot sich auf den thessalischen Olymp als Wohnsitz der Götter fest.

Archäologische Fundstätten

Die Region um den Olymp ist seit Jahrtausenden von Menschen besiedelt. Hier gibt es einige bedeutende Fundstätten:

  • Dion
  • Katerini (Makedonische Gräber)
  • Korinos (Makedonische Gräber)
  • Leibethra
  • Louloudies
  • Methone
  • Platamonas (Burg)
  • Pydna

Ich selbst war noch nicht dort und freue mich über Informationen, die ich von Leserinnen und Lesern des Blogs bekomme. So ist mein Beitrag über die Region um den Olymp entstanden.

Spuren der osmanischen Zeit in Nordgriechenland

In Nordgriechenland ist die Zeit der osmanischen Herrschaft zwar auch vorbei. Aber es gibt eine sehr lebendige muslimische Minderheit, die von den Vertreibungen im 20. Jahrhundert nicht betroffen war. Ein Zentrum des Islam in Griechenland ist Komotini.

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