Vom Pontos in den Pott
„Vom Pontos in den Pott“ ist ein sehr unterhaltsam geschriebener Roman der deutsch-griechischen Autorin Maria Laftsidis-Krüger. Er erzählt von der Einwanderung griechischer Arbeiter nach Deutschland und der (Vor-)Geschichte dieser Menschen. Dabei kann Maria aus dem Erfahrungsschatz ihrer eigenen Familie schöpfen.
Vom Pontos in den Pott
Der Roman „Vom Pontos in den Pott“ erzählt von Menschen, die erst aus ihrer Heimat am Schwarzen Meer (Pontos) vertrieben wurden.
Sie versuchten in Griechenland heimisch zu werden, hielten aber an ihren Traditionen, ihrem Dialekt und ihren Gebräuchen fest. Später gingen sie von Griechenland nach Deutschland, um hier einer besser bezahlten Arbeit nachzugehen.
Was der Pontos ist, wissen viele Menschen in Deutschland nicht. Es handelt sich um die Region im Nordosten der heutigen Türkei, die ans Schwarze Meer angrenzt. In der Antike nannte man das Schwarze Meer Pontos Euxinos, daher leitet sich das noch heute gebräuchliche Wort Pontos ab.
Dass Griechen in dieser Region siedeln, hat eine sehr lange Geschichte. Erste Spuren griechischer Menschen lassen sich in der Region um 1000 v. Chr. nachweisen. Sie gründeten Handelsposten, die sich ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. zu Städten entwickelten.
Man nennt diese Menschen und ihre bis heute lebenden Nachfahren Pontos-Griechen oder kurz Ponti (Πόντιοι). Eine erste Zäsur kam mit dem Fall von Konstantinopel (1453) und der Eroberung von Trapezunt durch die Osmanen acht Jahre später. Einige Ponti wanderten in das Russische Reich aus, wo sie neue griechische Gemeinden bildeten und bis in die Neuzeit leben. Andere gingen in die Berge und versuchten, abseits der Aufmerksamkeit der osmanischen Herrschaft ein eigenständiges Leben zu führen.
Die Pontos-Griechen in der osmanischen Zeit
Wohl die meisten Griechen blieben in ihren Dörfern und Städten wohnen und arrangierten sich mit den neuen Verhältnissen. Die große Zäsur kam für sie 1923 mit dem Vertrag von Lausanne. Dieser sah vor, dass die meisten Griechen das Gebiet der Türkei verlassen und nach Griechenland gehen mussten. Faktisch bedeutete dies, dass etwa 1,5 Millionen Griechen ihre jahrtausendealte Heimat verloren.
Ihr Griechisch unterschied sich deutlich von dem modernen Griechisch, das im heutigen Griechenland gesprochen wurde. Die Sprache bildete so eine gewisse Hürde bei der Integration, die nichts desto trotz aber gelingen musste. Die Ponti bewahrten sich ihre Kultur, auch wenn sie vor immer neue Herausforderungen gestellt waren.
Abwanderung nach Deutschland
Es waren wirtschaftliche Gründe, aus denen in den Jahren des deutschen Wirtschaftswunders viele Griechen nach Deutschland gingen. Nicht wenige Ponti waren unter ihnen, und letzten Endes erlebten sie eine zweite soziale Entwurzelung. Von diesen Menschen erzählt „Vom Pontos in den Pott“ eine ganz wundervolle Geschichte.
Der Roman beginnt in Trapezunt vor der Vertreibung der Griechen und führt den Leser bis in den Ruhrpott, als griechische Gastarbeiter hier ankommen. Zunächst war er nur als eine Erinnerung an ihren Großvater gedacht. Aber der Stoff gibt „mehr“ her, und Maria hat daraus ein gut geschriebenes Buch gemacht.
Maria Laftsidis-Krüger liest in Neubukow einige Passagen aus ihrem Roman und wird auch aus ihrer eigenen Familiengeschichte erzählen.
Lesungen aus dem Buch mit Maria
Maria Laftsidis-Krüger liest auch öffentlich aus ihren Buch und berichtet dazu aus der Geschichte ihrer eigenen Familie. Am 23. September 2023 fand eine solche Lesung in der Heinrich Schliemann Gedenkstätte in Neubukow statt. Und am 8. November 2023 war Maria Laftsidis-Krüger in Thessaloniki zu Gast bei der Evangelischen Kirche deutscher Sprache in Thessaloniki.
Maria Laftsidis-Krüger
1964 kam Maria Laftsidis-Krüger mitten im Ruhrpott zur Welt.
Ihre Mutter war eine waschechte Ruhrpöttlerin, ihr Vater ein stolzer Makedone aus einem Dorf zwischen Kavalla und Drama. Maria ist die perfekte Mischung aus beidem.
Ihr Brotberuf ist der einer Bankkauffrau, in ihm ist sie für eine Großbank tätig. Marias Leidenschaften sind Schreiben, Kochen, Musik und Reisen nach Griechenland. Sie verbindet ihre Leidenschaften auf die unterschiedlichste Weise.
Das Kochen hat sie von ihrem Vater gelernt. Sie gibt Kochseminare und hat sehr viele Kochbücher geschrieben. Auf Facebook betreibt sie eine Gruppe mit Namen Griechische Küche … Parea, ein Lebensgefühl. Hier geht es auch, aber nicht nur um die griechische Küche.
Aus ihrer Feder stammen auch mehrere Romane. Sie sind in guten Buchhandlungen und bei den einschlägigen Plattformen im Internet erhältlich.
Maria hat Wurzeln in Deutschland und Griechenland
Der Vater, ein stolzer Makedone aus einem kleinen Dorf zwischen Kavalla und Drama; die Mutter, eine waschechte Ruhrpöttlerin. So wuchs Maria zwischen zwei Kulturen und zwei Welten immer wieder pendelnd zwischen dem Ruhrpott und Nordgriechenland auf. Heute sagt sie, Halbgriechin zu sein, ist eine Bereicherung. Seit 1982 ist sie bei einer Großbank als Bankkauffrau angestellt.
Die Leidenschaft zu ihrem Vaterland in Form von einer Radiosendung rund um griechische Musik, viele Urlaube und vielen Fotos aus Nordgriechenland und nicht zuletzt ihre griechischen Kochseminare im Ruhrpott sind der Ausgleich zu diesem eher bodenständigem Job. Die Liebe zum Kochen lernte sie von ihrem Vater Jannis, der sie auch dazu anspornte, an diversen Kochshows im TV teilzunehmen. Nach dem Sieg beim „Wunderbaren Wohnlokal“ 2011 begann Maria, ihre Leidenschaft für die griechische Küche an Teilnehmern ihrer Kochseminare weiterzugeben. In jüngster Zeit erstellte sie in Kooperation mit Dimitris Pergialis eine kleine Kochbuchserie mit diversen griechischen Themen. Im Jahre 2018 stellte sie ihren halbbiographischen Roman rund um ihre pontischen Wurzeln fertig, der in Trapezounta vor der Kleinasiatischen Katastrophe beginnt und im Ruhrpott mit dem Ankommen der ersten Gastarbeiter aus Griechenland endet. Zunächst als Erinnerung an ihren Vater und Großvater gedacht, entschloss sie sich auf Anraten von Freunden zur Veröffentlichung.
Mehr zu Maria Laftsidis-Krüger
Zu Marias Kochbüchern empfehle ich ihre Seite griechische-rezepte.info.
Hinweis zu den Bildern auf dieser Seite
Maria Laftsidis-Krüger hat mir die Bilder zur Veröffentlichung im Hellas Blog zur Verfügung gestellt. Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich.
Pingback: Maria Laftsidis-Krüger liest am 9. März 2024 in Bremen - Hellas Blog
Moin Roland, ich beschäftige mich schon länger mit der sogenannten „Kleinasiatischen Katastrophe“ (Bevölkerungsaustausch 1923).
Ich habe die Tage das Buch „Vom Pontos in den Pott“ gelesen. Die knapp 500 Seiten lesen sehr gut. Der Schreibstil ist sehr angenehm und ruhig, die Geschichte spannend und interessant.
Das Thema „Kleinasiatischen Katastrophe“ wird als Roman verarbeitet. Maria Laftsidis-Krüger beschreibt das Leben der Ponto-Griechen sehr einfühlsam.
Viel Raum nimmt das Leben der Ponto-Griechen an der Schwarzmeerküste in Trapezunt (heute Trabzon) ein. Trapezunt, die bedeutende Stadt der Griechen, befand sich seit 1461 unter osmanischer Herrschaft. Griechen, Armenier und Juden lebten in ihren eigenen Viertel und blieben unter sich. Zuhause sprachen sie ihre Sprachen und Dialekte.
„Man fühlte sich griechischer als die Griechen im Mutterland. Man vermischte sich nicht und lebte wie in einem Vakuum, wo niemand von außen eindringen konnte.“
Man erfährt viel über die Identität der Ponto-Griechen (Sitten und Gebräuche, Glaube und Kultur) und wie wichtig die Musik und der Tanz für diese Menschen ist.
„Seine Tänze, Musik und Lieder beherrschen seit Jahrhunderten die Feierlichkeiten, die man mit viel Stolz an die nächste Generation weitergab.“
„Musik war im Leben der Pontosgriechen immer schon ein ein Bindeglied von Rize bis nach Konstantinopel und bis hinunter nach Smyrna. Wenn die Lyra oder die Baglama erklang, fühlte man sich heimisch, niemals allein.“
Dann kommt die Flucht mit dem Schiff nach Thessaloniki und der Neuanfang in der Fremde. Es werden Dörfer in Chalkidiki gegründet.
Die Kinder der Flüchtlinge gehen als Gastarbeiter nach Deutschland. Im Buch wird dieser Schritt in den Ruhrpott beschrieben.
Das Thema Heimat und Flucht zieht sich durch das ganze Buch. Das Buch hat viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Ich habe schon lange keinen so guten Roman mehr gelesen.
Ich möchte noch zwei Bücher zu diesem Thema empfehlen:
– Die letzten Byzantiner – Die Vertreibung der Griechen vom Schwarzen Meer Eine Spurensuche
https://diablog.eu/literatur/auf-den-spuren-der-grossmutter-reise-nach-ordu-mirko-heinemann/
– Die Wurzeln lang ziehen – Eine pontische Spurensuche nach der Kleinasiatischen Katastrophe
https://diablog.eu/literatur/die-wurzeln-lang-ziehen/
Kaló Chimóna (Καλό χειμώνα) – einen guten Winter, kv
Moin,
lieben Dank für Deine Ergänzung.
Maria wird am 9. März 2024 in Bremen eine Lesung aus diesem Buch machen. Wenn Du sie kennenlernen und Dich mit ihr dazu austauschen möchtest, dann geh doch mal hin. Von Hamburg aus ist es machbar. Die Lesung findet um 17 Uhr in den Räumen des Aristoteles-Instituts statt. Die Karte kostet 10 Euro. Für die Reservierung nimm bitte Kontakt mit Klaus Bötig auf:
https://www.klausboetig.de/kontakt/
Komm gut ins neue Jahr,
Roland
Moin Roland, vielen Dank für den Tipp. Termin habe ich mir notiert. Klaus ist ein guter Freund von mir…
Chrónia pollá, kv
Vielen lieben Dank
Dafür nicht. Ich wünsche Dir morgen einen schönen und gut besuchten Abend!