Jaques Stroumsa
Am 4. Januar 1913 erblickte Jaques Stroumsa (Ιάκωβος Στρούμσα) in Thessaloniki das Licht der Welt. Sein Geburtstag ist für mich der Anlass, von Jaques Leben zu berichten. Was er erlebt hat, inspirierte Leonard Cohen zu seinem 1984 veröffentlichtem Lied Dance Me to the End of Love.
Jaques Stroumsa war ein Jude aus Thessaloniki. Zum Zeitpunkt der deutschen Besetzung im April 1941 lebte in Saloniki eine jüdische Gemeinde von etwa 53.000 Menschen. Die deutschen Besatzer haben sie in Konzentrationslager verschleppt.
In einigen Todeslagern haben die Nazis Musiker gezwungen zu spielen, während andere in die Gaskammern gingen. Während die Mitgefangenen getötet wurden, mussten sie weiter spielen. Einer dieser Musiker war Jaques Stroumsa.
Was ihn rettete, war seine Musik.
Jaques kam 1913 zur Welt. Nach seinem Schulabschluss ging er nach Frankreich, um zu studieren. Dort erlernte er zugleich auch das Geigenspiel. Sein Ingenieurs-Studium konnte er erst nach dem Krieg abschließen.
1935 kehrte Jaques nach Griechenland zurück, um seinen Militärdienst abzuleisten, Französisch zu unterrichten und im Militärorchester Geige zu spielen.
Als die Deportation nach Auschwitz begann, wurde seine gesamte Familie dorthin gebracht: Jaques schwangere Frau Nora, seine beiden Schwestern und sein Bruder. Auch seine Eltern, Schwiegereltern und andere Familienmitglieder sind nach Auschwitz deportiert worden.
Am 8. Mai 1943 kamen sie in Auschwitz an. Der Kapo im Block von Jaques Stroumsa fragte die Häftlinge, ob jemand ein Musikinstrument spielen könne. Jaques meldete sich nicht sofort, dann aber doch. Der Kapo drohte ihm Stockschläge an, weil er sich nicht sofort auf die Frage hin gemeldet hatte. Zuerst wollte er ihn aber spielen hören. Das Vorspielen dauerte 20 Minuten. Jaques muss so gut gewesen sein, dass der Kapo auf die Stockschläge verzichtet hat.
Jaques Stroumsa muss im KZ Geige spielen
Man hat ihn ins das Konservatorium des Lagers geschickt und spielte dort als erster Geiger des Männerorchesters. Später wurde er als Konstruktionszeichner bei den Weichsel-Union-Metallwerken eingesetzt.
Im Januar 1945 hat die SS Stroumsa auf einen Todesmarsch nach Mauthausen geschickt, wo die Häftlinge sechs Tage später eintrafen. Bis auf seine beiden Schwestern waren seine Familienmitglieder schon tot. Seine Schwester Julie starb in den letzten Tagen vor der Befreiung im KZ Bergen-Belsen an Typhus.
Auch Jaques Stroumsa litt an Typhus, als ihn die Amerikaner im Mai 1945 im KZ Mauthausen befreiten. Aber er erholte sich. Nach seiner Genesung ging Jaques nach Paris.
Das Leben nach dem Holocaust
Dort spielte Jaques weiter Geige. Dank eines Stipendiums konnte er das Studium abschließen. Dann arbeitete als Ingenieur. Nach vielen Jahren in Frankreich zogen er und seine zweite Frau Laura nach Israel. Mit ihr tanzte er die Liebe bis an das Ende ihres Lebens. 2010 starb Jaques Stroumsa in Jerusalem.
Seine Geschichte kann in Geiger in Auschwitz. Ein jüdisches Überlebensschicksal 1941–1967 nachgelesen werden. Herausgegeben hat dieses Buch Erhard Roy Wiehn.
Leonard Cohen wurde von Stroumsas Geschichte inspiriert
Im Lied dance me to the end of love erzählt Leonard Cohen eine Liebesgeschichte. Dass ihn der Holocaust zu diesem Lied inspiriert hat, hat Leonard in einem Radiointerview am 26. August 1995 bestätigt.
Hört Euch das schöne Lied von Leonard Cohen an, seht das berührende Video mit den vielen Paaren. Seit ich diese Geschichte kenne, nehme ich es ganz anders wahr als zuvor.
Das Geburtsdatum ist nirgends dokumentiert, weil die jüdischen Archive beim großen Brand von 1917 vernichtet wurden! Laut Eigenaussage wurde er 6 Monate nach dem erschlossenen, o.e. Datum geboren ( Stroumsa J. Geiger in Auschwitz, Konstanz 1993, S. 21. ).
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