Festland

Fehler bei der Wiederherstellung der Akropolis

Bei der Wiederherstellung der Akropolis Ende des 19. Jahrhunderts hat man Fehler gemacht, die man heute als sehr kritisch ansehen darf. Gebäude aus dem Mittelalter und der osmanischen Zeit wurden abgerissen, um den Zustand in der Antike wieder herzustellen. Den kannte man aber nicht so genau.

Restaurierung durch Panagiotis Kavvadias

Der Restaurierung der Akropolis ist untrennbar mit dem Namen Panagiotis Kavvadias verbunden. Als der griechische Akropolis Ende des 19. Jahrhunderts die Aufsicht über die Akropolis übernahm, hatte er eine klare Vision. Er wollte den Felsen vom Belag der Jahrhunderte befreien und ihm seine vermeintliche „alte Reinheit“ zurück geben.

Der Parthenon heute in beschädigtem Zustand
Der Parthenon heute in beschädigtem Zustand

In Kavvadias Augen war die Akropolis ein Heiligtum der klassischen Ära Griechenlands. In der Antike war die Akropolis der Heilige Bezirk von Athen. Sowohl in der byzantinischen als auch der osmanischen Zeit siedelten hier oben Menschen.

Unter seiner Anleitung sind zwischen 1885 und 1890 Kirchen, Häuser und Verwaltungsgebäude abgerissen worden. Damit machte Kavvadias keineswegs den Anfang. 1874 ist auf Schliemanns Initiative hin der Frankenturm abgerissen worden.

Man hat diese mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gebäude als entbehrlich und nicht bewahrenswert betrachtet. Die damalige Vision bestand darin, den Felsen in die Zeit des Perikles zurückzuführen. Dass dabei der Rest seiner Geschichte ausgelöscht wurde, nahm man billigend in Kauf.

Die Wiederherstellung der Akropolis und dabei begangene Fehler

Im 19. Jahrhundert gab es einen Trend, der sich „ideale Restaurierung“ nannte. Archäologen und Ingenieure arbeiteten zusammen. Die versuchten, historische Denkmäler wieder so aufzubauen, die man sie sich im „Original“ vorstellte.

Baustelle am Parthenon
Der Parthenon auf der Akropolis

So war es auch auf der Akropolis. Hier führte der Architekt Nikolaos Balanos die Restaurierungen durch.

Das Wissen über die Durchführung solcher Arbeiten reichte (aus heutiger Sicht nicht aus). Die Arbeiten hat man nicht dokumentiert, wie es heute üblich wäre. Marmor ist an falschen Stellen platziert worden.

Man hat Balanos vor allem zur Last gelegt, dass er Eisenklammern verbaut hat, die nicht gegen Korrosion geschützt waren. Man muss aber sehen, dass er dabei nach dem Stand der Technik seiner Zeit gehandelt hat. Dennoch führten gerade diese Klammern zu Schäden, die zu beseitigen sehr aufwändig war.

Kavvadias hat man dafür gelobt, die Akropolis als Symbol „reiner altgriechischer Erhabenheit“ wieder hergestellt zu haben.

Die Schäden sind später zutage getreten: Fehlstellungen, Abnutzung, Verlust von Originalmaterial und vor allem das Verschwinden von Denkmälern aus späteren Epochen.

Ab 1975 begann man, den Schaden wieder zu beseitigen. Einiges war möglich. Andere Schäden lassen sich nicht mehr beseitigen. Und vor allem ist das Wissen über einen großen Teil der Bauten aus byzantinischer und osmanischer Zeit unrettbar verloren gegangen.

Fehler bei der Wiederherstellung der Akropolis erzählen eine eigene Geschichte

Heute ist die Akropolis ein Felsen, der nicht nur die Monumente der Antike trägt. Du siehst auch die Spuren der Menschen, die mit übertriebenem Enthusiasmus versuchten, die Akropolis zu „retten“. Die dahinter stehenden Absichten waren edel. Aber das Ergebnis lehrte, dass Archäologie Geduld, Wissenschaftlichkeit und Respekt für alle Epochen erfordert. Sich nur auf eine Zeit zu beschränken, die man als „richtig“ definiert. Das wird allen anderen Zeiträumen nicht gerecht, die auch die Geschichte der Akropolis ausmachen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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