Komotini
Im Nordosten Griechenlands liegt Komotini (Κομοτηνή). Sie liegt im Nordosten des Landes und ist Hauptstadt der Region Ostmakedonien und Thrakien. In Komotini ist das Osmanische Erbe noch lebendig, die Stadt ist stark muslimisch geprägt.
Was sollte ich über Komotini wissen?
Der Ort ist die Hauptstadt der griechischen Region Ostmakedonien und Thrakien. Hier leben etwa 67.000 Menschen.
Die Bevölkerung der Stadt wirkt sehr jung. Das dürfte daran liegen, dass hier die Demokrit-Universität Thrakien ihren Hauptsitz hat. Die vielen Studenten sind auf den Straßen der Stadt nicht zu übersehen. Komotini ist ein sehr lebendiger Ort.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat man die türkische Bevölkerung aus vielen Regionen von Griechenland vertrieben, nicht aber aus Komotini. Die Stadt ist nach wie vor ein Zentrum des Islam in Nordgriechenland. Etwa die Hälfte der Einwohner sind Türken oder Pomaken. Früher lebten hier auch Bulgaren in großer Anzahl. Sie wurden jedoch als Folge des Ersten Weltkriegs vertrieben.
Komotini hat auch einen türkischen (Gümülcine) und einen bulgarischen (Гюмюрджина) Namen. Daran ist die multinationale Vergangenheit der Stadt gut zu erkennen.
Wo liegt Komotini?
Komotini liegt im Nordosten von Griechenland. Es liegt im Landesinneren. Sowohl das Meer als auch die Grenze zu Bulgarien sind etwa 20 km entfernt.
Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in Komotini?
Komotini hat touristisch einiges zu bieten. Einige Sehenswürdigkeiten stelle ich Euch gerne vor.
Byzantinische Festung
Anfang des 14. Jahrhunderts baute Byzanz Komotini zur Festungsstadt aus. Der Grund war die Nähe zur Via Egnatia. Von Komotini aus sicherte Byzanz die Reisenden auf der wichtigen Verbindungsstraße durch Nordgriechenland. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Festung in einem relativ gutem Zustand. Im Rahmen der Konflikte zwischen Osmanen, Bulgaren und Griechen wurde sie zerstört.
Yeni-Moschee
Diese Moschee wurde 1585 erbaut. Sie wird als Neue Moschee bezeichnet. Bemerkenswert ist ein Uhrturm, der im Jahr 1884 angebaut wurde. Die Yeni-Moschee ist das einzige in Griechenland erhaltene Gebäude mit Iznik-Keramiken, die zu Ende des 16. Jahrhunderts gefertigt worden sind. Sie ist eine der wenigen osmanischen Moscheen in Griechenland, die heute noch von der muslimischen bzw. türkischen Minderheit im Land als Gotteshaus genutzt werden.
Eski-Moschee
Die Aski Cami ist eine kleine Moschee, die über einen Raum verfügt. Sie wurde 1608/09 errichtet, und zwar an der Stelle einer zuvor abgerissenen christlichen Kirche. Reparaturarbeiten in 1677/78 sind durch Inschriften belegt. Sie Eski-Moschee wird als Alte Moschee bezeichnet, obwohl sie zeitlich erst nach der Yeni-Moschee errichtet wurde. Denn sie steht im alten Stadtviertel (Παλαιά συνοικία) von Komotini.
Uhrturm
Auf Befehl von Sultan Abdul Hamid II. wurde 1884 der Uhrturm der Stadt erbaut. Er steht direkt neben der Eski-Moschee. In dieser Zeit war es noch die Ausnahme, dass die Menschen eigene Uhren besaßen. Durch den öffentlichen Uhrturm war die aktuelle Zeit jedem bekannt. Für die damalige Zeit war das eine große Innovation. Das macht den Uhrturm für mich zu einer der Sehenswürdigkeiten von Komotini.
Imaret
Ein Imaret ist eine öffentliche Küche. So ein Gebäude war für die Gesellschaft des Osmanischen Reiches sehr bedeutsam. Hier ging es darum, arme Menschen in einer Gemeinde mit Speisen zu versorgen. Die Armenspeisung als freiwilliges Almosen ist eine islamische Tradition. Meist gehörte ein Imaret zu einem Komplex von Gebäuden, zu dem auch Schulen, eine Bibliothek oder eine Moschee gehörte.
Das Imaret von Komotini ist eines der ältesten osmanischen Baudenkmäler, die in Europa erhalten sind. Erbaut wurde es in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Heute dient das Gebäude als Museum, in dem christliche Exponate aus dem 16. bis zum 20. Jahrhundert zu sehen sind.
Archäologisches Museum
Komotini hat ein kleines archäologisches Museum. 1965 hat man in Didymoticho eine Büste des römischen Kaisers Septimius Severus gefunden, die komplett aus Gold gearbeitet war. Diese Goldbüste des Septimius Severus ist im Archäologischen Museum von Komotini zu sehen.
Wie komme ich nach Komotini
Die Anreise nach Komotini ist kein Problem. Die Stadt ist in jeder Hinsicht gut angebunden. Es gibt einige Möglichkeiten, um nach Komotini zu kommen:
- Auto: Die Stadt liegt an der A2 (E90) und hat zwei Autobahn-Abfahrten: Komotini-West und Komotini-Ost. Im Zweifel nutzt Du die Navigation Deines Smartphones, um ans Ziel zu kommen.
Offiziell heißt die A2 übrigens Egnatia Odos (Εγνατία Οδός,), die Namensgebung spielt auf die gleichnamige römische Straße in der Antike an. - Bahn: Der Ort liegt an der Bahnstrecke zwischen Thessaloniki und Alexandroupolis. Die Bahnstrecken ist derzeit (mein letzter Informationsstand ist September 2022) still gelegt. Möchtest Du mit der Bahn anreisen, erkundige Dich bitte vorab, ob sie wieder fährt. Der Bahnhof von Komotini liegt etwa einen Kilometer vom Stadtzentrum aus entfernt.
- Bus: Die Stadt ist an das Fernbusnetz angeschlossen. Der KTEL Busbahnhof liegt am Rande des Stadtzentrums.
- Flugzeug: Der nächst gelegene internationale Flughafen ist der von Thessaloniki. In der Nähe liegen auch die regionalen Flughäfen von Kavala oder Alexandoupolis.
Komotini ist sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto sehr gut zu erreichen. Wenn Du hier einige Tage verbringen möchtest und dabei auch Ausflüge ins Umland auf dem Plan stehen, dann empfehle ich für Touristen einen Mietwagen.
Wo kann ich in Komotini wohnen?
Es ist kein Problem, ein nettes Hotel, eine Pension oder eine Ferienwohnung zu finden. Sie sind in den bekannten Buchungsportalen im Internet gelistet. Möchtest Du hier Urlaub machen, wirst Du etwas passendes finden. Die Preise für eine Nacht können dabei recht unterschiedlich ausfallen. Tipp: Erst vergleichen, dann buchen. Am besten Du schaust, was für eine Bewertung Deine Unterkunft in der letzten Zeit von anderen Gästen bekommen hat.
Ich empfehle eine Unterkunft in der Nähe der Platia Irinis (Πλατεία Ειρήνης = Friedensplatz). Dort gibt es mehrere Hotels, so dass Du problemlos eines finden solltest, das zu Dir passt. Von hier aus erreichst Du nicht nur sehr viele Restaurants, Cafes und andere Gaststätten. Auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind von hier aus gut zu Fuß zu erreichen. Solltest Du mit dem Mietwagen unterwegs sein, achte bei der Buchung bitte darauf, ob es am Hotel eine Parkmöglichkeit gibt.
Ausdrücklich möchte ich kein Hotel empfehlen. Das wäre unfair gegenüber allen Hotels, die ich selbst nicht kenne und die ganz sicher auch gute Leistungen anbieten.
Ich gehe meist so vor, dass ich mir eine Gegend in der Innenstadt aussuche, in der ich wohnen möchte. Dann suche ich mir in einem der einschlägigen Buchungsportale eine Unterkunft, die meinen Vorstellungen entspricht. Ehe ich buche, schaue ich in den Bewertungen anderer Gäste, wie sie ihren Aufenthalt dort empfunden haben. Passt das zu meinen Vorstellungen, dann erst buche ich meinen Aufenthalt.
Wo kann ich in Komotini ausgehen?
Rund um die Platia Irinis findest Du viele Restaurants. Aber auch die Altstadt lohnt. In der Altstadt gibt es viele kleine Restaurants, die türkische Küche anbieten. Das ist eine sehr schmackhafte Alternative zur griechischen Küche. In Komotini kannst Du das beste aus beiden Ländern bekommen.
Bei den Bars ist es schwierig zu sagen, was gerade angesagt ist. Die jungen Leute tendieren zu Neueröffnungen. Am besten, Ihr schaut Euch die Bars von außen an und geht rein, wenn sie Euch ansprechen. In der Altstadt gibt es viele davon.
Die Geschichte von Komotini
Archäologen haben herausgefunden, dass es hier vom 2. Jahrhundert n. Chr. bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bereits eine Siedlung gab.
Rom, Byzanz, osmanisches Reich
Im 4. Jahrhundert errichtete Kaiser Theodosius I in Komotini eine Festung. Sie war eine der vielen Festungen in Thrakien, welche die Via Egnatia sicherten.
Die Via Egnatia war eine der wichtigsten Straßen im römischen Reich. Sie war eine Verlängerung der Via Traiana, die von Rom aus nach Brindisi führte. Von dort aus setzten die Menschen über nach Griechenland. Die Via Egnatia war gewissermaßen die Verlängerung der Via Traiana bis hin nach Konstantinopel.
Zum Ende des Byzantinischen Reiches gab es in Komotini eine kleine Festung, die sich zu einem städtischen Zentrum entwickelt hatte. Daraus entwickelte sich das heutige Komotini.
Die Osmanen eroberten die Stadt im Jahr 1363. Im 19. Jahrhundert bauten sie Komotini zu einem wichtigen Verwaltungszentrum aus.
1801 berichtete der englische Reisende Edward Daniel Clarke über seinen Aufenthalt in Komotini. Damals zählte man nicht die Einwohner, sondern die Feuerstellen. In der Stadt soll es 1.000 Feuerstellen gegeben haben, von denen vierhundert den Griechen gehörten. Sechzig gehörten Juden, fünfzehn Armeniern und 525 Türken. Bulgaren erwähnt er nicht, obwohl es sie damals in großer Zahl in der Stadt gab.
Auch Komotini beteiligte sich 1821 an der griechischen Revolution. Diese wurde im Norden des heutigen Griechenlands jedoch schnell niedergeschlagen. Kämpfer aus Komotini waren anderswo in Griechenland aktiv.
Bis Oktober 1912 gehörte die Stadt zum osmanischen Reich. Als Folge des ersten Balkankrieges kam sie aber zu Bulgarien. Das war für die Griechen, Pomaken und Türken der Stadt mit sehr vielen Repressalien verbunden. Bulgarische Nationalisten versuchten, hier die Oberhand zu gewinnen. Während des zweiten Balkankrieges 1913 hat die griechische Armee die Stadt befreien können, nach dem Friedensschluss im selben Jahr ging sie aber zurück an Bulgarien. Der Versuch einer Autonomie der Stadt scheiterte. Die Repressalien gegen Türken und Griechen wurden stärker, viele flohen aus der Stadt. Zugleich sind hier sehr viele Menschen aus Bulgarien angesiedelt worden.
Komotini kommt nach dem 1. Weltkrieg zu Griechenland
Nach dem Ende des ersten Weltkriegs wendete sich das Blatt. Französische Truppen haben Komotini besetzt, die Stadt kam jetzt zu Griechenland.
Die Repressalien der Bulgaren gegen Griechen und Türken rächten sich jetzt. Die bis dahin recht starke bulgarische Bevölkerung wurde vertrieben. Die muslimische Bevölkerung konnte bleiben. Ungefähr die Hälfte der heutigen Einwohner Komotinis sind ethnische Türken oder muslimische Pomaken.
In Komotini gibt es einige wunderschöne Moscheen. Wenn Ihr in der Region seid, dann lohnt es sich ein Auge darauf zu werfen. Die Spuren der osmanischen Zeit sind hier in den Menschen noch sehr lebendig. Die Vertreibungen und Katastrophen, die an anderen Orten das Verhältnis von Türken und Griechen bis heute sehr belasten, sind am Komotini vorbeigegangen.
Die Moscheen und anderen alten Bauten in Komotini legen heute ein lebendiges Zeugnis dafür ab, dass Geschichte und Gegenwart versöhnt sein können.
Was gibt es sonst noch in Komotini?
Komotini hat außer den genannten kulturellen Sehenswürdigkeiten noch viel mehr zu bieten.
Die Demokrit Universität
Seit 1973 gibt es in Komotini die Demokrit-Universität Thrakien.
Krankenhaus
In Komotini gibt es ein Krankenhaus. Dabei handelt es sich um das Sismanogleio-Krankenhaus (Γενικό Νοσοκομείο Κομοτηνής «Σισμανόγλειο»).
- Adresse: I. Sismanoglou 45, Komotini (Ι. Σισμάνογλου 45, Κομοτηνή)
- Telefon: 0030 25313 51100
- Homepage: www.komotini-hospital.gr
Das Krankenhaus liegt am östlichen Stadtrand. Nimm die Linie 1, wenn Du mit dem Bus dorthin fahren möchtest. Die Haltestelle ist direkt beim Krankenhaus. Mit dem Auto fährst Du in Richtung der Autobahnausfahrt Komotini-Ost.
Einkaufen in Komotini
In der Stadt findest Du die üblichen großen Märkte und viele kleine Läden, die in Griechenland nach wie vor sehr beliebt sind.
Während bei uns die „Tante-Emma-Läden“ weitgehend verschwunden sind, können sie sich in Griechenland noch halten.
Es gibt auch viele kleine Geschäfte. Auf dem Foto rechts siehst Du ein Bekleidungsgeschäft für Kinder. Es liegt in der Ermou in der Innenstadt. Hier gibt es viele kleine und schöne Geschäfte.
Süßwaren scheinen in Komotini besonders beliebt zu sein. Es gibt in der Altstadt gleich mehrere Läden, die sie anbieten. Die kulturelle Nähe zur Türkei ist dabei nicht zu übersehen. Du solltest unbedingt in eines dieser Geschäfte gehen, wenn Du in der Stadt bist.
Pingback: Im Hafen von Alexandroupoli beginnt der Ausbau - Hellas Blog
Moin Roland, sehr informativer und interessanter Artikel über Komotini.
Wer sich weiter mit der sogenannten „Kleinasiatischen Katastrophe“ (Bevölkerungsaustausch 1923) beschäftigen möchte, dem kann ich zwei Bücher wärmstens empfehlen.
Die letzten Byzantiner – Die Vertreibung der Griechen vom Schwarzen Meer Eine Spurensuche
https://diablog.eu/literatur/auf-den-spuren-der-grossmutter-reise-nach-ordu-mirko-heinemann/
Vom Pontos in den Pott von Maria Laftsidis-Krüger
https://hellas.blog/vom-pontos-in-den-pott/
Kaló Chimóna (Καλό χειμώνα) – einen guten Winter, kv