Griechenland

Mieten in Griechenland

Ich möchte mit Euch einen Blick auf die Mieten in Griechenland werfen. Der Focus soll dabei auf Athen, Thessaloniki und Patras gerichtet sein. Die Mieten sind hoch und viele Griechen haben in zwischen ein echtes Problem, sie noch bezahlen zu können. Im Januar 2023 hat Capital hat einen Bericht über die Mieten in Thessaloniki und Patras veröffentlicht. Ihn nehme ich als Aufhänger, um in die drei größten Städte des Landes zu blicken. In ihnen lebt etwa die Hälfte der ca. 10 Millionen Einwohner Griechenlands.

Das wichtigste vorab: Die Wohneigentumsquote in Griechenland ist viel höher als in Deutschland. Bei uns leben anteilig viel mehr Menschen zur Miete als im Land der Hellenen. Zu dieser Wahrheit gehört aber auch: Junge Menschen können mit ihren Familien oft nicht die elterlichen vier Wände verlassen, weil sie mit ihren Einkommen keine Miete bezahlen können.

Das Verhältnis von Wohneigentum zu Miete in Griechenland

In Deutschland birgt die Höhe der Mieten immer sozialen Sprengstoff. Das ist in Griechenland auch der Fall, aufgrund der hohen Eigentumsquote aber doch anders als bei uns.

Athen: Blick auf die Akropolis vom Monastiraki aus - Foto von Christiane Großimlinghaus
Athen: Viel Geschichte, knapper Wohnraum
(Foto: Christiane Großimlinghaus)

In 2021 lebten laut unserem Statistischen Bundesamt in Griechenland 26,7% der Menschen zur Miete. 73,3% der Bevölkerung lebt in selbst genutztem Wohneigentum. Deutschland dagegen ist hinsichtlich der Wohneigentumsquote auf dem vorletzten Platz in Europa. Im Schnitt leben bei uns 49,5% der Menschen in den eigenen vier Wänden. Dabei gibt es große regionale Unterschiede. Spitzenreiter ist das Saarland, in dem 64,7% der Bürger in den eigenen vier Wänden leben. Berlin – die größte deutsche Stadt – bildet mit einer Wohneigentumsquote von gerade mal 17,4% das Schlusslicht.

Man kann es drehen und wenden wie man will: Die Deutschen kommen, was Wohneigentum angeht, an die Griechen nicht heran.

Allerdings muss man das auch relativ sehen. In Griechenland leben junge Familien oft noch bei einem der Elternteile und nicht in einer eigenen Wohnung, da sie sich eine solche mit ihrem Einkommen nicht leisten können. Statistisch fallen sie damit in die Gruppe jener, die nicht zur Miete wohnen.

Die Wahrheit ist: Die Möglichkeit, eine Miete für eine gute Wohnung tatsächlich bezahlen zu können, hat in Griechenland eine sehr hohe Bedeutung.

Das sieht man an einem Vergleich der Statistik zu überfüllten Haushalten in Europa. 2021 lebten in Griechenland 28,5% der Menschen in überbelegten Wohnverhältnissen, bei jungen Leuten zwischen 15 und 29 Jahre liegt die Quote sogar bei 48,5%. Die Lage ist in Deutschland deutlich besser. Hierzulande leben 10,6% der Menschen in überbelegten Haushalten, bei den jungen Leuten liegt die Quote bei nur 17,9%. Diese Zahlen der EU stammen aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg. Ich vermute, dass die Zahlen sich für Deutschland aufgrund rund 1 Millionen Kriegsflüchtlinge verschlechtert haben dürften. Insgesamt haben es Menschen bei uns jedoch einfacher als in Griechenland, aus überbelegten Wohnungen in eigene vier Wände zu ziehen.

Mieten in Athen

Schauen wir nach Athen, der Hauptstadt Griechenlands. Hier leben etwa 660.000 Menschen, was allerdings nur die offiziell gemeldeten Menschen in der Gemeinde Athen betrifft. Das ist mehr oder weniger das Zentrum der Stadt.

Wohnung in der Drakou
Wohnhaus in der Drakou in Athen

Der Großraum Athen hat offiziell etwa 3,8 Millionen Einwohner. Schätzungen gehen aber von einer hohen Dunkelziffer und etwas 5 Millionen Menschen aus, die hier leben. Anders formuliert: Je nach Zählweise drängen sich hier zwischen 30% und 50% der Einwohner Griechenlands auf engstem Raum. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Preise für Wohnraum.

Aus Sicht internationaler Reisender gilt Athen als sehr günstig. Für die Menschen, die in der griechischen Hauptstadt leben und arbeiten, stellt sich die Sache etwas anders dar. Viele haben ein Problem, die Mieten und andere Kosten des täglichen Lebens aus ihrem regulären Einkommen bezahlen zu können.

Dort hat der durchschnittliche Mietpreis inzwischen ein Niveau von 10 Euro pro Quadratmeter und mehr erreicht. Das bezieht sich auf Wohnraum in einem nach 2000 erbautes Gebäude. Im historischen Zentrum rund um Plaka und Akropolis lagen die Mietpreise in 2019 schon bei 14 Euro / m², inzwischen dürften es noch mehr sein.

Das sind Mietpreise, die uns aus Deutschland erst einmal nicht ungewöhnlich hoch. Man muss aber sehen, dass das Durchschnittseinkommen in Griechenland nur 38% des Durchschnittseinkommens in Deutschland beträgt.

Capital.gr hat die Mieten für eine 100 m² Wohnung über dem 1. Stock ermittelt, die sich in einem nach 2000 erbauten Gebäude befindet.

Mieten in Thessaloniki und Patras

Werfen wir einen Blick nach Thessaloniki und Patras. Dort ist die Lage auf den ersten Blick entspannter.

Thessaloniki: Platz des Heiligen Georg
Thessaloniki: Platz des Heiligen Georg
(Foto: Katja Olf)

Thessaloniki ist mit ca. 325.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Griechenland. Dort liegen der durchschnittliche Mindestmietpreis bei 5,4 Euro /m² und der maximale Durchschnitt bei 6,4 Euro / m². In den Vororten ist es etwas günstiger, in besonderen Lagen etwas teurer.

In Portalen wie Spitionline finde ich Wohnungen für diese Preise, aber ich sehe auch viele Wohnungen, die deutlich teurer sind. Für Neumieter dürfen die Zahlen der Statistik hinterfragt werden.

Ganz ähnlich sehe ich die Situation in Patras. Die Stadt ist nach Athen und Thessaloniki die drittgrößte Griechenlands. Hier leben etwa 210.000 Menschen.

In Patras liegt laut Statistik der Mindestmietpreis bei 4,83 Euro / m², der maximale Durchschnitt bei 5,92 Euro / m². Auch hier variieren die Preise leicht je nach Lage.

Diese Preisangaben möchte ich nach eigenen Recherchen aber hinterfragen. Für kleine Einraumwohnungen sehe ich in den einschlägigen Portalen auch in Patras Mieten um die 10 Euro / m².

Sicher gibt es auch deutlich günstigeren Wohnraum. Irgendwoher muss die Statistik ja ihr Datenmaterial haben. Aber ist der für Menschen zugänglich, die heute eine Wohnung suchen? Ich habe den Eindruck, dass die Situation für Neumieter viel schwieriger ist als für Leute, die schon seit einigen Jahren eine Wohnung haben.

Schwierige Situation für Studenten

Die Griechenland Zeitung berichtet am 29. Juli 2023 über die schwierige Situation von Studenten. Für diese wird Wohnraum tendenziell nicht mehr zu bezahlen sein. Die Regierung, so die Griechenland Zeitung, sieht eine Ursache im Trend, Wohnungen für Kurzzeit-Vermietungen bereit zu stellen und nicht mehr langfristig an ein und die selbe Person zu vermieten.

Ferienwohnungen verdrängen reguläre Mieter

Die Griechenland Zeitung hat Ende April gemeldet, dass Griechenland bei AirBNB Urlaubern immer beliebter werde. Besonders zu spüren ist das in Athen. Im Gebiet um die Akropolis sind die Mieten inzwischen besonders hoch, obwohl es sich keineswegs um die besten Viertel der Stadt handelt.

Viele Wohnungen werden inzwischen über Plattformen wie AirBNB an Touristen vermietet. Wie man an den Mieten für ‚richtige‘ Wohnungen sieht, hat die Vermietung von Wohnungen an permanent wechselnde Gäste unschöne Auswirkungen auf die Einheimischen. Diese Wohnungen sind für den freien Mietmarkt nicht mehr zugänglich. Andere Mieter und Wohnungseigentümer in den betroffenen Häusern freuen sich nicht immer über die permanent wechselnden Nachbarn, die oft mehr die eigene Party als Rücksicht auf andere im Sinn haben.

Im November 2022 hat die Griechenland-Zeitung über eine Studie zu den Folgen der kurzfristigen Vermietung von Immobilien an Feriengäste berichtet. Danach werden in Griechenland 129.000 Wohnungen und Häuser auf AirBNB und anderen zur Vermietung angeboten.

Bei 45 Millionen Übernachtungen haben die Vermieter einen Umsatz von 1,38 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das sind 14% der Einnahmen der Reisebranche.

Lohnen die Mieten in Griechenland die Auswanderung?

Inzwischen hat die Vermietung von Ferienwohnungen durch Privatleute eine Dimension angenommen, die sowohl im Beherbergungsgewerbe als auch bei der Verfügbarkeit regulärer Wohnungen zu spüren ist.

Die Lebenshaltungskosten in Griechenland sind rein von den Geldbeträgen her niedriger als bei uns. Lohnt sich deshalb das Auswandern?

Fragst Du Seiten zum Thema Auswandern im Netz, stellen diese Griechenland als ein im Vergleich zu Deutschland sehr günstiges Land dar. Zurück gehen diese Angaben auf Seiten wie Numbeo, welche Statistikwerte für Deutschland und Griechenland miteinander vergleichen. Danach seien die Lebenshaltungskosten in Griechenland um 19,7% günstiger als in Deutschland. Die Miete sei um 48,9% günstiger.

Ich warne davor, solche Zahlen für bare Münze zu nehmen und darauf eine Lebensentscheidung zu begründen. Gute und moderne Wohnungen haben auch in Griechenland ihren Preis.

Ganz klar: Wer nach Griechenland auswandern möchte, sollte das nicht des Geldes wegen tun. In Griechenland gibt es wahnsinnig tolle und liebenswerte Menschen, faszinierende Landschaften, eine großartige und lebendige Geschichte und tolles Essen. Es gibt viele Gründe um in das Land der Hellenen auszuwandern. Nur sollte es nicht die Überlegung sein, dass man dort für die Miete weniger zahlen muss als in Deutschland.

Wenn Du ernsthaft über eine Auswanderung nachdenkst, dann denke bitte darüber nach, wie groß die Hürde der Sprache und der Schrift für Dich ist. Auch wenn theoretisch alle Griechen in der Schule Englisch lernen, bleibt nicht bei jedem viel davon hängen. Und das griechische Alphabet ist anders als unseres. Kommst Du damit zurecht? Wenn Du Dir zutraust, mit der Sprache zurecht zu kommen, dann lies bitte als nächstes die Informationen für Auswanderer nach Griechenland, die das Auswärtige Amt bereit stellst. Ganz klar: Griechenland freut sich über Zuwanderer, die Arbeitskraft oder Geld mit ins Land bringen. Auf Leute, die von der Sozialhilfe leben wollen, wartet man dort nicht. Die ist auch bei weitem nicht so üppig und großzügig wie in Deutschland.

Zum Thema Auswanderung nach Griechenland ließe sich noch viel sagen. Dafür ist dieser Blogbeitrag aber nicht der richtige Platz. Die vorstehenden Hinweise sollen nur deutlich machen, dass ein Auswanderer andere Themen mit höherer Priorität betrachten muss als den Preis für eine Mietwohnung. Wenn alles andere für Dich passt, dann wird sich für Deine Wohnung schon eine Lösung finden.

Mein Fazit zu den Mieten in Griechenland

Für uns in Deutschland, Österreich oder der Schweiz klingen die genannten Mietpreise teils sehr verlockend. Wenn ich sehe, welche Einkommen für durchschnittliche Arbeitnehmer in Griechenland üblich sind, relativiert sich diese Einschätzung. Wohnraum ist auch im Land der Hellenen recht teuer.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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