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Der Februar 2025 begann mit Erdbeben vor Santorin

Es war ein großer Schreck für die Menschen auf Santorin, dass seit dem 2. Februar 2025 viele Erdbeben die Insel trafen.

Inzwischen wird gemeldet, dass die Wissenschaftler vorsichtig optimistisch sind. Kostas Papazachos ist Professor für Geophysik und Seismologie. Er sagt, das Störungsgebiet sei größtenteils aufgebrochen. Die Situation scheine sich in Richtung eines besseren Szenarios zu bewegen. Seinen Worten entnehme ich einen vorsichtigen Optimismus, dass der große Knall ausbleiben wird.

Die Lage bis zum 4. Februar

Am 4. Februar meldet t-online, dass sich die Magmakammern der Vulkane derzeit füllen. Ob das ein aktueller, durch den Beben ausgelöster Vorgang ist, sagen sie aber nicht. Es gibt beim Kolombo schon länger entsprechende Erkenntnisse. Möglicherweise ist aber die Kombination mit den derzeitigen tektonischen Erschütterungen nicht gut.

Aktuell kommt die Region nicht zur Ruhe. Die seismischen Aktivitäten finden in der Region zwischen den Inseln Santorin, Amorgos und der unbewohnten Insel Anydros statt. Auf Santorin hat inzwischen eine regelrechte Flucht von der Insel eingesetzt.

Die Wissenschaftler haben inzwischen über 820 Beben gemessen. Mindestens 200 Beben liegen über 3 auf der Richter-Skala. Diese Zahl taucht auch in deutschen Medien auf. Nicht nur Santorin ist betroffen. Auch die umliegenden Inseln Anafi, Ios, Naxos oder Amorgos sind es. Ein Zentrum der Erschütterungen befindet sich unterhalb der unbewohnten Insel Anydros.

Der Katastrophenschutz ist bereits auf Santorin, viele Einwohner verlassen sie. Laut tagesschau.de vom 4. Februar haben schon mehr als 9000 Menschen Santorin verlassen. Das ist mehr als die Hälfte der Einwohner.

Sorge macht, dass es sehr viele Beben sind. Denn es ist möglich, dass ein großes Beben noch folgt und dass es einen Tsunami nach sich zieht.

Mehr als 820 Beben im Meer zwischen Santorin und Amorgos

Der U.S. Geological Survey berichtet über Beben, die sich 27 km südwestlich von Amorgos ereignet haben. Zeitgleich hat die Erde 19 km nordöstlich von Santorin gebebt. Für die Unterwasserbeben geben die Geologen eine Stärke von 4,1 bzw. 4,2 auf der Richter-Skala an. Sie sollen sich in einer Tiefe von 10 km ereignet haben. Die meisten der über 800 Beben sind näher an Amorgos als an Santorin verortet worden.

Fira, die Inselhauptstadt von Santorin
Fira, die Inselhauptstadt von Santorin

Man muss sehen, dass die Inseln Amorgos und Santorin etwa 80 km auseinander liegen. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob die Entfernungsangaben 100%ig richtig sind.

Etwa 7 km nordöstlich von Santorin gibt es einen Unterwasservulkan, den Kolombo. Wenn Santorin von einem neuen Vulkanausbruch bedroht ist, dann wahrscheinlich dort. Der Kolombo tauchte bei einem großen Ausbruch im Jahr 1650 aus dem Meer auf. Da sein Tuffgestein schneeweiß war und in dieser Zeit noch Venedig die vorherrschende Macht in der Region war, benannte man den Vulkan nach dem italienischen Wort für Taube: Colombo oder in griechischer Schreibweise eben Kolombo.

Lehren der Wissenschaft vom Ausbruch 1650 und heutigen Beobachtungen

Der Ausbruch im Jahr 1650 ging mit starken Erdbeben einher und richtete auf Santorin viele Schäden an.

Erdrutsche am Hang zur Caldera von Santorin
Erdrutsche am Hang zur Caldera von Santorin
(Bildquelle: ProtoThema)

Er kostete damals 50 Menschen das Leben. Die Caldera des Vulkans kollabierte später und löste einen Tsunami aus. Der richtete noch in 150 km Entfernung Schäden an.

Die Spitzen des Kolombo liegen heute nur 10 bis 18 m unter der Wasseroberfläche. Die Caldera ist bis zu 505 m tief. Beeindruckend ist der Durchmesser des Kraters, der etwa 1,5 km beträgt. Der Kolombo ist ein wirklich großer Vulkan, der bis heute als sehr aktiv gilt. Seine Magmakammer ist aktuell so gefüllt, dass er ein heißer Kandidat für einen Ausbruch ist.

Wissenschaftler empfehlen schon länger, ihn intensiv zu beobachten. Damit befasste sich auch ein Forschungsprojekt des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel.

Für mich sind daher seismische Aktivitäten des Kolombo eine naheliegende Erklärung für die Erdbeben vor Santorin Anfang Februar 2025 vor Santorin. Allerdings gibt es auch die Erklärung, dass die Verschiebung von Erdplatten der Grund für diese Beben sei. Das entnehme ich einer Meldung der Deutschen Welle. Ob das eine Entwarnung hinsichtlich des Kolombo bedeutet, kann ich allerdings nicht einschätzen. Bisherige Beobachtungen zeigen, dass Beben an tektonischen Plattengrenzen zu Vulkanausbrüchen führen können.

Das sagen Experten

Der Sender NTV hat ein Interview mit der Geologin Heidrun Kopp vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel geführt. Das bringt die Angelegenheit sehr sachlich auf den Punkt.

Sie weist darauf hin, dass es 2011 und 2012 ähnliche Serien von Erdbeben gegeben habe. Zu einem Starkbeben kam es damals aber nicht.

Heidrun Kopp sieht keine vulkanischen Aktivitäten als Ursache des derzeitigen Erdbebenschwarms. In der Ägäis treffen Kontinentalplatten aufeinander. Sie nennt die Afrikanische und die Eurasische Platte. Aktuelle Messungen zeigen, dass damit zusammenstehende Aktivitäten die Ursache der Beben sind. Es handelt sich um keine magmatischen Beben, die in Zusammenhang mit vulkanischen Aktivitäten stehen und die auf einen bevorstehenden Ausbruch hindeuten.

Zwischen Santorin und Amorgos gibt es eine Bruchzone am Meeresboden. Die Krustenblöcke verschieben und reiben sich. Hierdurch entstehen die bis jetzt registrierten Beben.

Einen Anlass zur Evakuierung der Region sieht die Wissenschaftlerin derzeit nicht. Die Menschen sollten aber sehr steile Küstenabschnitte meiden.

Das GEOMAR ist aktuell vor Ort und installiert zusammen mit seinen griechischen Partnern weitere Messgeräte. Damit werden die Caldera und der Vulkan vor Santorin überwacht.. Das Zentrum der Aktivitäten liegt zwischen den Inseln Santorin, Amorgos und Ios. Aufgrund der Nähe wäre die Vorwarnzeit kurz.

Reisenden empfiehlt Heidrun Kopp, die Notfallbenachrichtigungen auf dem Handy aktiviert zu haben. Warnungen der griechischen Behörden gehen in mehreren Sprachen raus. Über diese Benachrichtigungen bekommt jeder mit, was Sache ist.

Anfang Februar 2025 treffen Erdbeben Santorin

In unseren Medien tauchten jedenfalls sehr schnell Meldungen über die Erschütterungen ab dem 2. Februar auf. Die Bild berichtete über Erdbeben-Angst auf der griechischen Trauminsel. Dagegen zitiert Greek Reporter den Bürgermeister von Santorin damit, dass die Insel sicher ist. Ehrlich gesagt ist das auch meine Meinung.

Zelte für Rettungskräfte auf Sportplatz
Zelte für Rettungskräfte auf Sportplatz
(Bildquelle: tagesschau.de)

Deutlich sachlicher berichtet der Merkur. Die Notfallpläne sind aktiviert, die Schulen geschlossen und Veranstaltungen sind untersagt. Wegen der Gefahr eines schweren Bebens mit Tsunami sollen die Menschen sich nicht in Hafen- und Küstennähe aufhalten.

Fakt ist: Menschen verlassen die Insel. So berichten es am 3. Februar 2025 Tagesschau, ZDF oder der Bayerische Rundfunk. Ungefähr ein Drittel der Bevölkerung dürfte Santorin bereits verlassen haben.

Die Unterwasserbeben können Erdrutsche auslösen. Die müssen nicht unbedingt auf einer der Inseln stattfinden, auch unter Wasser kann es dazu kommen. Leider ist der Kolombo mit seiner sehr großen Caldera auch ein Kandidat für Erdrutsche. Diese können sich auch erst eine Weile nach einem Beben lösen. Und die Möglichkeit, dass sie zu einem Tsunami führen, besteht leider auch. Es gibt nichts, was Menschen tun können, um das zu verhindern.

Das Erdbeben führt im Februar 2025 zu einem Exodus von Santorin

Fakt ist: Die Menschen sind aufgefordert, die Bereiche unmittelbar an der Küste zu verlassen. Sollte es zu einem Tsunami kommen, hätten sie dort keine Chance.

Santorini Airport von Außen
Santorini Airport

Viele Bewohner von Santorin verlassen die Insel. Die Fähren und Flieger sind ausgebucht. Inzwischen ist der Katastrophenschutz auf der Insel eingetroffen und bereitet sich auf den Fall der Fälle vor. Alle hoffen, dass man ihn nicht braucht.

Der Tagesspiegel zitiert den griechischen Seismologen Gerasimos Papadopoulos vom Seismologischen Institut in Thessaloniki. Er sagt, dass mit zunehmender Magnitude die Erdbebengefahr steigt. Die Magnitude ist das Maß für die Stärke von Erdbeben. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist die Richter-Skala. Ich verstehe den Experten so, dass die Gefahr von Nachbeben um so höher ist, wie das Ausgangsbeben ist.

Ob die Lage sich beruhigt oder ob es noch wirklich zu weiteren Aktivitäten kommt, bleibt also abzuwarten. Wenn der Kolombo ruhig bleibt, ist alles gut.

Efthimis Lekkas ist Präsident der Organisation für erdbebensichere Planung und Absicherung (OASP). Er meint, dass ein starkes Erdbeben zwischen 5 und 5.5 der Richter Skala gut wäre.. Ein stärkeres Beben der Stärke 6 oder mehr erwartet er nicht.

Empfehlungen des Auswärtigen Amtes und des griechischen Katastrophenschutzes

Das Auswärtige Amt warnt derzeit wegen der Erdbebensituation bei Santorini.

Am 2. Februar gab der griechische Katastrophenschutz eine Meldung heraus. Berichtet wurde von ca. 200 Beben. Die seismischen Aktivitäten nähmen ab. Bei starken Erdbeben müsse eine sofortige Evakuierung des Küstengebiets erfolgen.

Die Menschen sind ausdrücklich aufgefordert darauf zu machten, ob sich das Meer zurück zieht. In diesem Fall heißt es: Nichts wie weg! Dieses Phänomen ist Vorbote eines Tsunami.

Wer Winterschwimmen macht, soll das im Augenblick unterlassen. Das gilt nicht nur für die betroffenen Inseln der Kykladen, sondern auch für Kreta. Sollte das Meer sich vor einem Tsunami zurück ziehen, würde das Schwimmer mitreißen. Die hätten bei dem Sog keine Chance und wären verloren.

Video über die Vulkankrise bei Santorin

Auf YouTube habe ich ein recht gut gemachtes Video gefunden, das die derzeitige Situation gut erklärt. Der Kanal wird von einem YouTuber mit dem Nic LPIndie gemacht, der sich mit der Sachlage sehr intensiv befasst hat.

Quelle: YouTube Kanal von LPindie

Die Gefahr eines Ausbruchs des Vulkans in der Caldera von Santorin besteht nicht. Die Erklärung sieht eher ein Risiko beim Kolombo. Die sachliche Art, wie das erklärt wird, finde ich gut. Daher empfehle ich das Video gerne.

Bitte schaut Euch auch das Video des ORF an, in dem über die Situation berichtet wird.

Kehrt der Albtraum von 1956 zurück?

Der Sender NTV hat an das Erdbeben von 1956 erinnert. Es war der 9. Juli 1956.

Morgens um 5.30 Uhr maßen die Seismographen eine Erschütterung von 7,8 auf der Richterskala. Eine Minute genügte, und etwa 40 Prozent aller Häuser auf Santorin waren zerstört.

Viele Orte waren schwer getroffen. In Mesaria stehen heute noch Ruinen von Gebäuden, die in Folge dieses Bebens aufgegeben worden sind.

Bei den Nachbeben sind in Oia viele am Rand der Insel gebaute Häuser ins Meer gestürzt. Viele Einwohner verließen die Insel und suchten ihr Glück irgendwo anders.

Ich persönlich hoffe, dass es bei Befürchtungen bleibt. Ob es wirklich zu so starken Erschütterungen kommt, werden wir in den nächsten Tagen herausfinden. Im Augenblick kann das keiner sagen. Nur eines ist für mich sicher: Das Erdbeben vor Santorin im Februar 2025 wird noch lange auf Einheimische und Touristen nachwirken.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

4 Gedanken zu „Der Februar 2025 begann mit Erdbeben vor Santorin

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