Bücher und MedienGeschichte

Homer

Der Dichter Homer (altgriechisch: Ὅμηρος, neugriechisch: Όμηρος) gilt als der früheste Dichter Griechenlands und damit Europas, dessen Werke bis heute überliefert sind.

Definitiv sind Ilias und Odyssee mit die bedeutendsten und auf jeden Fall die ältesten Werke der Weltliteratur. Das Wort Odyssee ist in vielen Sprachen das Synonym für eine lange Irrfahrt.

Wer war Homer?

Ob es Homer wirklich gab und wenn ja, wann genau er gelebt hat, diskutiert die Fachwelt sehr kontrovers. Vermutlich wurde er in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts v.Chr. geboten und starb in der 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts v.Chr. Sein Geburtsort ist ebenfalls nicht bekannt.

Kopf des Homer in der Abgusssammlung Antiker Plastik in Berlin
Kopf des Homer in der Abgusssammlung Antiker Plastik in Berlin

Schon in der Antike gab es mehrere Orte, die als sein Geburtsort gelten wollten: Argos, Athen, Chios, Ithaka, Kolophon und Smyrna.

Wer sein Vater war, ist in den Quellen nicht überliefert. Laut Pausanias (10,24,2) soll Homers Mutter Klymene geheißen haben. Diese soll von der Insel Ios herstammen, wo Homer möglicherweise dann auch verstorben ist.

Homer wird oft als blinder Wandersänger dargestellt. Das liegt einmal an seinem Namen, der in der Antike von ho mē horōn (ὁ μὴ ὁρῶν = der nicht Sehende) abgeleitet wurde. Homer wird als armer und blinder Wandersänger dargestellt, was auch auf den Apollonhymnus zurückgeht.

Ich persönlich kann keine Aussage dazu machen, ob Homer wirklich blind war oder nicht. Wenn in der Wissenschaft nicht geklärt ist, ob Homer eine historische Person war, dann muss die Frage seiner Blindheit auch als offen gelten. Ich persönlich glaube, dass es Homer gegeben hat und hoffe, dass die Kunde von seiner Blindheit auf einem Irrtum späterer Generationen beruhte.

Denn eine Sache ist nicht zu bestreiten. Mit Ilias und Odyssee stammen von ihm zwei Werke der Weltliteratur, die uns bis heute faszinieren und in ihren Bann ziehen. In allen Zeitaltern haben die Menschen Homer und seinen Dichtungen die allerhöchste Wertschätzung gezollt. Troja und die Irrfahrten des Odysseus sind bis heute populär, wie populäre Sagenbücher oder spannende Filme immer wieder zeigen.

Homer werden nicht nur Ilias und Odyssee zugeschrieben. Auch gibt es weitere Werke, die aus seiner Feder stammen sollen. Zu nennen sind 33 Gedichte, die so genannten Homerischen Hymnen. In der Antike wurden ihm weitere Werke zugeschrieben, die aber vermutlich nichts mit Homer zu tun haben.

Die Fachwelt mag sich streiten über Details zur Entstehung von Ilias, Odyssee, den Hymnen und ob Homer wirklich lebte und deren Verfasser war. Ich mag Homer.

Ilias

Die Homer zugeschriebene Ilias (Ἰλιάς) schildert die entscheidende Phase des Trojanischen Krieges.

Jemand, der an die Wahrheit der Ilias glaubte, war Heinrich Schliemann. Mit der Ilias in der Hand ging er an die kleinasiatische Küste und machte sich auf die Suche nach Troja. Diese Geschichte kannst Du im verlinkten Beitrag über Heinrich Schliemann nachlesen. Fakt ist auf jeden Fall, dass die Ilias eben nicht einfach nur ein Mythos war.

Die Ilias berichtet vom bereits neun Jahre andauernden Trojanischen Krieg. Wie es zum erbittet geführten Konflikt zwischen der griechischen Allianz und den Trojanern kam, wird nur kurz berichtet. Das Urteil des Paris und die Entführung der Helena sind schon eine Geschichte an sich. Im Kern geht es um die letzten 51 Tage des Kampfes um die Stadt. Götter und Menschen stehen äußerst erbittert gegeneinander.

Die Geschichte von der List des Odysseus mit dem Trojanischen Pferd, der Eroberung und Zerstörung Trojas steht übrigens nicht in der Ilias. Die Odysse (8. Gesang, Zeilen 493 und 512) erwähnt das „hölzerne Pferd“ nur, geht aber auf die damit zusammenhängende Geschichte nicht weiter ein.

Die Kunde von Trojas Fall mit Hilfe des Hölzernen Pferdes erfahren wir aus der Iliu persis (Ἰλίου πέρσις = Zerstörung Trojas) erhalten. Als dessen Verfasser gilt ein Arktinos von Milet, über den wir nicht viel wissen.

Odyssee

Die Homer zugeschriebene Odyssee (Ὀδύσσεια) schildert die Irrfahrten des Odysseus im Anschluss an den Sieg über Troja. Hochgradig spannend ist die Frage nach der Lokalisierung der einzelnen Orte, an denen Odysseus seine Abenteuer erlebt.

Die Irrfahrten des Odysseus möchte ich an dieser Stelle nur ganz oberflächlich zusammenfassen. Nach Ende der Kämpfe um Troja setzt Odysseus die Segel in Richtung seiner Heimat, kommt aber dort nicht an. Er begegnet Kikonen, Lotophagen und dem Kyklopen Polyphem. Meine Lieblingsgeschichten aus der Odyssee sind die von den Sirenen und von Skylla und Charybdis. Kirke bezaubert ihn, die Nymphe Kalypso hält Odysseus auf ihrer Insel fest und Poseidon ist immer noch sauer auf ihn. Nach gut 20 Jahren Abwesenheit kehrt Odysseus nach Ithaka zurück. Dort geht er mit all jenen, die seine Frau zum Eheschluss drängen um sich das Königreich unter den Nagel zu reißen, nicht allzu freundlich um.

Die Homerischen Hymnen

33 antike griechische Gedichte sind Preisungen und Anrufungen der griechischen Götter. Es gibt noch ein 34. Gedicht, das „an die Gastgeber“ gerichtet ist. Vom Versmaß und der Sprache her sind die Hymnen an Ilias und Odyssee angelehnt. Die älteste mir bekannte Erwähnung dieser Hymnen steht bei Thukydides (III.104). Er berichtet vom Apollonhymnus des Homer. Ob Homer tatsächlich Verfasser dieser Hymnen ist, darüber ist die Fachwelt sich nicht einig.

Meine persönliche Meinung zu Homer

Ich finde Homer klasse. Dass er der allererste Dichter der Griechen war, glaube ich persönlich nicht. Seine Wortkunst zeigt eine Höhe, zu der es eine Entwicklung gegeben haben muss. Er scheint aber der erste Dichter gewesen zu sein, dessen Werke aufgeschrieben worden und so vor dem Vergessen bewahrt worden sind. Seine Leistung kann man meiner Meinung nach gar nicht hoch genug schätzen.

Über eines bin ich mir sicher: Alles, was aktuell so an Literatur geschrieben wird, dürfte in zweitausend Jahren vergessen sein. Homer wird man dann noch kennen und lesen. Das muss man erst einmal schaffen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

5 Gedanken zu „Homer

  • Holger Fischer

    „Ich neige zur Annahme, dass es ihn als historische Person tatsächlich gegeben hat“

    Es basiert alles auf Indizien. Man kann sich deshalb nur auf Annahmen stützen. Manche Leute nehmen an, dass es Homer tatsächlich gab. Ich nehme an, dass es Homer nicht wirklich gab. In beiden Fällen sind es Annahmen, aber kein WISSEN. Leider ist WISSEN in diesem Fall nicht möglich.

    Antwort
  • Homers Ilias und Odyssee sind durchaus die wohl einflussreichsten Epen der Weltliteratur. Ich finde es aber sehr unwahrscheinlich, dass beide Epen aus den Federn desselben Autors stammen. Die Stile sind irgendwie sehr unterschiedlich. Auffällig ist überdies, dass die Odyssee sehr stark auf Athene und Poseidon ausgerichtet ist. Die Ilias bezieht alle Götter mit ein. Es gibt auch ein Rätsel, weshalb Athene dem Odysseus die Treue hielt. Im Rahmen von trojanischen Krieg hat Odysseus nämlich einen erheblichen Betrug gegen Palamedes gemacht, der zur Steinigung des klügsten Menschen (Palamedes) führte. Es gibt viele Ungereimtheiten, die im Rahmen der Homerischen Frage kontrovers diskutiert werden ->

    https://www.mythologie-antike.com/t149-homerische-frage-mythologie-war-homer-der-autor-der-ilias-und-der-odyssee-konnte-homer-eine-fingierte-person-sein

    Antwort
    • Vielen Dank für Deine Ergänzung und den Link auf Deine Seite. Die „Homerische Frage“ ist sicherlich eines der ganz großen Rätsel der Weltliteratur. Ich neige zur Annahme, dass es ihn als historische Person tatsächlich gegeben hat. Aber bereits in der Antike war so wenig von ihm bekannt, dass man wohl nicht alle alten Berichte über ihn für bare Münze nehmen kann.

      Antwort
      • Holger Fischer

        Die Geschichte des Palamedes wird nicht oft thematisiert und taucht in der Ilias überhaupt nicht auf. Warum? Das ist ein riesiges Rätsel, da entpuppt sich Odysseus nämlich als riesiges A…Loch. Die Athene der Quellen gemäß Hesiod und mehr, hätte niemals dem Odysseus diese Schweinerei durchgehen lassen. Wir haben es hier mit einem großen Plausibilitätsproblem zu tun. Athene wollte natürlich, dass Troja fällt – aber Schweine (wie es Odysseus beispielsweise war) unterstützt Athene nicht. Der Fall Trojas hätte ihr vollkommen ausgereicht ->

        https://www.mythologie-antike.com/t849-palamedes-mythologie-klugster-unter-den-menschen

        Antwort
  • Pingback: Was bedeutet die Inschrift auf Griechisch über dem Eisernern Steg in Frankfurt? - Hellas Blog

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner