Geschichte

351 geraubte Antiquitäten gehen zurück nach Griechenland

351 geraubte Antiquitäten sind bei der Liquidation einer Kunsthandelsfirma sichergestellt worden. Diese Raubkunst zurück nach Griechenland. Für mich war das eine der wirklich guten Nachrichten in 2023.

Figuren im Archäologischen Museum von Fira (Santorini)
Figuren im Archäologischen Museum von Fira (Santorini)

Das Bild links ist nur symbolisch, um diesen Beitrag zu illustrieren. Die Geschichte, um die es geht, ist real und spannend. Wir sprechen von einem regelrechten Krimi, in dem 351 geraubte Antiquitäten nur die Spitze des Eisbergs sind.

Robin Symes Limited

Seit 2006 ermittelten die Behörden in Zusammenhang mit dem britischen Kunsthändler Robin Symes. Sein Unternehmen Robin Symes Limited war im Kunsthandel tätig.

Robin Symes war ein renommierter Kunsthändler, der Kunstwerke und Antiquitäten an Sammler und Museen auf der ganzen Welt verkaufte. Robin Symes selbst erblickte im Februar 1939 das Licht der Welt. Seit den 1970er Jahren war er im Antiquitätenhandel tätig und galt als einer der bekanntesten und erfolgreichsten Kunsthändler Großbritanniens.

Der Anfang vom Ende kam, als 1999 sein langjähriger Partner Christo Michaelides starb. Dessen Familie wollte seinen Anteil am Vermögen der Symes Limited, über den Wert der Beteiligung gab es Streit, der schließlich zu Gericht ging. In diesem Zusammenhang kam heraus, dass Symes vor Gericht über den Wert seines Unternehmens gelogen hatte. Er wurde wegen Missachtung des Gerichts zu zwei Jahren Haft verurteilt, von denen er sieben Monate tatsächlich absitzen musste. Hierbei ging es übrigens um eine ägyptische Statue, deren Wert mit 3 Millionen Britischen Pfund angegeben wird. Es kam heraus, dass dieses dem Gericht verschwiegene Artefakt nur die Spitze des Eisbergs war.

Die Ermittlungen in diesem Zusammenhang weiteten sich auf andere Länder Europas aus, in denen Symes geschäftlich tätig war. Es kam heraus, dass es weltweit ungefähr 29 Lagerstätten gab, in denen sich wertvolle Antiquitäten befanden. Neben London werden noch die New York und die Schweiz genannt.

Symes Zusammenarbeit mit italienischen Grabräubern

Es kam heraus, dass Symes mit dem italienischen Antikenhändler Giocomo Medici zusammengearbeitet hat. Er leitete eine Gruppe, die illegale Ausgrabungen vornahm, die gefundenen antiken Artefakte über renommierte Händler „wusch“ und letzten Endes – illegal – auf dem öffentlichen Kunstmarkt zu Geld machte. 1995 begann eine Spezialeinheit der italienischen Carabinieri zu ermitteln. Die Tutela Patrimonio Culturale (deutsch in etwa: Kommando zum Schutz des Kulturerbes) fand heraus, dass sich im Freihafen von Genf ein großes Lager mit Antiquitäten befand. Hier wurden nicht nur 45 Kisten mit antiken Gütern der Griechen, Römer und Etrusker sicher gestellt. Aus diesen stammen die 351 geraubten Antiquitäten, die jetzt nach Griechenland zurück gehen.

Die Ermittler fanden auch eine umfangreiche Dokumentation der Kulturgüter, die weitere Ermittlungen ermöglichten. In einigen Fällen haben die Täter sogar die illegale Ausgrabung sorgsam dokumentiert, ebenso gab es Unterlagen über Weiterverkäufe. Ein italienitsches Strafgericht hat Giocomo Medici ist zu 10 Jahren Haft und einer Geldstrafe von 10 Millionen Euro verurteilt. Das ist die höchste Strafe, die ein Gericht in Italien bisher für Delikte in Zusammenhang mit illegal gehandelten Antiquitäten verhängt hat.

Der Fund im Freihafen von Genf

Wie gesagt sind in Genf 45 Kisten mit antiken Artefakten sichergestellt worden. Das klingt erst einmal nicht viel. Insgesamt handelt es sich um ca. 17.000 Stücke. Der Wert dieser Artefakte wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Symes soll die Kunstgegenstände kurz nach dem Tod seines Geschäftspartners Michaelides im Freihafen von Genf versteckt haben, um sie vor dessen Nachlassverwaltern zu verbergen.

351 geraubte Antiquitäten

Die 351 geraubten Antiquitäten, um die es aktuell geht, sind nur die Spitze des Eisbergs. Immerhin gelang es, deren illegale Provenienz zu klären. Deshalb konnten sie nach Griechenland repatriiert werden. Hierbei handelt es sich eine Statuette aus weißem Stein, die aus der Jungsteinzeit (ca. 4000 v. Chr.) stammt. Weiter werden in den Medien eine kykladische Figur aus der Zeit zwischen 3200 und 2700 v. Chr., eine beschädigte Marmorstatue aus der Zeit 550-500 v. Chr. und eine fragmentierte Bronzestatue des jungen Alexanders des Großen aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts genannt. Auch soll es um zahlreiche Keramikfragmente gehen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Ein Gedanke zu „351 geraubte Antiquitäten gehen zurück nach Griechenland

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner