Geschichte

Die große Eruption von Santorin

Die Kultur auf Santorin ging in der Bronzezeit durch die große Eruption unter.

Santorin aus der Luft
Santorin

Dieses Ereignis gab der Insel die Form, die wir heute noch kennen. Eine Hauptinsel ist geformt wie ein Halbmond. Daneben liegen kleinere Inseln.

Diese große Eruption ereignete sich vor etwa 3600 Jahren. In den Ruinen von Akrotiri kann man heute noch sehen, wie entwickelt die Zivilisation auf Santorini in der Bronzezeit war.

Anfang des Jahres gab es ja Berichte, nach denen bei Santorin eine Vulkanexplosion droht. Konkret geht es um den Unterwasservulkan Kolombo (Ηφαίστειο Κολούμπος), der im Meer sieben Kilometer nordöstlich von Santorin liegt.

Gerade deshalb finde ich, dass die große Eruption von Santorin nicht nur historisch, sondern auch für unsere Gegenwart interessant ist.

Die Einwohner wussten, dass der Vulkan ausbrach

Wir wissen, dass es für den Ausbruch des Vulkans Vorzeichen gegeben haben muss, durch welche die Einwohner gewarnt waren. Im Gegensatz zu Pompeji hat man auf Santorin keine Überreste von Menschen gefunden, die vom Vulkan getötet wurden.

Eingang zu einem Haus am Dreiecksplatz in Akrotiri
Eingang zu einem Haus am Dreiecksplatz in Akrotiri

Sie wussten, dass etwas schlimmes passiert, und haben die Insel rechtzeitig verlassen.

Als die Menschen vor der großen Eruption Santorin verlassen haben, rechneten sie vermutlich damit, später zurück kehren zu können. Das kann man in den Ruinen von Akrotiri gut nachvollziehen. Dort haben die Leute ihre Möbel vor das Haus gestellt, ehe sie die Insel verlassen haben. An dieser Stelle blieben sie stehen. Der Vulkan brach aus. Die Menschen kehrten nie zurück.

Bei den Ausgrabungen hat man die Spuren dieser Möbel gefunden. Die Möbel selbst bestanden aus organischem Material: Holz, Leder oder Stoff. Das Material ist in der Hitze des Vulkanausbruchs vergangen. Den Hohlraum haben die Forscher mit Gips ausgegossen und konnten so die Möbel rekonstruieren.

Übrigens sind diese Stücke nicht nur in Akrotiri zu sehen. Im Archäologischen Nationalmuseum gibt es einen Santorin gewidmeten Ausstellungsbereich. Dort könnt Ihr sie auch anschauen.

Wann war die große Eruption von Santorin?

Wann genau die große Eruption stattfand, konnte bislang noch nicht abschließend geklärt werden.

Droht auf Santorin eine Vulkanexplosion?
Vulkaninsel Nea Kameni in der Caldera von Santorin

Vor einigen Jahren hat man an der Caldera einen verkohlten Olivenbaum entdeckt. Eine C-14 Untersuchung führte zu einer Datierung auf 1627 v.Chr. In diesem Jahr muss er verkohlt und durch Bims bedeckt worden sein. Daher gingen Forscher davon aus, dass die Eruption auf dieses Jahr datiert werden könnte.

Eine neue Untersuchung von Charlotte Pearson ist dem genauen Zeitpunkt der großen Eruption von Santorin auf die Spur gekommen. Sie hat dendrochronologische Untersuchungen durchgeführt. Eine Untersuchung des Datenmaterials ergab, dass die Eruption 1627 v.Chr. nicht Santorin betraf, sondern den Aniakchak in Alaska.

Antikewelt.de berichtet, dass die von Charlotte Pearson ausgewerteten Daten drei Zeiträume ergeben, die für die Eruption von Santorin in Betracht kommen: 1611 v.Chr., 1562–1555 v.Chr. und 1538 v.Chr.

An der türkischen Westküste liegt Cesme-Baglararasi. Dort sind Ablagerungen eines Tsunamis gefunden worden, die Wissenschaftler auf 1612 v. Chr. datiert haben. Andere Tsunamiablagerungen bei Palaikastro auf Kreta sind auf 1650 v.Chr. +/- 30 Jahre datiert worden. Entweder ist das Alter der Ablagerungen nicht richtig ermittelt worden. Alternativ ist möglich, dass es in der Zeit zwei oder mehr Tsunamis gab, die im Abstand von mehreren Jahren das östliche Mittelmeer betrafen. Dann sehe ich daraus keine Möglichkeit, eine Verbindung zu Santorin zu beweisen. Hier hat die Forschung noch einiges zu tun.

Das alles grenzt den Zeitraum ein, kann ihn aber nicht endgültig klären. Meiner Meinung nach macht man nichts falsch, wenn man die große Eruption auf „etwa 1600 v. Chr.“ datiert.

Wie verlief die große Eruption?

Paraskevi Nomikou und ihre Kollegen von der Universität Athen haben den Verlauf der großen Eruption aus geologischer Sicht rekonstruiert. Das Ergebnis ihrer Forschungen haben sie im November 2016 bei Nature Communications veröffentlicht.

Danach verlief der Ausbruch in vier Phasen:

  • Phase 1: Der Vulkan explodiert. Aus einem unterirdischen Schlos werden Lava, Asche und Gase ausgeschleudert.
  • Phase 2: Wasser dringt in den Schlot ein. Das hat zwei heftige Wasserdampf-Explosionen zur Folge.
  • Phase 3: Pyroklastische Ströme treten aus und bedecken die gesamte Umgebung mit Lava, Staub und Asche. Das Meerwasser in der Caldera verdampfte durch die Hitze. Es bildete sich ein Kraterrand, der das Eindringen frischen Wassers verhinderte. Die Caldera fiel trocken.
  • Phase 4: Die Caldera kollabiert. Das Gestein fällt in den trockenen Innenberiech und wird vom nachströmenden Meer innerhalb von 2 Tagen bedeckt. Dieser Einstrom erzeugte Wellen von bis zu 200 m Höhe in der Caldera.

Das Ergebnis dieser vier Phasen ist die Gestalt des Archipels, die wir heute kennen.

Die Größe des Vulkanausbruchs

Ein Team um Jens Karstens vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel hat versucht, die Größe des Vulkanausbruchs zu ermitteln. Das Ergebnis haben sie Ende April 2023 in nature communications veröffentlicht. Ältere Forschungen gingen noch von etwa 86 km³ Material aus, die durch den Vulkanausbruch bewegt wurden. Nun kommen die Wissenschaftler auf ein Volumen von etwa 35 km³ Material. Damit war der Ausbruch kleiner als bisher angenommen.

Es hat trotzdem ausgereicht, um die Insel zu verheeren und die auf ihre erblühte Zivilisation zu beenden.

Was bleibt von der Kykladenkultur auf Santorin?

Fundstücke aus der Kykladenkultur könnt Ihr in den Museen auf Santorin, in Athen und anderen Museen der Welt sehen.

Den wohl faszinierendsten Eindruck habe ich bei der Besichtigung der Ruinen von Akrotiri gewinnen können. 2014 habe ich dazu ein kleines Video gemacht und auf YouTube veröffentlicht. Es gibt sicherlich bessere Videos. Meines vermittelt aber zumindest einen guten Eindruck von dem, was hier einst gewesen ist. Viel Spaß beim Ansehen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

3 Gedanken zu „Die große Eruption von Santorin

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