Geschichte

Rückkehr der Elgin Marbles nach Athen?

Thomas Bruce, 7. Earl of Elgin, war bis 1803 der Botschafter des Vereinigten Königreichs bei der Hohen Pforte in Konstantinopel. Mit Zustimmung der Hohen Pforte ließ er Kunstschätze aus der griechischen Antike untersuchen und dokumentieren.

Parthenon-Fries: Ausstellung einer Nachbildung im Akropolis Museum
Parthenon-Fries: Nachbildung im Akropolis Museum

In diesem Zusammenhang tat er etwas, womit er in die Geschichte Griechenlands eingegangen ist.

Im Jahr 1801 erhielt Elgin einen Firma (eine Erlaubnis), die ihm gestattet, umfangreiche Grabungen durchzuführen.

Elgin legte die Vollmachten sehr großzügig aus, die er hatte. Die wissenschaftliche Untersuchung seiner Funde genügte ihm nicht. Auch reichte es ihm nicht, Abgüsse der antiken Kunstwerke zu fertigen.

Lord Elgin brachte viele Kunstschätze nach Großbritannien, dort zunächst in sein Landhaus in Schottland. Er erweiterte so seine Kunstsammlung. Das Prunkstück waren dabei die Marmorskulpturen des Parthenon-Tempels. Er ließ sie zwischen 1802 und 1812 nach Großbritannien verbingen.

Für die Griechen war das Diebstahl. Lord Elgin wähnte sich im Recht. Dieser Streit um die von Elgin außer Land gebrachten Marmorskulpturen (Elgin Marbles) dauert bis heute an.

Es bewegt sich etwas in Sachen Elgin Marbles

Die Financial Times berichtete vor kurzem, dass in den Streit um die Elgin Marbles Bewegung gekommen ist. Die griechische Zeitung Ekathimerini hat diesen Bericht aufgegriffen. Zwei sehr wichtige Personen habe sich der Sache angenommen und es geschafft, zumindest bis jetzt die nötige diplomatische Diskretion in der Sache zu wahren. Für den griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis ist die Rückkehr der Elgin Marbles von London nach Athen eine Herzensangelegenheit. Er hat das Gespräch mit George Osborne gesucht, dem früheren Schatzkanzler des Vereinigten Königreichs. Dieser ist inzwischen Vorsitzender der Treuhänder des Britischen Museums. Beide haben sich seit November 2021 wiederholt getroffen und die Möglichkeiten für eine gütliche Einigung ausgelotet.

Überlegt wird, dass ein Teil der Elgin Marbles nach Athen als Leihgabe geht. Nach einigen Jahren muss diese Leihgabe zurück nach London, dann aber kann ein anderer Teil nach Athen. Eine vollständige und dauerhafte Rückgabe ist aufgrund des British Museum Acts von 1963 nicht möglich.

War Lord Elgin ein Dieb?

Die Entfernung der Skulpturen war von Anfang an umstritten. Lord Elgin argumentierte, dass er sie vor dem Verfall retten und für die Nachwelt erhalten wollte.

Lord Elgin
(Quelle: Wikipedia)

Andere sahen dies als kulturellen Diebstahl. Tatsächlich nutzte Lord Elgin seine Position als Botschafter, um die Marmor Skulpturen außer Landes zu schaffen.

Seit ihrer Ankunft in London haben die Elgin Marbles zu einer kontroversen Debatte geführt. Griechenland fordert seit Jahrzehnten ihre Rückgabe, und viele Menschen auf der ganzen Welt unterstützen diese Forderung. Die griechische Regierung argumentiert, dass die Skulpturen ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes Griechenlands sind und dass sie aufgrund der Art und Weise, wie sie entfernt wurden, illegal entwendet wurden.

Letzten Endes argumentiert Griechenland damit, dass Lord Elgin einen Kunstraub begangen habe. Für die heutige Zeit mag diese Argumentation richtig sein. Allerdings gab es einen solchen Straftatbestand zu der Zeit noch nicht, als Lord Elgin sich des Parthenon Frieses bemächtigte.

Das Britische Museum steht auf dem Standpunkt, dass es rechtmäßiger Eigentümer der Elgin Marbles ist.

hat argumentiert, dass die Skulpturen für die Weltgemeinschaft von Bedeutung sind und dass das Museum ein angemessener Ort für ihre Aufbewahrung ist. Die Sammlung gilt als ein wichtiger Bestandteil der Kunstgeschichte und als Beispiel für die klassische griechische Kunst und Architektur. Darüber hinaus hat das Museum argumentiert, dass Lord Elgin die Skulpturen mit der Zustimmung der Osmanischen Regierung entfernt hat, die zu der Zeit das Land beherrschte.

Trotzdem bleibt die Frage der Rückgabe der Elgin Marbles umstritten. Die griechische Regierung und andere Befürworter der Rückgabe argumentieren, dass die Skulpturen eine tiefere Bedeutung für das griechische Volk haben und dass ihre Entfernung ein Beispiel für den kulturellen Imperialismus des 19. Jahrhunderts darstellt. Andere argumentieren jedoch, dass die Skulpturen jetzt ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Welt sind und dass sie im British Museum angemessen aufbewahrt werden.

Die Debatte um die Elgin Marbles ist auch ein Beispiel für die größere Frage nach dem Umgang mit kulturellem Erbe in der heutigen Welt. Während einige argumentieren, dass es wichtig ist, dass Kunst und Artefakte an ihrem ursprünglichen Ort bleiben, um die Bedeutung ihrer Geschichte und Kultur zu bewahren, argumentieren andere, dass die Kunstwerke und Artefakte Teil eines größeren kulturellen Erbes sind, das von der ganzen Welt geteilt werden sollte.

Unabhängig von den Ansichten in dieser Frage bleibt die Bedeutung der Elgin Marbles als ein wichtiger Teil der Kunstgeschichte und der Kulturgeschichte Griechenlands unbestritten.

Die Frage, ob die Elgin Marbles geraubt oder lediglich in Sicherheit gebracht worden sind, wird bis heute kontrovers diskutiert. Hierzu habe ich auf Archäologie Online einen interessanten Bericht gefunden, auf den ich Euch hinweisen möchte.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

2 Gedanken zu „Rückkehr der Elgin Marbles nach Athen?

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