Inseln

Thirasia

Thirasia (Θηρασία) ist die kleine Schwester der Hauptinsel Santorin. Heißt diese auf Griechisch Thira, könnte man Thirasia frei mit „kleines Santorin“ übersetzen.

Im Deutschen wird Thirasia manchmal mit Doppel-S geschrieben, also Thirassia. Mit einem Doppel-S klingt die Aussprache auf Deutsch mehr nach dem griechischen Original. Im Deutschen sind beide Schreibweisen möglich.

Ursprünglich bildeten Thirasia und die Hauptinsel eine Einheit. Das änderte sich mit der großen Eruption. Seitdem sind beide Inseln getrennt.

Thirasia (Θηρασία)
Thirasia aus der Luft fotografiert

Es gibt eine schöne Geschichte, die den Namen erklärt. Danach soll der erste König des Inselarchipels ein Mann namens Theras gewesen sein, von dem sich auch der griechische Name Thera (heute ausgesprochen als Thira) ableitet. Theras hatte eine Tochter, die Thirasia hieß. Ihr schenkte er die kleine Insel, damit sie sich darauf einen prächtigen Palast bauen und dort wohnen konnte. Die große Insel wurde also nach dem Vater benannt, die kleine nach der Tochter.

Die Volkszählung 2011 hat ergeben, dass auf der Insel 319 Menschen wohnen. Ob die Zahlen heute noch stimmen, weiß ich nicht. Ich selbst war erstmals 2010 und zuletzt 2022 auf der Insel. Mein Eindruck ist, dass 2022 mehr auf der Insel los war als noch 12 Jahre zuvor.

Thirasia von der Caldera aus gesehen
Thirasia von der Caldera aus gesehen

Thirasia ist 5,7 km lang und 2,7 km breit. Die Insel hat eine Fläche von 9,246 km². Auf dem höchsten Berg steht eine kleine Kirche, die nach dem Propheten Elias (Προφήτης Ηλίας) benannt ist. Elias ist eine beliebte biblische Figur für die höchsten Gipfel in Griechenland, auch der hohe Berg auf Santorin heißt so.

Auf Thirasia gibt es 21 Kirchen, was für eine so kleine Insel sehr viel ist. Das zeigt nicht nur den tiefen Glauben der Insulaner. So viele und tolle Kirchen muss man sich erst leisten können. Den Menschen auf Thirasia dürfte es früher recht gut gegangen sein.

Es gibt auf der Insel auch archäologische Ausgrabungen. Die sind für Besucher jedoch nicht geöffnet. Funde sind zum Teil in den Museen in Fira ausgestellt.

Wie komme ich nach Thirasia?

Es gibt zwei Wege, auf denen Reisende üblicherweise nach Thirasia kommen. Entweder steigen sie hier im Rahmen einer organisierten Rundfahrt durch die Caldera aus, dann landen sie in Ormos Korfou an.

Oder sie kommen mit einer regulären Fähre. Von Ammoundi, dem kleinen Hafen unterhalb von Oia, geht mehrmals am Tag ein Taxiboot ab. Auch gibt es eine Verbindung vom alten Hafen unterhalb von Fira nach Thirasia. Dann gibt es noch eine Verbindung vom Inselhafen Athinios. Dort abgehende Fähren zu anderen Inseln oder nach Athen halten zum Teil auch in Thirasia.

Was unterscheidet Thirasia von Santorin?

Als ich 2010 hier war, sagte mir ein Einheimischer, dass Thirasia so sei wie Santorin 40 Jahren zuvor. Hier geht es insgesamt eher ruhig und beschaulich zu. So mag es auch auf der Hauptinsel gewesen sein, ehe der große Ansturm der Touristen eingesetzt hat.

Zuletzt war ich im September 2022 hier. Ich habe auf Thirasia einige Bauaktivitäten gesehen, Einwohner haben lange verlassene Häuser wieder bewohnbar gemacht. Insgesamt macht der Ort auch einen viel schöneren Eindruck als noch 12 Jahre zuvor. Hier ist also einiges passiert.

Touristen sind für die Bewohner eine wichtige Einnahmequelle. Sowohl unten am Anlegeplatz in Korfos als auch oben in der Siedlung gibt es nette Restaurants, in die man gut einkehren kann. Meist sind hier aber nur Tagesausflügler von der Hauptinsel.

Manolas

Der Hauptort des Inselchen heißt Manolas (Μανωλάς). Er liegt oben am Kraterrand und hat 160 Einwohner. Teilweise wird er auch Thirasia (Θηρασία) genannt, da er der Hauptort der Insel ist.

Kirche Agios Konstantinos in Manolas auf Thirasia
Kirche Agios Konstantinos

Manolas ist ein malerischer Kykladen-Ort. Du hast hier enge Gassen und wunderschöne Kirchen. Die Kirche Agios Konstantinos, die Du auf dem Foto siehst, hat mich sehr beeindruckt.

Sehr schön finde ich auch die Kirche Agios Charalambos, die am Ortsende liegt.

Im Ort gibt es mehrere Hotels, Tavernen und auch Läden. Hier gibt es alles, was Du für einen ruhigen Kykladen-Urlaub brauchst. Den ganzen Touristen-Trubel der Hauptinsel wirst Du hier nicht haben.

In den Ort kommst Du von den beiden Häfen Ormos Korfou (hier legen die Ausflugsboote der Touristen an) und Riva (hier legt die Fähre von Ammoudi aus an).

Ormos Korfou und Riva

Der kleine Hafen von Ormos Korfou (Όρμος Κόρφου) ist tagsüber vor allem von Touristen belebt, die auf der Rundreise um die Caldera hier anlegen.

Ormos Korfou
Ormos Korfou

Offiziell leben in Ormos Korfou nur 5 Menschen. Ganz im Gegensatz stehen die vielen netten Restaurants, die voll und ganz auf den Bedarf der Touristen eingestellt sind. Hier kann man gut chillen und sich von der Rundreise auf der Caldera ausruhen.

Ich selbst muss zugeben, dass ich in den Restaurants hier bislang noch nie eingekehrt bin. Als ich mit meiner Herzdame hier war, bin ich (ohne sie) hoch nach Manolas gelaufen und habe mir den Ort angesehen. Sie ist in eine Restaurant eingekehrt und hat eine Kleinigkeit gegessen. Da sie Lebensmittelallergikerin ist, muss sie immer sehr aufpassen. Nicht so gutes Essen bekommt ihr in der Regel nicht. Es hat ihr aber gut geschmeckt und mit der Verträglichkeit der Lebensmittel gab es auch keine Probleme. Für mich ist das ein echter Pluspunkt.

In Riva (Ρίβα) legt dagegen „nur“ die Fähre von Ammoudi (Hafen von Oia) an. Hier ist selbst nichts los. Der direkt an Riva grenzende Ort ist Agia Irini.

Der Aufstieg von Ormos Korfu nach Manolas

Von Ormos Korfou nach Manoloas führt ein recht steiler Weg den Berg hinauf. Ein mittelmäßig trainierter Mensch schafft ihn problemlos zu Fuß. Du musst nur langsam gehen und kleine Pausen machen.

Touristen reiten auf Eseln von Ormos Korfou hoch nach Manolas
Touristen reiten auf Eseln von Ormos Korfou hoch nach Manolas (2010)

Ich möchte an dieser Stelle etwas ansprechen, das mir ehrlich gesagt sehr unangenehm ist.

Das traditionelle Transportmittel nicht nur auf Santorin sind Esel. Inzwischen übernehmen Lkw und andere Fahrzeuge die meisten derartigen Aufgaben. Die Eigentümer der Esel mussten sich daher einen neuen Einsatz für ihre Tiere überlegen. So kamen sie auf die Idee, Touristen von den Häfen Santorins hoch zu den Städten reiten zu lassen.

Leider werden die Esel dabei oft überlastet. Die Tierschutzorganisation PETA hat 2022 eine Petition gestartet, um die Esel zu schützen.

Meine Bitte an die Leserinnen und Leser des Hellas Blog: Reitet nicht auf Eseln hoch, wenn Ihr auf Thirasia seid.

Ich bin mir dessen sehr bewusst, dass die Einkommensquelle für die Besitzer der Esel sehr wichtig ist. Deshalb tue ich mich mit so einer Bitte an Euch schwer. Letzten Endes sehe ich das Wohl der Tiere, dem zumindest schwergewichtige Menschen wirklich nicht gut bekommen. Inzwischen gibt es eine Vorschrift, dass Personen mit mehr als 100 kg nicht auf den Eseln transportiert werden dürfen. Nach dem, was ich gesehen habe, bin ich mir aber nicht sicher ob das so in der Praxis auch so umgesetzt wird.

Agia Irini

Wenn Du mit der Fähre von Amoundi nach Thirasia übersetzt, landest Du in Riva. Der Ort, auf den Du hier triffst, ist Agia Irini (Αγία Ειρήνη). In ihm leben 39 Menschen. Es gibt Hotels und Restaurants. Wer auf Thirasia einen Strandurlaub machen möchte, ist hier richtig. Der Strand bei Riva ist ruhig und nett.

Sehenswürdigkeiten des Ortes sind die Kirchen Agia Faneromeni (Αγία Φανερωμένη) und Agia Irini (Αγία Ειρήνη), die meist aber verschlossen sind.

Von Agia Irini aus fährst oder läufst Du hoch zu den Orten Manolas oder Potamos.

Potamos

Der kleine Ort Potamos (Ποταμός) hat 113 Einwohner und ist nach Manolas die zweitgrößte Siedlung auf der Insel. Der Ort wirkt, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. Es gibt zwei Kirchen, Agios Dimitrios (Άγιος Δημήτριος) und die der Gottesmutter geweihte Panagia i Giatrisa (Παναγιά η Γιάτρισα).

Agrilia

Agrilia (Αγριλιά) ist vermutlich der älteste Ort auf Thirasia. Hier ist es noch mal ein Stück weit ruhiger als die anderen Orte. Hier gibt es offiziell nur zwei Einwohner. Tatsächlch müssen es aber mehr Menschen sein, die hier leben. Immerhin hat der Ort zwei Hotels, die gerne Gäste empfangen. Und es gibt eine kleine, der Gottesmutter Maria geweihte Kirche (Παναγία, Τα εισόδια της Υπεραγίας Θεοτόκου). In der Nähe der Kirche gibt es Reste eines runden Turms, vermutlich stammen sie aus der Zeit des Hellenismus.

Weitere Kirchen und ein Kloster

Außerhalb der Orte gibt es weitere Kirchen, die man gut erwandern kann. Wenn Du auf Tagesausflug mit einer Caldera-Rundfahrt nach Thirasia kommst, wird die Zeit für solche Wanderungen etwas knapp sein. Bleib lieber in Manolas, sonst verpasst Du die Abfahrt Deines Schiffes. Übernachtest Du auf Thirasia, dann lohnt die Erkundung der Insel.

Im Westen der Insel steht die Christus-Kirche (Εκκλησία ΧΡΙΣΤΟΣ). Sie ist dreischiffig, hat aber nicht die für Santorin sonst so typischen blauen Kuppeln. Die Gewölbe der Kirche sind weiß, was ein guter Schutz vor der Sonne ist. Eine Besonderheit ist, dass die Seiten des Eingangs zur Kirche in rotbrauner Farbe gestrichen ist.

Im Südwesten der Insel, noch hinter der Christus-Kirche, liegt vor Thirasia die kleine Insel Kimina (Κίμινα). Sie ist die sechste und weitgehend unbekannte Insel des Santorini-Atolls. Manche sagen, es handele sich um keine Insel, sondern lediglich um einen großen Felsen. Offiziell ist Kimina eine Insel, daher bietet es sich an zumindest einen Blick darauf zu werfen, wenn Du schon einmal hier bist.

Auf der höchsten Erhebung der Insel steht eine kleine, dem Propheten Elias (Προφήτης Ηλίας) geweihte Kirche. Es lohnt sich, hier heraufzuwandern. Denn von der Kirche aus hast Du den vermutlich besten Ausblick auf die Hauptinsel.

Ganz im Süden der Insel gibt es noch das Kloster Kimisis Theotokou (Ιερά Μονή Κοιμήσεως της Θεοτόκου)#, das Kloster der Entschlafung der Jungfrau Maria. Das Kloster ist das lohnende Endziel Deiner Wanderung über die Insel. Eine Besonderheit ist eine goldene Ikone.

Solltest Du in der Mitte des August auf der Insel sein, dann hast Du am 15. August die Chance auf Teilnahme an einem ganz besonderen Fest. An diesem Tag kommen die Menschen der ganzen Insel hier zusammen. Um 7.00 Uhr beginnen die Gottesdienste, gegen 11.00 Uhr zieht eine Prozession um die Kirche des Klosters herum. Anschließend kommen die Menschen zusammen, es gibt Kaffee, Gebäck und auch Essen. Von Touristen wird nicht unbedingt erwartet, dass sie etwas mitbringen. Tun sie es doch, kommt das aber gut an. Wenn Du auf Thirasia übernachtest, sprich mit Deinem Hotel, ob Du die Küche benutzen kannst um einen guten Nudel- oder Kartoffelsalat zu machen. Vor sprachlichen Hürden solltest Du keine Angst haben. Zwar werden nur wenige der Teilnehmer des Festes Englisch sprechen. Aber einem Gast, der etwas mitbringt und sich einbringt, öffnen sich die Herzen. Der Rest findet sich dann von selbst.

Wie entstand Thirasia?

Vor etwa 3600 Jahren ging das Santorin der Bronzezeit durch die große Eruption unter. Vor der Explosion des Vulkans bildete die Insel ein Ring, ein Teil der Insel ging infolge der Eruption unter. Neben der Hauptinsel und dem kleinen Felsen Aspronisi blieb noch Thirasia als Rest der ursprünglichen Insel über.

Was andere auf Thirasia erlebt haben

Im Reiseblog Nissomanie gibt es einen sehr schönen Bericht über das Erlebnis eines Ausflugs nach Thirasia. Die Autorin nimmt uns mit auf ihre Reise und beschreibt, wie sie von Ammoundi (Hafen unterhalb von Oia) nach Thirasia übergesetzt ist. Sie schreibt den Inselnamen in ihrem Blog übrigens mit Doppel-S, was im Deutschen problemlos möglich ist. Katharina, die Autorin, beschreibt ihren Erlebnistag auf der kleinen Insel so gut, dass ich es das nächste mal ebenso machen möchte, wenn ich dort bin. Ihr Blog lohnt sich auch wegen der vielen tollen Fotos. Schaut ihn Euch mal an.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

5 Gedanken zu „Thirasia

  • Moin Roland, ich bin im April 2015 auf Thirasia gewesen. Kleiner Reisebericht von mir: https://www.in-greece.de/thirassia/artikel/105584-thirasia-anarchie-und-ruhe

    Mir gefallen am besten, die kleinen, einsamen und abgelegenen Inseln. Um so weiter weg von Athen, um so besser. Interessant finde ich grundsätzlich die kleinen griechischen Inseln mit wenigen Einwohnern (unter 50 bis 250). Grundsätzlich auch die Inseln, über die es keinen Reiseführer gibt und über die man kaum Informationen im Internet findet.

    Die großen touristischen Sommerinseln wie Mykonos, Santorini, Kos und Rhodos sind nichts für mich, die sind mir einfach viel zu touristisch, überlaufen und zu teuer. Dort fehlt mir einfach das Ursprüngliche.

    Jede Insel hat seinen eigenen Charakter und Identität, es gibt für mich aber eine handvoll Inseln, die haben einen ganz eigenen besonderen Charakter und Identität. Das merkt man sofort oder nach ein paar Tagen auf der Insel. Auf Grund der Lage, der Geschichte, der Landschaft, der Menschen, der Bräuche und Traditionen…

    Meine Lieblingsinseln sind Samothraki, Ikaria, Donousa, Anafi, Sikinos, Alonissos, Kimolos, Thirasia, Kreta & Gavdos.

    Viele Grüße aus Hamburg, kv

    Antwort
  • Sailer Ursula

    Wieder mal ein sehr lesenswerter Artikel mit vielen interessanten Infos über eine eher unbekannte kleine griechische Insel.
    Ich bekomme große Lust mal wieder neue Orte in Griechenland zu entdecken.
    Danke an Roland für die Recherchen

    Antwort
    • Liebend gerne. Santorin ist definitiv eine Reise wert. Und wenn man genau hinschaut, findet man auch Orte jenseits der touristischen Pfade.

      Antwort
  • Pingback: Petition für Esel auf Santorin - Hellas Blog

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