Inseln

Psara

Die Insel Insel Psara (Ψαρά) liegt in der Ägäis nordwestlich von Chios. Die Insel gehört zur Region Nördliche Ägäis.

Der Massentourismus geht an Psará völlig vorbei. Sie ist ideal, um sich zu erholen und das wirkliche Leben auf einer griechischen Insel kennen zu lernen. Heute leben hier vielleicht 450 Menschen. Ich finde, sie ist ein toller Tipp für einen Inselurlaub jenseits der touristischen Massen. Deshalb schreibe ich diesen Artikel.

Deine Anreise nach Psará

Aus Deutschland gibt es praktisch zwei Optionen für Dich, um mehr oder weniger direkt nach Psará zu reisen. Entweder nimmst Du einen Flieger nach Athen und reist von dort mit der Fähre weiter. Oder Du fliegst nach Chios und setzt den Rest der Anreise über das Wasser fort.

Psará
Psara

Eine dritte Option ist, dass Du Inselhüpfen machst. Psará ist eine Station für Dich, danach geht es weiter. Aber auch da solltest Du mindestens eine Nacht hierbleiben. Du kommst und gehst mit der Fähre.

Fährverbindungen gibt es ganzjährig nach Chios und auf das Festland.

Von Chios geht einmal eine Fährverbindung von Hafen der Inselhauptstadt Chios. Dann gibt es noch eine Verbindung von Limenas (Λιμένας) zur Nachbarinsel Psara.

Wenn Du über Athen anreist, dann gibt es zwei Möglichkeiten. Einmal gibt es eine Fährverbindung vom Hafen von Piräus nach Chios. Von dort musst Du dann mit einer weiteren Fähre nach Psará übersetzen.

Im Sommer gibt es aber auch eine direkte Fährverbindung vom Hafen von Lavrio (Λαύριο). Zumindest war das im Sommer 2023 noch so. Für 2024 habe ich noch keine Fährverbindung gefunden.

Solltest Du für Deine Anreise nach Psará eine Fährverbindung ab dem Festland in Betracht ziehen, dann empfehle ich Dir, Deine Tickets schon aus Deutschland zu buchen. Nur so ist sicher, dass Du auf der gewünschten Fähre auch mitkommst. Auf jeden Fall solltest Du die Fährverbindungen schon früh recherchieren. Es wäre blöd, erst vor Ort herauszufinden, dass die Linie zu dem von Dir gewünschten Zeitpunkt gar nicht befahren wird.

Tavernen in Psará

In Psara gibt es mehrere Tavernen, so dass für kulinarische Abwechslung gesorgt ist.

Fangen wir hinter dem Strand an. Dort ist das Spitalia (Σπιτάλια), in dem der Wirt Andreas in der Saison für das Wohl seiner Gäste sorgt.

Dann geht es weiter zum Hafen, wo es zwei Restaurants gibt. Einmal möchte ich das Flaros (Φλάρος) nennen. Hier gibt es Gegrilltes, die Gäste rühmen das Souvlaki. Das andere Restaurant ist das Aldebaran. Fans von Fisch und Fleisch kommen hier auf ihre Kosten.

Einen sehr guten Ruf hat auch das weiter im Westen der Stadt gelegene Iliovasilema. Der Name bedeutet Sonnenuntergang, und den kann man hier gut genießen. Die Mezedes, die griechischen Vorspeisen, sollen hier sehr gut sein.

10 Highlights von Psará

Auf Psará findest Du vor allem Ruhe und Erholung. Du kannst wandern oder einen Tag am Strand verbringen. Es gibt 10 Dinge, die Du auf Psará unternehmen oder besichtigen kannst.

Erkunde das Dorf Psará

Der Hauptort heißt ebenfalls Psará. Die Häuser sind im traditionellen Stil erbaut. Es gibt hier Hotels und Zimmer zu mieten, die Übernachtung ist kein Problem. Du kannst durch den schönen Ort bummeln

Besuche das Nautische Museum

Im Ort gibt es ein kleines Museum, das der Seefahrt gewidmet ist. Soweit ich weiß, ist es im Winter geschlossen. Die Öffnungszeiten habe ich leider nicht herausfinden können.

Besuche die Kirche des Heiligen Nikolaus

Unerwartet groß für eine so kleine Gemeinde ist die St. Nikolaos geweihte Kirche in Psará (Ιερός Ναός Αγίου Νικολάου). Konstantinos Kanaris, der auf Psará geborene Held des griechischen Freiheitskampfes, startete von hier 1824 seinen Angriff auf das Flaggschiff der türkischen Flotte.

Spaziere durch Kanaris Garten

Wie bereits erwähnt, stammt Konstantinos Kanaris aus Psará. Der Garten seiner Familie ist erhalten und gilt heute als historische Sehenswürdigkeit.

Gehe zu den 3 Windmühlen

Südlich vom Ort ist ein kleiner Berg mit den Ruinen von drei Windmühlen. Wegen der Aussicht auf den Ort lohnt es sich, hier hin zu gehen.

Besuche das Denkmal für das Massaker von Psará

Etwas hinter den 3 Windmühlen hat man 1956 ein Denkmal errichtet. An dieser Stelle kämpften zum Schluss noch 150 Griechen gegen die osmanischen Angreifer. Diese Stelle ist der „schwarze Rücken“ von Psará, was durch die Farbe des Felsens zu erklären ist.

Mache einen Ausflug zur Ausgrabung von Archontiki

Nicht nur für Fans längst vergangener Zeiten lohnt sich ein Ausflug zur Archäologischen Stätte von Archontiki auf Psará (Αρχαιολογικός Χώρος Αρχοντικίου Ψαρών). Dies sind die Reste mykenischer Aktivitäten auf der Insel, die auch in der Bronzezeit besiedelt war.

Mache einen Ausflug nach Antípsara

Auf der benachbarten Insel Antípsara (Αντίψαρα, gesprochen: Andipsara) leben nur wenige Menschen. Von Psará aus verkehrt eine Fähre hin und zurück. Diese Insel ist vor allem für ihre Natur bekannt, hier brüten viele ansonsten seltene Vögel.

Verbringe einen Tag am Strand

Rund um Psará gibt es zahlreiche Strände, die Dich zum verweilen einladen. Meiner Meinung nach bietet sich zuerst der Strand des Hauptortes Psará an. Schön sind auch der nordwestlich gelegene Strand von Lakka, der von Ftelio oder in der Nähe des Leuchtturms der Strand von Fanari. Erkundige Dich, wie Du genau zu den weiter von Psará entfernten Stränden kommen kannst.

Besuche die vielen Kirchen und Klöster auf der Insel

Es ist erstaunlich, dass es auf Psará doch sehr viele Kapellen, Kirchen und Klöster gibt. Das zeugt nicht nur von der tiefen Frömmigkeit der Insulaner. Es ist auch ein Beweis, wie wohlhabend Psará vor der Katastrophe im Jahr 1824 gewesen ist.

Die Geschichte von Psará

Die Insel ist schon sehr lange besiedelt. Die ältesten Spuren menschlicher Aktivitäten lassen sich für die Jungsteinzeit nachweisen. Für die Bronzezeit hat man eine mykenische Siedlung nachweisen können, die von ca. 1400 v.Chr. bis 1100 v.Chr. bestand. Funde aus einer Nekropole lassen sich zwischen dem 8. und dem 5. Jahrhundert vor Christus datieren. Man kann sagen, dass die Menschen hier ab der Jungsteinzeit bis hin in die Neuzeit sehr gut leben konnten.

Unter der osmanischen Herrschaft ging es den Inselbewohnern lange gut. Die Insel hatte eine der größten Flotten Griechenlands und kam so zu großem Wohlstand.

Die Katastrophe von Psará

Seit 1821 tobte der griechische Freiheitskampf, an dem sich auch die Insel Psará aktiv beteiligte.

Die Insel an sich hatte nur 7.000 Bewohner. Allerdings hatten hier vermutlich über 20.000 Menschen aus den umliegenden Inseln und Orten Zuflucht gesucht. Zudem hatten die Insulaner etwa 1.000 Kämpfer aus Makedonien und Thessalien angeheuert, um geschützt zu sein.

Die Fahne von Psará im Nationalen Historischen Museum von Athen
Die Fahne von Psará im Nationalen Historischen Museum von Athen

Die osmanischen Machthaber wollten ihren Untertanen eine blutige Lektion erteilen und besetzten die Insel. Den schwärzesten Tag ihrer Geschichte erlebte sie am 3. Juli 1824. Die Flotte der Osmanen tauchte vor der Insel auf. Aus den mir bekannten Quellen ist nicht bekannt, wie viele Schiffe es waren, die Angaben schwanken zwischen 180 und 235 Schiffen. Zunächst konnten die Griechen Widerstand leisten, später gelang den Türken jedoch die Landung mit etwa 10.000 kampferprobten Soldaten. Diese schlugen bis zum Abend des folgenden Tages nicht nur den Widerstand nieder. Sie töteten, wen sie erwischten. Unter den Bewohnern der Insel richteten die Türken ein furchtbares Massaker an. Man geht von mindestens 15.000 Menschen aus, die getötet oder in die Sklaverei verkauft wurden.

Nur etwa 3.000 Griechen konnten aus Psará entkommen. Viele siedelten sich auf Euböa an, einige auf Síros. Nur wenige kamen später zurück.

Dieses Massaker war eine Katastrophe, von dem Psará sich nicht mehr erholen konnte.

Die Fahne von Psará hängt heute im Nationalen Historischen Museum von Athen. Sie erinnert dort nicht nur an den wichtigen Beitrag, den die Insel Psará zum griechischen Unabhängigkeitskampf geleistet hat. Vor allem erinnert sie an die vielen Menschen, die dem Massaker auf Psará zum Opfer fielen.

Die Datierung des Massakers

Das Datum für die Katastrophe von Psará wird oft auch der 21. Juni 1824 genannt. Dieses Datum bezieht sich auf den julianischen Kalender und entspricht dem 3. Juli 1824 nach dem heute weitgehend gebräuchlichen gregorianischen Kalender.

Das Gedicht über die Katastrophe von Psará

Der Dichter Dionysios Solomos hat das Massaker von 1824 in einem Gedicht thematisiert, das „Die Kathastrophe von Psará“ (Η καταστροφή των Ψαρών) heißt.

Musiker aus Zákynthos (Ζάκυνθος) haben das Gedicht vertont, eingesungen und auf YouTube veröffentlicht.

Das Gedicht von der Katastrophe von Psará (Quelle: YouTube)

Verwendete Literatur

Bei der Erstellung dieses Beitrags habe ich die verlinkten Quellen genutzt. Weiter half mir:

Baedeker Griechenland, 20. Auflage 2022, ISBN 978-3829747196, Seite 376

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

3 Gedanken zu „Psara

  • Und, auch mal auf Psara gewesen?

    Antwort
    • Leider bisher nicht. Ich schaue mir momentan einige Inseln an, weil ich gerne wieder mal Inselhüpfen machen möchte. Auf Psara und ihre Geschichte bin ich zum ersten Mal in Athen getroffen, im Nationalen Historischen Museum. Der Blogbeitrag enthält, was ich zur Insel habe recherchieren können. Ich finde das für einen Urlaub unheimlich reizvoll.

      Antwort
  • Moin Roland, sehr interessanter Bericht über eine „Unbekannte“. Ich liebe auch die kleinen „Unbekannten“.

    Unbebaute Buchten und Strände, ich hoffe das Psará so bleibt wie es ist. Die Laka-Bucht erinnert mich sehr an den Löwen bei Lentas auf der Insel Kreta.

    Während der Sommersaison wird es ja immer schwieriger eine ruhige und noch ursprüngliche Griechische Insel zu finden. Sehr viele Griechische Inseln werden inzwischen von Kreuzfahrtschiffe angefahren, auch kleinere Inseln wie Patmos, Amorgos…

    Ich habe gelesen, das es auf Antípsara nur zwei intakte Gebäude gibt, zwei Kirchen. Ich denke das Antípsara nicht mehr bewohnt ist.

    Es gibt so um die 100 bis 120 bewohnte Inseln in Griechenland. Einige wenige kleine Inseln sind nur im Sommer bewohnt.

    Jede, der über knapp 100 bewohnten griechischen Inseln, hat ihren besonderen Reiz und Charakter. Jede Insel hat auch ihre Liebhaber und ihre langjährigen Stammgäste.

    Mir gefallen am besten, die kleinen, einsamen und abgelegenen Inseln. Um so weiter weg von Athen, um so besser. Interessant finde ich grundsätzlich die kleinen griechischen Inseln mit wenigen Einwohnern (unter 50 bis 250). Grundsätzlich auch die Inseln, über die es keinen Reiseführer gibt und über die man kaum Informationen im Internet findet.

    Die großen touristischen Sommerinseln wie Mykonos, Santorini, Kos und Rhodos sind nichts für mich, die sind mir einfach viel zu touristisch, überlaufen und zu teuer. Dort fehlt mir einfach das Ursprüngliche.

    Jede Insel hat seinen eigenen Charakter und Identität, es gibt für mich aber eine handvoll Inseln, die haben einen ganz eigenen besonderen Charakter und Identität. Das merkt man sofort oder nach ein paar Tagen auf der Insel. Auf Grund der Lage, der Geschichte, der Landschaft, der Menschen, der Bräuche und Traditionen…

    Meine Lieblingsinseln sind Samothraki, Ikaria, Donousa, Anafi, Sikinos, Alonissos, Kimolos, Thirasia, Kreta & Gavdos.

    Viele Grüße aus Hamburg, kv

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