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Wandern auf Nea Kameni?

Auf der Homepage der Zeitschrift Hörzu ist am 19. März 2024 ein Artikel über fünf „schlafende“ Vulkane für Wanderfans erschienen. Genannt wird auch ein Ziel in Griechenland: Nea Kameni. Das habe ich mir mal angeschaut und meine, dass diese Empfehlung Unsinn ist.

Nea Kameni ja, aber nicht zum Wandern

Unter der Caldera von Santorin schlummert ein Vulkan. Sein Name ist Kameni. An der Oberfläche sehen wir zwei Inseln, Palea Kameni und Nea Kameni. Das Wort Kameni bedeutet auf Deutsch „die Verbrannte“, und so sieht es an der Oberfläche der beiden Vulkaninseln auch aus.

Touristen bewegen sich auf Nea Kameni
Touristen bewegen sich auf Nea Kameni

Was meint nun die Hörzu zum Wandern auf Nea Kameni? Sie verweist auf bekanntesten griechischen Vulkaninseln Santorin, Milos, Nisyros, Kos sowie die Halbinsel Methana. Die große Eruption von Santorin kennt die Hörzu als einen der verheerendsten Ausbrüche in Europa. Dann schreibt sie, dass die Eruption ringförmige Reste hinterlassen hat, zu denen auch die unbewohnte Insel Nea Kameni gehöre.

Wo beginnt der Fehler und was ist noch richtig? Richtig ist, dass neben der Hauptinsel Thira noch die kleinen Insel Thirasia und Aspronisi Reste der alten, vor 3600 Jahren zerstörten Insel sind. Nea Kameni ist nicht vor 3600 Jahren entstanden, sondern erst sehr viel später durch neuere vulkanische Aktivitäten in der Mitte der Caldera hochgedrückt worden. Die Einordnung dieser Insel ist schon mal falsch.

Was der Autorin des Hörzu-Artikels aber wohl nicht bekannt ist: Man kann Nea Kameni zwar besuchen und auf ihr herumlaufen. Aber regelrechte Wanderpfade gibt es hier nicht. Die Touristen werden mit Booten hierhergefahren, müssen Eintritt zahlen um auf die Insel zu kommen, erhalten ein paar Informationen und das war es. So eine Tour ist toll, ich habe sie auch schon gemacht. Aber mit Wandern hat das nun wirklich nichts zu tun.

Also ganz klar: Wer Nea Kameni als Ziel zum Wandern empfiehlt, hat entweder keine Ahnung von dieser Insel oder keine Ahnung vom Wandern. Beides ist eigentlich gar nicht zu schwer. Ich weiß, dass Nea Kameni als Wanderziel in diversen Quellen immer wieder mal empfohlen wird. Das halte ich offen gestanden für eine Falschempfehlung. Die wird auch nicht dadurch besser, dass sie immer wieder von Seiten im Internet und teils auch von professionellen Redakteuren abgeschrieben und weiterverbreitet wird.

Nea Kameni ist eine Insel, die ich jederzeit wieder besuchen würde. Aber auf die Idee, dort einen Wanderurlaub machen zu wollen, würde ich nie kommen.

Die anderen vulkanischen Wanderziele in Europa

Ich möchte noch kurz die anderen vulkanischen Wanderziele in Europa nennen, welche im Artikel angeführt werden. Das sind die Albaner Berge in der Nähe von Rom, die Vulkaneifel im Westen Deutschlands, der Roque de Agando in Spanien und Puy de Dôme in Frankreich. Die ersten beiden kenne ich und kann bestätigen, dass sie wunderbar geeignet für einen Wanderurlaub sind. Das dürfte auch bei den anderen beiden Regionen der Fall sein.

Nea Kameni finde ich interessant, das ist aber keine Wanderinsel, die man mit den anderen genannten Orten in Europa vergleichen könnte. Man kann die Insel betreten, sich über Vulkanismus informieren und auf ihr herumlaufen. Das war es aber schon. Auf der Hauptinsel von Santorin gibt es viel attraktivere Wanderpfade.

Dass es Reiseführer gibt, die Nea Kameni für Wanderungen empfehlen, ist mir bekannt. Meiner Meinung nach ist das Quatsch. Für einen echten Wanderurlaub in Griechenland ist Nea Kameni definitiv nicht zu empfehlen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

2 Gedanken zu „Wandern auf Nea Kameni?

  • In der TV Hören und Sehen war jetzt ein haarsträubender Artikel über das Inselspringen nach Lipsi und Amorgos. Entweder war der Bericht mindestens 30 Jahre abgelagert oder einfach frei erfunden.
    Von einem greisen Abt Theofilos in Kloster Chozoviotissa/Amorgos war die Rede, der seit 60 Jahren dort sei, und vom primitiven Dörflein mit Generator und nächtlichem Stockdunkel auf Lipsi, dafür mit Sirtaki tanzendem Wirt und in Strömen fließenden Ouzo als das Ausflugsboot wegen des Windes nicht nach Patmos zurück konnte. Die Schrottfähren wurden auch mehrmal erwähnt.
    Dazu wurde in der Fotolegende von wild lebenden Pferden auf Patmos geschwafelt.

    Nicht das Papier wert, auf das es gedruckt wurde. Die Hörzu dürfte da kaum besser sein.

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    • Was Du beschreibst klingt wie schlecht ausgedacht, schlechter recherchiert und unter Hinzufügung diverser Fehler aufgeschrieben…

      Antwort

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