Inseln

Anydros

Anydros (Άνυδρος) ist eine unbewohnte griechische Insel in der Ägäis. In Folge der Erdbeben 2025 wurde sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Auf Deutsch habe ich auch die Schreibweise Anydro gesehen. Das ist meiner Meinung nach aber nicht richtig.

Die Insel Anydros

Anydros gehört zu den Kykladen. Die Insel liegt nördlich von Anafi. Man kann sagen, ihre Lage ist zwischen Amorgos und Santorin. Ihre Fläche beträgt circa 1200 Hektar.

Anydros (Άνυδρος)
Anydros von der Seite gesehen
(Foto von einem Leser des Hellas Blog)

Auf mich wirkt die Insel von der Seite wie eine große Schildkröte, die im Meer liegt. Im Südosten ist der Hauptteil, im Nordwesten ragt ein kleinerer Teil wie der Kopf eines Reptils aus dem Wasser. Das ist aber nur (m)eine Fantasie. Fakt ist, dass die Insel einen größeren und höheren Teil hat, mit dem ein kleinerer Teil verbunden ist.

Der Inselname verrät uns deren Hauptmerkmal. Er setzt sich zusammen aus „an“ (ohne) und „ydros“ (Wasser). Anydros ist eine Insel ohne Quellen und damit ohne für Menschen verfügbares Wasser.

Die Insel hieß nicht immer so. Sie liegt in der Nähe von Amorgos. Von dort brachte man bis Anfang der 1970er Jahre Ziegen hierher, um sie weiden zu lassen. Daher nannte man die Insel „kleines Amorgos“: Amorgopoula.

Anydros liegt geografisch unterhalb von Amorgos. Deshalb nannte man sie auch die „untere Insel“: Kato Nisi.

Anydros (Άνυδρος)
Anydros (Άνυδρος)

Bis Anfang der 1970er Jahre war Anydros noch sehr grün. Die vielen Ziegen hier hatten gut zu essen. Im Sommer blieben Kinder mit den Tieren auf die Insel und mussten den Sommer über hier bleiben. Das war sehr hart, denn sie waren auf sich alleine gestellt.

Im Südosten der Insel kann man noch Mauerreste finden, die einzelne Areale umzäunten. Eine wirkliche und dauerhafte Besiedlung hat es hier wohl aber nicht gegeben. An anderen Stellen der Insel kann man auch die Reste anderer solcher „Steinhecken“ sehen.

Kaninchen haben die Vegetation zerstört

Ende der 1970er kam jemand auf die Idee, Kaninchen auf die Insel zu bringen. Die Idee war, dass man sie jagen kann. Was wie eine gute Idee klingt, war keine.

Die Kaninchen freuten und vermehrten sich. Sie hatten gut zu fressen. Nur die Vegetation hielt das nicht aus. Anydros bot jetzt zu wenig Futter für die Ziegen.

Die Vegetation hat dem Fraß der Kaninchen nicht stand gehalten und wurde karg. Heute ist hier wirklich nichts mehr außer ein paar Buchten. Das Fehlen einer Wasserquelle macht es unmöglich, hier in naher Zukunft wieder eine Vegetation anzusiedeln.

Anydros und die Erdbeben

Die Insel liegt in einem seismisch sehr unruhigen Gebiet. In der Nähe gibt es eine Erdbebenverwerfung, die schon bei früheren Beben eine Rolle gespielt hat.

Seismischer Schwarm in den Kykladen, Stand 3. Februar 2025
Seismischer Schwarm in den Kykladen, Stand 3. Februar 2025
(Bildquelle: volcanodiscovery.com)

Sie war zum Beispiel eine Quelle des Amorgos-Bebens von 1956, das auf Santorin und anderen Inseln erhebliche Zerstörungen angerichtet hat.

Die Gegend spielt auch bei den Beben im Frühjahr 2025 eine Rolle. Hier kam es ja zu einem regelrechten Erdbebenschwarm. Viele Zentren der Erschütterung waren unter der Insel oder ganz in ihrer Nähe. In diesem Zuge ist auf ihr ein Seismometer installiert worden. Daher hat man inzwischen recht zuverlässige Daten über Erschütterungen der Erde.

So hat man festgestellt, dass sich die Insel während der Beben um 7 mm am Tag verschiebt. Das ist sehr viel.

Was 2025 hier passiert, nennt man einen Erdbebenschwarm. Das sind regelmäßig wiederkehrende Erschütterungen der Erde. Ein Erdbebenschwarm ist davon gekennzeichnet, dass relativ ähnlich starke Beben nacheinander passieren. Wie lange, kann aber nicht gesagt werden. Man hat Schwärme beobachtet, die einige Tage dauerten. Es sind aber auch Erdbebenschwärme nachgewiesen, die über mehrere Monate gingen. Sie treten in vulkanisch aktiven Regionen auf, wobei die Zusammenhänge mit den Vulkanen noch nicht bekannt sind.

Das Gute an der aktuellen Situation: Wissenschaftler schätzen die Wahrscheinlichkeit eines schweren Bebens als sehr gering ein. So berichtet es am 6. Februar 2025 die Seite volcanodiscovery. Zumindest auf Anydros gibt es keine Menschen, die davon in Mitleidenschaft gezogen wären. Auf den umliegenden Inseln sieht es freilich anders aus.

Entsteht hier ein neuer Vulkankrater?

Es gibt Meldungen, nach denen in Folge der Erdbebenserie 2025 auf Anydros ein neuer Vulkankrater entstehen soll. Es bleibt abzuwarten, ob das wirklich passiert.

Verwechslungsgefahr mit Anydro

Die Insel wird gerne mal mit Anydro bei Patmos verwechselt. Die liegt nordnordwestlich von Patmos und ist ebenfalls unbewohnt und sehr trocken.

Die Insel befindet sich in Privatbesitz

Anydros befindet sich in Privatbesitz. Seit 1860 gehört sie der Familie des Geschäftsmannes Antonis Vekris.

Ich habe von einem Bekannten gehört, dass sie gekauft werden kann. Details dazu kenne ich aber nicht.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

4 Gedanken zu „Anydros

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