Auswanderung von Griechen nach Island
Man sollte meinen, dass eine Auswanderung nach Island für Griechen kein großes Thema ist. Weit gefehlt, wie ein Bericht der Zeitung Kathimerini zeigt.
Die Auswanderung nach Island setzte nach der Eurokrise ein
Es sind vor allem Angehörige der jüngeren Generation, die ihr Glück auf der großen Insel südlich von Grönland suchen und finden.
2013 gründete sich ein Verein mit Namen Griechen in Island (Έλληνες στην Ισλανδία). Damals waren es zwischen 10 und 15 Griechen, die hier lebten. Dann setzte eine verstärkte Auswanderung aus Griechenland nach Island ein. Ich denke, das hat mit der Eurokrise zu tun. Diese hat Griechenland bekanntlich sehr, sehr hart getroffen.
Heute sind offiziell 985 Griechen in Island registriert. Tatsächlich werden es etwas weniger. Kathimerini schätzt ihre Zahl auf 750, was im Vergleich zu 2013 immer noch eine drastische Steigerung bedeutet.
Der größte Teil der Griechen ist in Island im touristischen Bereich und in der Gastronomie tätig. Hier hat es auf der Insel in den letzten Jahren ein kräftiges Wachstum gegeben, die Branche bietet daher viele Chancen. Und nicht wenige Griechen bringen aus ihrer Heimat alle Fähigkeiten und Kenntnisse mit, die es braucht.
Kathimerini stellt im Artikel mehrere Griechen vor, die in Island neue Wurzeln geschlagen haben.
Griechen, die in Island Wurzeln geschlagen haben
Da ist die junge Nina Katsatou, die früher in Athen in einer Anwaltskanzlei tätig war.

(Bildquelle: Kathimerini)
Das bedeutete für sie einen hohen Arbeitsdruck und ein mageres Einkommen. In Reykjavik arbeitet sie heute in einem Restaurant. Stress und Anspannung empfindet sie nicht. Die isländische Bürokratie erlebt sie als „passabel“. Ich finde es interessant, dass sie diesen Aspekt erwähnt.
Yannis Arelakis war einer der ersten Griechen, welche die isländische Staatsbürgerschaft erhalten haben. Er kam 1981 auf die Insel. Der Seemann blieb seinem Beruf treu und arbeitet mit seinen inzwischen 71 Jahren immer noch als Kapitän seines eigenen Trawlers.
Giorgos Rasoulis kam aus einem Dorf in Kreta. Er lebt heute im Dorf Vik an der Südküste. Der Umzug von Dorf zu Dorf war für ihn kein Problem, mit der Mentalität der Menschen auf Island kommt er zurecht.
Was für Zuwanderer aus Griechenland hochattraktiv ist, ist die Mentalität der Isländer. Nikolette Savvaki erlebt ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit bei den Einheimischen. Sie spürt, dass sie Teil der Gemeinschaft ist. Losgelöst von der guten Einkommenssituation auf Island ist dieses Gefühl von Inklusion sicherlich ein Faktor, der Island für die Auswanderung aus Griechenland sehr attraktiv erscheinen lässt.
Auswandern nach Griechenland
In das Land der Hellenen auszuwandern, ist für viele Menschen aus Mitteleuropa eine schöne Vorstellung.
Dass die Einwanderung von Ausländern aktiv gefördert wird, ist dabei die Ausnahme. Ein Beispiel wäre die Insel Andikythira, die Unterkünfte für Zuwanderer-Familien bereitstellt und monatlich 500 Euro zahlt.
Das statistische Bundesamt ermittelt die Zahl der deutschen Staatsbürger, die im europäischen Ausland leben. Im Jahr 2021 lebten 9.878 Deutsche in Griechenland. In Island sind zum 1. Januar 2023 nur 1.858 deutsche Staatsbürger registriert. Auswanderer, welche die heimische Staatsbürgerschaft aufgegeben und die Staatsbürgerschaft von Griechenland oder Island erworben haben, sind dabei nicht mitgezählt. Die Zahlen sprechen aber auch so eine deutliche Sprache. Viel mehr Deutsche wandern nach Griechenland aus als nach Island.
Umso interessanter finde ich die griechische Auswanderung nach Island.